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Bilanz Deutsche Bahn Schenker glänzt zum Jubiläumsjahr

Foto: DB AG/Volker Emersleben

Schenker liefert, und auch DB Cargo kommt wieder auf Kurs: Corona-bedingt schneidet die Deutsche Bahn das Jahr 2021 jedoch wieder mit einem negativen Ergebnis ab.

Der Jubilar macht sich selbst das schönste Geburtstagsgeschenk. Zum 150. Bestehen liefert der Logistikdienstleister DB Schenker Rekordzahlen ab. Er profitiert von starkem Aufwind in der Luftfracht, aber auch von einem stabilen Landtransport und verbessert damit die Gewinn- und Verlustrechnung der Deutschen Bahn ganz erheblich. Bei der seit Jahren defizitären Güterbahn DB Cargo zeichnet sich erstmals eine Trendwende ab: Nach einem Jahrzehnt der Mengenverluste legte sie 2021 erstmals wieder zu – sowohl bei der Tonnage als auch bei der Verkehrsleistung.

Lutz will 2022 wieder schwarze Zahlen schreiben

Der Konzern insgesamt hat den Corona-Krisenmodus aber noch nicht verlassen: Das operative Ergebnis der Deutschen Bahn (DB) lag im vergangenen Jahr bei minus 1,6 Milliarden Euro – nach minus 2,9 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Beim Umsatz stimmt die Richtung wieder. Er kletterte um 18,4 Prozent auf 47,3 Milliarden Euro – und lag damit bereits über dem Vorkrisenjahr 2019. Vorstandschef Dr. Richard Lutz bekräftigte das Ziel, im laufenden Jahr wieder in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. „Die Bahn wird mehr denn je gebraucht. Jeder Fahrgast und jeder Güterzug hilft dem Klimaschutz“, sagte er bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Berlin.

Eine Herausforderung sieht er darin, die steigende Nachfrage und die ebenfalls steigende Bautätigkeit unter einen Hut zu bringen. „Dieses Spannungsfeld wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten“, sagte Lutz. Gerade im vergangenen Jahr, als der Bund Rekordmittel in das Schienennetz steckte, haben sowohl Reisende als auch der Güterverkehr die Auswirkungen deutlich zu spüren bekommen. Temporär fielen Züge aus oder waren extrem unpünktlich. Im laufenden Jahr werden die Betriebsleistung voraussichtlich um 1,2 auf 1,4 Milliarden Trassenkilometer und die Infrastrukturausgaben für die Schiene von 12,8 auf ein neues Allzeithoch von 13,6 Milliarden Euro steigen.

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Damit sich der Zustand von 2021 nicht wiederholt oder verschärft, kündigt der Vorstandsvorsitzende an, „kapazitätsschonender zu bauen, mehr kleine und mittlere Maßnahmen für schnelle Kapazitätserweiterung auf den Weg zu bringen und die Verkehre mit digitaler Intelligenz besser zu lenken.“ Man habe voriges Jahr einiges gelernt und sei im engen Dialog mit der Bauwirtschaft. Bereits für das Osterwochenende zeichnet sich laut Lutz jedoch schon eine Bauspitze ab.

Leistungsträger Nummer eins im vergangenen Jahr war der firmeneigene Logistikdienstleister DB Schenker, der inzwischen für die Hälfte des Konzernumsatzes steht. Seine Erlöse schossen um ein Drittel auf 23,4 Milliarden Euro in die Höhe. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Luft- und Seefrachtsparte, deren Umsätze gar um knapp 58 Prozent auf 13 Milliarden Euro kletterten. Die Luftfracht erlebte einen Boom: Das Volumen stieg um 31 Prozent auf 1,4 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: In der Seefracht ging das Volumen leicht zurück, im Landverkehr gab es ein leichtes Sendungsplus. Begünstigend im internationalen Geschäft und Landverkehr gleichermaßen: knappe Kapazitäten, die laut dem integrierten Bericht des Konzerns zu hohen Frachten und Raten führten. In der Kontraktlogistik gab es einen leichten Rückgang der bewirtschafteten Fläche (8,4 Millionen Quadratmeter), aber wie auch bei den Speditions-Säulen ein kräftiges Umsatzplus von neun Prozent auf fast drei Milliarden Euro.

Bahn bekräftigt: keine Verkaufspläne für DB Schenker

Ein möglicher Verkauf der Perle Schenker – der ja seit Jahren Gegenstand von Diskussionen ist – könnte dem Konzern viel frisches Geld in die Kasse spülen. Finanzvorstand Dr. Levin Holle betonte aber: „Es gibt aktuell keine Verkaufspläne.“ Man sei außerordentlich froh, dass DB Schenker diese Rekordzahlen erwirtschaftet habe. Die ersten Monate 2022 entwickeln sich demnach ähnlich positiv. „DB Schenker leistet einen wichtigen Beitrag zum Konzern.“

Darauf angesprochen, welche Zusammenarbeit es konkret zwischen dem Logistikdienstleister und der Schienensparte gebe, nannte Bahn-Chef Lutz die Aktivitäten von DB Schenker in China. Dort nehme das Unternehmen Güter auf, die später auf die Züge von China nach Europa kämen. Zu Jahresbeginn hatte DB Cargo den Bereich Full Load Solutions von DB Schenker übernommen, um auch selbstständig mit den bekannten Marken Transa und Hangartner Vor- und Nachläufe abwickeln zu können, was sich aber primär auf Europa bezieht.

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Was die Schiene angeht, ist es DB Cargo erstmals gelungen, gegen den Negativtrend der vergangenen Jahre anzukämpfen. Die Güterbahn steigerte ihr Aufkommen von 213 auf 227 Millionen Tonnen und ihre Verkehrsleistung von 78,7 auf 84,9 Milliarden Tonnenkilometer. Vor zehn Jahren war die Menge noch fast doppelt so hoch, die Leistung um etwa ein Fünftel höher. „Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung bei DB Cargo“, sagte Konzernchef Lutz. Er räumte aber ein, noch nicht auf den alten Wachstumspfad zurückgekehrt zu sein.

Zudem ließ der Manager durchblicken, bei den künftigen Aktivitäten bei DB Cargo „die wirtschaftliche Tragfähigkeit“ stärker zu hinterfragen. „Der Schlüssel für profitables Wachstum liegt in der Erfüllung von Kundenanforderungen“, sagte er auf Nachfrage gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. Die Zuversicht schöpft er auch aus dem Umstand, dass immer mehr Unternehmen auf die Bahn zukämen und konkret fragten, wie sie ihre Verkehre auf die Schiene verlagern könnten. „Nun geht es darum, für sie Logistikketten aufzubauen, die einfach und effizient sind.“

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Am kostenintensiven Einzelwagenverkehr will Lutz unbedingt festhalten. Er sei im Konzern stiefmütterlich behandelt worden. Lutz räumt ihm aber großes Potenzial ein. Auch der Aufbau der Schienenbrücke in die Ukraine sei nicht ohne Einzelwagenverkehr möglich gewesen. Dieses Verkehrssegment sei ein großer Hebel, um die Verlagerung auf die Schiene voranzutreiben und um die Bahn in die Fläche zu bringen. Lutz‘ Ankündigung: „Der Einzelwagenverkehr wird eine Renaissance erleben.“

Kritik der Wettbewerber

Für die im Netzwerk der Europäischen Eisenbahnen (NEE) organisierten Wettbewerber lässt die Performance der DB deutlich zu wünschen übrig. „Die DB AG in ihrer jetzigen Verfassung ist nicht zukunftsfähig, mangelnde Effizienz ist nicht pandemiebedingt“, erklärt das Bündnis. Die unnötig hohen Defizite der DB belasteten den Bundeshaushalt und den Ruf des Systems Schiene, das aus weit mehr Unternehmen als der DB bestehe. „Wirtschaftlich werden die Schmerzen durch die glänzenden Geschäfte mit umweltproblematischen Güterverkehren von DB Schenker, Monopolgewinne der DB Netz und einen starken Gewinnanstieg bei DB Energie gelindert“, erklärt es.

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