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Kombiverkehr: Verlagerung vorantreiben Klimabonus für die Schiene gefordert

Foto: Kombiverkehr

Spediteure belohnen, die die Schiene nutzen und verhindern, dass Sendungen zurück auf die Straße gehen - das sind die Vorschläge der Kombiverkehr-Geschäftsführer Armin Riedl und Heiko Krebs.

Die magische Marke von einer Million transportierter Sendungen hat der Intermodal-Spezialist Kombiverkehr voriges Jahr nicht ganz erreicht. Im ersten Halbjahr 2022 hatte es noch stark danach ausgesehen, als könne man die Million-Mauer durchbrechen. Von September an bekam aber auch das Unternehmen aus Frankfurt die Folgen der rückläufigen Konjunktur zu spüren, sodass es das Jahr 2022 mit 969.442 transportierten Sendungen abschloss, immerhin 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Neuer Geschäftsführer Heiko Krebs

„Die Zurückhaltung hat zugenommen“, bestätigt Heiko Krebs. Am 13. April stieg er nach dem Ausscheiden von Alexander Ochs zum Geschäftsführer auf und teilt sich die Aufgaben mit Armin Riedl. Beide arbeiten bereits seit mehr als 30 Jahren bei dem Dienstleister zusammen. Auch der Start ins Jahr 2023 verlief eher verhalten; die ersten Monate liegen bei den Sendungszahlen unter den Werten der Vorjahresmonate.

Foto: Kombiverkehr
Heiko Krebs, Geschäftsführer Kombiverkehr: „Die Netzwerkausweitung ist unser Kerngeschäft, und unser Netzwerk trägt uns durch gute und schlechte Zeiten“

Perspektivisch wird sich das ändern: Das Geschäftsführer-Duo ist überzeugt, dass nicht zuletzt angesichts der Klimadiskussion der Schiene die Zukunft gehört. „Der Staat hat ein Interesse an CO2-armen Transportlösungen, zumal er bis 2045 CO2-neutral werden will“, sagt Riedl. Doch aktuell sind Schienenverkehre eben kein Selbstläufer, weil frei gewordene Lkw-Kapazitäten und sinkende Dieselpreise Transporte auf der Straße begünstigen. Unternehmen auf der Schiene haben weniger leichtes Spiel: Sie kämpfen mit Baustellen und anderen Beeinträchtigungen sowie den hohen Preisen für Bahnstrom. Und mit einer höheren Effizienz auffangen lässt sich das nicht, weil die von der Schienenbranche gewünschten 750-Meter-Züge eben noch nicht die Regel sind.

Kombiverkehr sieht daher den Bund gefordert. „Der Staat sollte darüber nachdenken, ob er in dieser Zeit – in der die erforderliche Produktivität nicht gegeben ist – die Branche mit einem Klimabonus unterstützt“, sagt Riedl und weist auf andere Volkswirtschaften wie Italien, Österreich und die Schweiz hin, die eben dies praktizieren. Ihm schwebt ein Bonus von 30 bis 50 Euro pro Lkw-Sendung vor. „Damit kann die Bundesregierung ein Zeichen setzen, dass sie es mit der Verlagerung ernst meint.“

Forderung nach Mautbefreiung auf Vor- und Nachläufen

Zusätzlich bekräftigt Riedl seine Forderung nach einer Mautbefreiung von Lkw-Vor- und -Nachläufen. Das sei problemlos mithilfe der digitalen Daten zu bewerkstelligen. „Wir kennen jeden Lkw, der zum Bahnhof kommt“, erklärt er. Dennoch habe sich an diesem Punkt nichts getan – angeblich, weil es in Brüssel Bedenken gebe. Bei Gas-Lkw sei die Mautbefreiung auch möglich gewesen, wenngleich dieser Bonus zum Januar auslaufen soll.

Trotz der rückläufigen Nachfrage bleiben die Kunden der Schiene verbunden, so die Wahrnehmung von Kombiverkehr – es sei eben schlichtweg weniger Ladung da. Ein steigendes Interesse erkennt das Unternehmen an langströmigen Verkehren. „Ob von Schweden nach Österreich, von Osteuropa nach Spanien oder von Rotterdam nach Polen – der Trend zu Kombinierten Verkehren über sehr große Distanzen ist ungebrochen“, erläutert Heiko Krebs. Ein Problem sei hierbei jedoch die Bewältigung der Baustellen: Von Rotterdam kommend erschweren die regelmäßigen Eingriffe auf der Betuwe-Linie mit monatlichen Vollsperrungen den Betrieb und auch die Bautätigkeit zwischen Hamburg und Hannover bleibt nicht ohne Folgen.

Foto: Kombiverkehr
Armin Riedl, Geschäftführer Kombiverkehr: „Mit einem Klimabonus kann die Bundesregierung ein Zeichen setzen, dass sie es mit der Verlagerung ernst meint.“

Daher sehen die Kombiverkehr-Verantwortlichen auch die geplanten Korridorsanierungen auf dem gesamten Bundesnetz mit gemischten Gefühlen. Die 45-Milliarden-Euro-Finanzspritze bis 2027 ermögliche einerseits eine deutliche Aufwertung des Schienennetzes, betonen sie. „Die Kunst wird es andererseits sein, die Korridorsanierungen zu umfahren“, sagt Riedl und weist auf die aktuell schon hohe Unpünktlichkeit hin. Nur rund 50 bis 60 Prozent der Züge erreichen zurzeit ihr Ziel gemäß Fahrplan.

Die Kunst ist es auch, unter den erschwerten Bedingungen neue Angebote zu machen. Hier will Kombiverkehr nicht nachlassen und hat fürs laufende Jahr konkrete Pläne für neue Verkehre beziehungsweise eine Erhöhung der Frequenz (siehe Kasten). „Die Netzwerkausweitung steht immer ganz oben an“, betont Geschäftsführer Krebs. „Das ist unser Kerngeschäft, und unser Netzwerk trägt uns durch gute und schlechte Zeiten.“

Kombiverkehr hat Digitalisierung im Fokus

Ebenfalls ganz oben stehen für seinen Geschäftsführerkollegen Riedl und ihn die Digitalisierung des Geschäfts. „Unser Anspruch ist es, dass der Kunde nicht nur die Zugleistung einkauft, sondern auch eine durchgängige Information“, sagt Krebs. „Gerade in Zeiten, in denen wir verstärkt mit Baustellen und Unregelmäßigkeiten konfrontiert sind, brauchen unsere Kunden und wir Transparenz und Echtzeitdaten.“ Zwei Meilensteine waren hier der Start des neuen Kundenportals im März sowie der Start der neuen Datendrehscheibe KV 4.0 für alle am Intermodaltransport beteiligten Akteure wenige Wochen später.

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Die Rückmeldungen auf das Kundenportal seien durchweg positiv, bilanzieren die Kombiverkehr-Chefs. Mehr als 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kunden seien auf dem Portal, täglich werde darauf eine fünfstellige Zahl an Transaktionen abgewickelt. Die Kunden sehen alle für sie relevanten Auftragsdaten – seien es Statusmeldungen zur aktuellen Position der Ladeeinheit oder die voraussichtliche Abholzeit am Terminal (ETP). „Die Disponenten müssen also nicht mehr bei der Transportüberwachung anrufen und fragen, wo ihre Sendung ist“, berichtet Riedl. Alles sei im Portal ersichtlich, daher werde man mittel- bis langfristig auch keine Mails mehr bei Verzögerungen verschicken.

Und auch KV 4.0 sei gut angelaufen, berichten die beiden Firmenchefs. Ende April haben sie mit dem Pilotkunden Bertschi erste Daten über die Drehscheibe, die durch das Unternehmen DX Intermodal betrieben wird, ausgetauscht. Die Datendrehscheibe lebt vom Mitmachen: Je mehr Akteure – ob Terminals, EVUs oder Speditionen – darüber Informationen austauschen und abrufen, desto besser wird sie. Das System gibt heute beziehungsweise perspektivisch Zugriff auf Fahrpläne, Buchungen, Terminal-Statusmeldungen, Zuglauf- sowie Vor- und Nachlaufdaten. „Mithilfe dieser Daten können alle Beteiligten ihre Geschäftsmodelle verbessern“, betont Krebs – auch das sei in diesen Zeiten ein echter Mehrwert.

Neue Angebote

  • Umstellung Verkehre von und nach Mortara (Lombardei) seit Anfang Mai: von Duisburg aus statt Krefeld mit erweiterten Gateway-Möglichkeiten
  • Frequenzerhöhung München–Triest von drei auf fünf Abfahrten seit Ende März
  • National neue Anbindungen nach Großbeeren, Mannheim und Bönen seit März
  • Anbindung Ostrava (Tschechien) via Lovosice als Antennenverkehre mit Partnergesellschaft seit Jahresbeginn
  • Ab Verona und Mortara auch nach Bari als Antennenverkehre mit Partnergesellschaften seit April
  • Frequenzerhöhung Duisburg–Lübeck und retour auf elf Rundläufe pro Woche und Richtung seit Anfang Juni
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