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HOLM-Chef Kadow im Gespräch „Start-ups sollten sich vernetzen“

HOLM, Deutschlandweiter Tag der Start-ups in Logistik und Mobilität Foto: HOLM

Das House of Logistics and Mobility (HOLM) lädt zum deutschlandweiten Tag der Start-ups in Logistik und Mobilität. Was tun, wenn die Ressourcen Mensch und Geld knapp sind?

eurotransport.de: Herr Kadow, der deutschlandweite Tag der Start-ups in Logistik und Mobilität war in diesem Jahr wieder eine reine Präsenz-Veranstaltung. Was sind die Vorteile?

Michael Kadow: Während der Corona-Zeit haben wir daraus eine hybride Veranstaltung gemacht. Aber ich will, dass sich die Menschen wieder vor Ort begegnen, denn nur dann kommen Teilnehmende untereinander in den Austausch und nur dann werden spontane Begegnungen möglich. So springt der Funke der Inspiration viel stärker über als in Formaten wie einem Webinar. Auch Programmpunkte wie unsere Prototypen-Safari funktionieren physisch einfach besser.

Was kann man sich unter der Prototypensafari vorstellen?

Die Besucherinnen und Besucher sehen und testen am deutschlandweiten Tag der Start-ups in Logistik und Mobilität Prototypen von 35 Start-ups. Sie können sich den Tag wie eine Messe vorstellen. Wir haben 2018 mit einer Art Konferenz begonnen und das Event kontinuierlich weiterentwickelt. Die Prototypen-Safari und der Start-up-Contest der Länder, an dem dieses Jahr junge Unternehmen aus 13 Bundesländern gegeneinander angetreten sind, kamen so über die Jahre hinzu.

Hat sich die Lage von Logistik-Start-ups denn während der Corona-Zeit maßgeblich verändert?

Allgemein ist die Innovationsfreudigkeit zurückgegangen. Man hat sich mehr auf die Basics und das bestehende Portfolio konzentriert. Aber im Grunde haben es Start-ups derzeit schwerer als in der Corona-Zeit.

Mit welchen Schwierigkeiten haben die Logistik-Start-ups denn derzeit zu kämpfen?

Die Herausforderungen sind groß. Es fehlt an den Ressourcen Mensch und Geld. Auch Start-ups fällt es schwer, Fachkräfte zu finden. Solange das Start-up nur aus dem Gründungsteam besteht, gibt es keine Probleme. Sobald sie wachsen, wird es schwierig, weil sie potenziellen Mitarbeitenden so früh nicht allzu viel bieten können, um diese zu locken und langfristig zu binden.

Wie können Start-ups potenzielle Arbeitskräfte überzeugen?

Entscheidend ist: Wie überzeugend sind die Gründerinnen und Gründer? Es liegt an ihnen, die Idee mit einem Spirit zu verknüpfen, der Lust macht, sich beruflich für ein Start-up als Arbeitgeber zu entscheiden.

Betrachten wir die Ressource Geld. Was raten Sie Start-ups, denen das Geld ausgeht?

Zum einen zur Investorensuche, zum anderen natürlich zur Suche nach öffentlichen Förderungen und Initiativen, die vom Bund, den Ländern und Kommunen geboten werden. Das Interesse der Politik ist da. Das zeigt auch unsere Veranstaltung, bei der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Schirmherrschaft übernimmt und Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) sowie Frankfurts Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) gesprochen haben. Im nächsten Schritt, wenn eine gewisse Größe erreicht ist, rücken Kooperationen, etwa mit Logistikdienstleistern, in den Fokus. Solange Start-ups zu klein sind, sind sie für diese aber meist noch uninteressant.

Welche Geschäftsmodelle von Start-ups sind derzeit in der Logistik gefragt?

Alternative Antriebstechnologien, insbesondere Wasserstoff-Konzepte. Nach wie vor sind auch nachhaltige Konzepte für die letzte Meile und digitale Plattformen gefragt. Mindestens so wichtig wie das Thema Nachhaltigkeit ist das Thema Arbeiten in der Zukunft. Bis wohin setzen wir auf menschliche Arbeitskraft, wann und wo übernimmt die Maschine? Bei dem Start-up Wingcopter liefern zum Beispiel Drohnen anstatt Menschen die Ware aus.

Welche Tipps geben Sie jungen Unternehmen mit auf den Weg?

Start-ups sollten nicht alles selbst entwickeln, sondern clever kombinieren. Ein Blick auf Entwicklungen und Trends aus anderen Branchen kann sich lohnen, denn diese können auch in der Logistik zum Einsatz kommen. Außerdem ist die Vernetzung untereinander wichtig für Start-ups, das sollte nicht unterschätzt werden.

Mit der „Start-up-Community“ hat das HOLM eine digitale Plattform entwickelt, auf der sich Start-ups untereinander vernetzen können. Welche sind bereits dabei?

Die Plattform ist ganz neu. In der Startphase sind daher die Alumni-Start-ups aus unserem Förderprogramm dabei. Gemeinsam mit den Teilnehmenden des deutschlandweiten Tags der Start-ups in Logistik und Mobilität und des Länder-Contests sollen sie die Basis bilden.

Welche Vorteile haben die Start-ups durch die Plattform?

Es geht weniger um technologisches Wissen, sondern eben darum, dass sich die Start-ups untereinander vernetzen und sich über ihre Erfahrungen austauschen. Das HOLM bringt seine langjährige Erfahrung ein, stellt den Kontakt untereinander her und bietet maßgeschneiderte Workshops für Gründerinnen und Gründer. Dabei sind die Plattform und auch der deutschlandweite Tag der Start-ups nicht auf die Logistik beschränkt. Wir haben die gesamte Mobilitätsbranche im Blick. Dadurch ergeben sich interessante Verbindungen.

HOLM, Michael Kadow Foto: HOLM

Zur Person: Michael Kadow

  • Michael Kadow ist seit März 2015 HOLM-Geschäftsführer
  • Zuvor leitete er als Vice President die Abteilung Business Excellence Strategy bei DB Schenker
  • Von 2006 bis 2008 war er Leiter des Effizienzmanagements bei DB Mobility Logistics

Das House of Logistics and Mobility (HOLM)

  • Unabhängige Entwicklungs- und Vernetzungsplattform für die Logistik- und Mobilitätsbranche
  • Vernetzt Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um Innovationen und Zukunftsthemen voranzubringen
  • Realisiert Projekte auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene
  • Sitz in Frankfurt am Main
  • Gesellschafter sind das Land Hessen, die Stadt Frankfurt und der Verein HOLM
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