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Einsatz für BMW im Kombinierten Verkehr Konrad Zippel setzt auf Gas-Lkw

Foto: Zippel

Spedition Zippel setzt auf CNG-Lkw – mithilfe von Biogas geht es den CO2-Emissionen an den Kragen.

Die Hamburger Spedition Konrad Zippel ist ein großer Verfechter des Kombinierten Verkehrs (KV). Um auch den Vor- und Nachlauf abseits der elektrifizierten Schiene möglichst umweltfreundlich zu gestalten, setzen die Hanseaten auf Biogas des Anbieters Verbio. Mit gleich vier CNG-Fahrzeugen des Typs Scania G 340 ist die Spedition im Auftrag des Automobilherstellers BMW rund ums Werk Leipzig unterwegs. Das Besondere: Das Biomethangas von Verbio wird komplett aus Stroh und landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellt. "Eingespeist ins öffentliche Erdgasnetz tanken unsere Fahrzeuge in einem virtuellen Tauschverfahren an den CNG-Tankstellen in der Region", berichtet Zippel-Projektleiter Björn Tiemann im Gespräch mit trans aktuell. Das Ganze sei vergleichbar mit Ökostrom. "Sie bekommen zwar nie genau das, was Sie eingespeist haben, aber auf chemischer Ebene macht das hier trotzdem keinen Unterschied." Einen erheblichen Unterschied macht es allerdings bei der sogenannten Well-to-Wheel-Betrachtung, grob übersetzt: "vom Bohrloch bis zum Rad." Denn anders als fossiles CNG enthält lokal produziertes Bio-CNG andere Einsatzstoffe und schneidet damit in der CO₂ Bilanz deutlich besser ab.

Foto: Zippel
"Diesel­geruch gehört der Vergangenheit an". Zippel-Prokurist Björn Tiemann über Alltagserfahrungen der Fahrer von CNG-Lkw.

Einsatz der CNG- Fahrzeuge wird als Pilotförderprojekt durch das BMVI unterstützt

Im Fall der zu transportierenden Sendungen vom BMW-Verpackungsstandort in Leipzig zum KV-Terminal in Schkopau beziffert Zippel die CO2-Einsparungen auf rund 423 Tonnen pro Jahr. Oder anders ausgedrückt: Bei einer Rundlauf-Entfernung von 84 Kilometern reduziert sich der CO2-Ausstoß beim Einsatz von Biogas im Vergleich zu Diesel im Schnitt um knapp 79 Kilogramm pro Zustellung. Auf der Haben-Seite steht zudem, dass die drohenden Diesel-Fahrverbote für die Scania G 340 nicht gelten. Schließlich sind diese Erdgas-Fahrzeuge mit einem Otto-Motor statt einem Selbstzünder ausgestattet. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit gibt es derzeit noch keine verlässlichen Daten: "Im Vergleich zum Diesel sind sowohl die Anschaffungskosten bei den Lkw als auch die Wartungskosten höher", berichtet Tiemann. In Sachen Wiederverkaufswert gebe es bislang noch keine Erfahrungswerte."Und zu guter Letzt kommt es natürlich noch darauf an, wie sich der Gaspreis auf der einen und der Dieselpreis auf der anderen Seite weiterentwickeln", gibt er zu bedenken. Um diese Risiken zu minimieren wird der Einsatz der CNG- Fahrzeuge als Pilotförderprojekt durch das BMVI unterstützt.

Bei der von Zippel für seinen Kunden BMW erdachten Lösung steht der Umweltaspekt und damit die Förderung der Attraktivität des KV im Fokus. Mit in die Überlegungen hinein spielte aber auch die Alltagstauglichkeit. "Anders als bei LNG-Fahrzeugen müssen sich die Lkw-Fahrer beim Tanken nicht großartig umstellen. Die freuen sich höchstens, dass der Dieselgeruch der Vergangenheit angehört", berichtet Tiemann. Auch bei der Suche nach einer geeigneten Tankstelle gibt’s keine bösen Überraschungen. Mehrere bereits existierende Erdgas-Zapfsäulen des Anbieters Gazprom NGV Europe werden für das Projekt genutzt. Die wiederum sind an Tankstellen ganz unterschiedlicher Anbieter zu finden. Eine entsprechende Tankkarte macht folglich selbst das Bezahlen so einfach wie bisher. Bislang zieht Tiemann bei den vier Scania G 340 jedenfalls ein rundum positives Fazit. "Wir beraten gerade über die Anschaffung von weiteren zehn CNG-Fahrzeugen für die letzte Meile", sagt der Zippel-Prokurist. Erfahrungen will das Unternehmen unter Umständen auch mit LNG (Flüssigerdgas) im Fernverkehr sammeln. Ein entsprechender Pilotverkehr ist bereits in Planung. Und als KV-affines Unternehmen plant man bei Zippel darüber hinaus auch den Einsatz von Hybrid-Rangierlokomotiven. Damit lassen sich die notwendigen Rangiervorgänge im Hafen und an KV-Terminals umweltfreundlich realisieren.

. Foto: DSLV
Axel Plaß, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Konrad Zippel,

Die Kandidatur

Axel Plaß, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Konrad Zippel, kandidiert auf dem DSLV-Unternehmertag Mitte September für das Amt des Präsidenten.Der 52-Jährige ist seit September 2016 Präsidiumsmitglied und seit Mai 2015 Vorsitzender des Fachausschuss Schienengüterverkehr. Der amtierende DSLV-Präsident Mathias Krage tritt nicht mehr zur Wahl an

Das Unternehmen

  • Die Hamburger Spedition Konrad Zippel gibt es seit 1876
  • Heute leiten die beiden Inhaber Axel Plaß und Axel Kröger die Geschicke des Unternehmens
  • Die Zippel Group verfügt über rund 200 eigene Lkw
  • Im Hauptlauf gehen die Sendungen im Kombinierten Verkehr auf die Schiene
  • Mehr als 3.000 TEU schickt Zippel mit Container-Ganzzügen pro Woche auf die Reise

Der Kraftstoff

  • Laut einer Studie des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums (DBFZ) bleiben in der Bundesrepublik jährlich zwischen acht und 13 Millionen Tonnen Stroh ungenutzt
  • Verbio Gas nutzt Stroh und andere landwirtschaftliche Abfälle zum Gewinnen von Biomethangas
  • Das entspricht dem Bedarf von etwa vier Millionen Pkw
  • Der Kraftstoff wird ins öffentliche Netz eingespeist und steht CNG-Tankstellen deutschlandweit zur Verfügung
Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
TA 14 2018 Titel
trans aktuell 14 / 2018
6. Juli 2018
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