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Amazon ordert Volvo E-Trucks Pakete reisen emissionsfrei

Foto: Volvo Trucks/Anne Barth

Der Online-Riese Amazon geht mal selbst shoppen: Er erwirbt 20 schwere Elektro-Lkw von Volvo Trucks. Wo die FH-Modelle mit Batterien zum Einsatz kommen.

Volvo Trucks liefert: Als einer der wenigen Hersteller kann das Unternehmen Speditionen und Werkverkehren bereits das komplette Spektrum an Elektro-Lkw zur Verfügung stellen – vom FL und FE Electric für den Verteiler- und Abfalltransport bis hin zu den schweren Trucks der Baureihen FH, FM und FMX Electric. Laufen die mittelschweren Fahrzeuge bereits seit 2019 vom Band, begann die Serienproduktion der schweren Einheiten im September.

Auf dieses Angebot wurde auch der Online-Händler Amazon aufmerksam. Er hat gleich 20 schwere Volvo FH Electric geordert, die noch in diesem Jahr in Deutschland auf die Straße rollen sollen. Damit dürfte der Online-Riese nicht nur eine der größten Bestellungen für schwere Elektro-Lkw bei Volvo Trucks getätigt haben, sondern auch zum Betreiber einer der größten Elektro-Lkw-Flotten in Deutschland werden. Die Fahrzeuge sollen in der Metropolregion Rhein-Ruhr zum Einsatz kommen, vorwiegend auf der mittleren Meile zwischen den Amazon-Lägern in Dortmund und Düsseldorf, wie Andreas Marschner, Vice President im Bereich Transportation Services Europe bei Amazon, am Mittwoch bei einem virtuellen Gespräch vor der Fachpresse erläuterte.

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Die Fahrzeuge können mit ihren Batteriekapazitäten von 540 kWh nach einer kompletten Ladung (Strom, nicht Frachtgut) bis zu 300 Kilometer zurücklegen, wird zum Beispiel in der Mittagspause nachgeladen, sind Strecken von bis zu 500 Kilometern möglich. Zum Einsatz kommen die Lkw bei kleineren Speditionen, die am Amazon Freight Partner-Programm teilnehmen, wie Marschner auf Nachfrage von eurotransport.de erläuterte. „Wir bieten ihnen die Möglichkeit der Nutzung, sind aber die Eigentümer der Trucks“, sagte er. Damit übernehme Amazon auch Risiken wie das hohe Invest – für Marschner eine Win-Win-Situation. Die Fahrzeuge kosten ein Mehrfaches eines Diesel-Lkw, doch übernimmt der Bund im Rahmen des KsNI-Programms im Fall eines positiv beschiedenen Antrags 80 Prozent der Mehrkosten.

Für Amazon ein wichtiger Meilenstein

Amazon-Mann Marschner sprach von einem wichtigen Meilenstein. Denn der Regional- und Fernverkehr ist deutlich schwieriger zu elektrifizieren. Für die letzte Meile gibt es inzwischen nicht nur ein umfangreiches Fahrzeugangebot, die nötigen Reichweiten sind viel kleiner und auch mit Blick auf die Ladeinfrastruktur sind die Anforderungen etwas geringer. Allein in Deutschland hat Amazon nach eigenen Angaben bereits mehr als 1.200 Lieferfahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb im Einsatz. Mehr als 40 Millionen Pakete hat das Unternehmen voriges Jahr demnach damit ausgeliefert.

Bis 2040 will der E-Commerce-Anbieter mit seiner Lieferflotte komplett CO2-neutral arbeiten. Weitere Zwischenschritte auf dem Weg dorthin: Bis 2025 sollen alle Immobilien, aber auch die Elektroladesäulen, mit grünem Strom versorgt werden. 2021 lag der Anteil nach Amazon-Angaben bereits bei 85 Prozent. Schritt für Schritt nimmt der Online-Händler auch Photovoltaik-Anlagen auf seinen Dächern in Betrieb, um eigenen Solarstrom zu erzeugen. Bis 2024 sollen 14 Standorte in Deutschland mit Solaranlagen auf den Dächern ausgestattet sein – was nach Amazon-Rechnung ausreichen würde, um 13.000 Haushalte mit regenerativ erzeugtem Strom zu versorgen.

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Marschner drückt in Sachen Dekarbonisierung aufs Tempo. „Wir müssen jetzt handeln, um mit den schlimmen Auswirkungen des Klimawandels umzugehen und um die Folgen abzumildern“, erklärte er und wies darauf hin, dass Lkw und andere Nutzfahrzeuge nach Zahlen des Bundesumweltministeriums aus dem Jahr 2021 für 36 Prozent der Verkehrsemissionen in Deutschland stehen.

„Der Klimawandel ist real, wir haben keine Zeit zu verlieren“, betonte auch Jessica Sandström, Senior Vice President of Product Management bei Volvo Trucks. Sie sieht im Elektrifizieren der gewerblichen Flotte einen großen Hebel bei der Dekarbonisierung des Güterverkehrs. Sechs Elektro-Modelle bei Volvo Trucks seien bestell- und lieferbar – neben den erwähnten Verteiler- und Abfall-Lkw sowie den schweren Trucks auch der Volvo VNR Electric, ein Hauber für den nordamerikanischen Markt.

So viele Bestellungen für E-Trucks liegen Volvo vor

Seit Produktionsstart sind nach Angaben von Sandström rund 2.700 Bestellungen für Elektro-Lkw bei Volvo Trucks eingegangen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, dass bereits 2030 jedes zweite verkaufte Fahrzeug mit Batterien oder Brennstoffzellen (ebenfalls mit Batterien) ausgestattet ist. Mit einem Marktanteil bei den Elektro-Flotten von 60 Prozent in den USA und von 30 Prozent in Europa sieht sich Volvo Trucks als Marktführer an.

Dass in Deutschland nun 20 Volvo FH Electric als Sattelzugmaschinen bei Amazon zum Einsatz kommen, sieht auch Sandström als wichtiges Signal an – auch gegenüber anderen Unternehmen. „Initiativen wie diese sind sehr wichtig, um auch andere zu ermutigen, den Schritt in Richtung Elektro-Trucks zu gehen“, sagte sie. Denn was für Amazon-Transportpartner passt, passt bestimmt auch für weitere Transport- und Logistikunternehmen, ob aus dem Mittelstand oder der Konzernwelt.

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