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BAG nimmt Kurzstrecken-Seeverkehr in den Blick Containerumschläge nehmen ab

Foto: Hamburger Hafen / Michael Lindner

Der Kurzstrecken-Seeverkehr der deutschen Häfen legt im Bereich RoRo zu. Rückgänge verzeichnet das BAG bei Containern.

Die transportierten Mengen sind nach wie vor beeindruckend: Rund 62 Prozent des gesamten Güterumschlags der deutschen Seehäfen entfallen auf den sogenannten Kurzstrecken-Seeverkehr (Short Sea Shipping). Das waren 2017 über 185 Millionen Tonnen von insgesamt 300 Millionen Tonnen und damit 1,1 Millionen Tonnen mehr als 2016. Das vermeldet das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in einer neuen Marktbeobachtung. Überproportional legten vor allem die sogenannten Roll-on/Roll-off-(RoRo-)Verkehre mit Lkw und Sattelaufliegern zu. Abgenommen haben dagegen die Containerumschläge, unter anderem aufgrund rückläufiger Russlandverkehre.

Zu den Gewinnern zählten auch 2017 die RoRo-Verkehre

Insgesamt nahm vor allem der Güteraustausch mit Dänemark, Schweden und Norwegen sowie mit Lettland und den Niederlanden zu, die Verkehre mit der Russischen Föderation, mit Finnland, dem Vereinigten Königreich und Belgien gingen zurück. Zwar belegt Russland mit einem Gesamtumschlag von 27,5 Millionen Tonnen noch immer den Spitzenplatz im Kurzstrecken-Seeverkehr mit deutschen Seehäfen, die Rückgänge sind mit beinahe neun Prozent unter dem Einfluss der EU-Sanktionen im Zuge des Konflikts um die Ukraine aber weiterhin erheblich. Besonders zeigt sich das im Versand aus Deutschland, der mit minus 15 Prozent doppelt so stark abnahm wie der Empfang aus Russland. Zu den Gewinnern im Kurzstrecken-Seeverkehr zählten auch 2017 erneut die RoRo-Verkehre. So schlugen die deutschen Nord- und Ostseehäfen im vorigen Jahr knapp 1,6 Millionen Lkw (einschließlich Anhängern) und über 500.000 unbegleitete Anhänger beziehungsweise Sattelauflieger um, mithin insgesamt über 2,1 Millionen Ladungsträger. Gegenüber 2016 bedeutete dies eine Steigerung um 6,4 Prozent. Dabei legte der Umschlag von unbegleiteten Anhängern und Sattelaufliegern mit 11,1 Prozent überproportional zu, der Umschlag von Lkw erhöhte sich um 4,9 Prozent.

Der neuerliche deutliche Anstieg der RoRo-Verkehre in den Ostseehäfen mit Dänemark dürfte nach Ansicht der BAG-Marktbeobachter "Frequentierung der Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden stehen". Hafenseitig verbuchten dabei Lübeck (plus 12,4 Prozent), Puttgarden (plus 10,1 Prozent), Kiel (plus 1,1 Prozent) und Rostock (plus 0,3 Prozent) Umschlagzuwächse, Sassnitz leichte Rückgänge. Im Vergleich zum Vorjahr baute Lübeck im Schwedenverkehr Marktanteile aus, im Verkehr mit Finnland und Russland gab der Hafen dagegen zugunsten von Rostock und Kiel Anteile ab. In den Nordseehäfen ging der Fahrzeugumsatz allerdings um 3,2 Prozent auf 200.000 Einheiten zurück. Mit knapp 92 Prozent waren der überwiegende Teil des Fahrzeugumschlags der deutschen Nordseehäfen innerdeutsche Verkehre – sogenannte Inselverkehre –, und zwar nahezu ausschließlich mit Lkw (plus Anhänger). Die größten Anteile entfielen auf Dagebüll, Föhr, Norddeich, Norderney und List/Sylt.

Finnland sorgt für Minus

Im Vergleich zu den RoRo-Verkehren gab es 2017 bei den Container-Verkehren im Kurzstrecken-Seeverkehr insgesamt Einbußen. So schlugen die deutschen Seehäfen im Vorjahr insgesamt lediglich rund 5,7 Millionen TEU um, etwa 2,8 Prozent weniger als 2016. Das waren nur knapp 38 Prozent des gesamten Containerumschlags der deutschen Seehäfen. Maßgeblich für die erneute Abnahme waren Rückgänge im Seeverkehr mit Finnland, der Russischen Föderation und dem Vereinigten Königreich. Sie fielen beim Versand und Empfang mit Finnland mit über 20 Prozent – rund 600.00 TEU – besonders deutlich aus, gefolgt von Russland mit einem Minus von je rund 12,6 Prozent.

Die beiden größten deutschen Containerhäfen – Hamburg und Bremerhaven – wiesen 2017 erneut gegenläufige Entwicklungen aus. Während Hamburg seinen Kurzstrecken-Seeverkehr-Containerumschlag gegenüber 2016 moderat um 0,4 Prozent auf über 2,8 Millionen TEU steigern konnte, verbuchten die Bremischen Häfen mit minus 8,4 Prozent (2,3 Millionen TEU) deutliche Verluste. Besonders auffällig bei beiden Häfen waren auch hier die den Wirtschaftssanktionen geschuldeten rückläufigen Russlandverkehre sowie die zweistelligen prozentualen Umschlagsrückgänge der Bremischen Häfen im Verkehr mit Skandinavien und den Britischen Inseln. Hamburg verdankte sein Umsatzplus vor allem Zuwächsen im Kurzstrecken-Seeverkehr mit Schweden, den Niederlanden, Frankreich, der Türkei und Israel. Auf all diesen Relationen gab es 2017 zweistellige prozentuale Umsatzsteigerungen, mit Frankreich um beinahe 67 Prozent, mit Schweden um knapp 20 Prozent. Trotz des um mehr als zehn Prozent gesunkenen Container-Umschlags blieb die Russische Föderation für Hamburg das wichtigste Partnerland im Kurzstrecken-Seeverkehr.

Der Kurzstrecken-Seeverkehr

Der Begriff „Kurzstrecken-Seeverkehr“ bezeichnet nach Angaben des Statistischen Bundesamts Beförderungen zwischen deutschen Seehäfen und Häfen im geografischen Europa, im Mittelmeerraum sowie am Schwarzen Meer. Neben EU-Mitgliedstaaten werden einbezogen: Ägypten, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Faröer, Georgien, Gibraltar, Israel, Island, Libanon, Libyen, Marokko, Moldau, Montenegro, Norwegen, besetzte palästinensische Gebiete, Russland, Syrien, Tunesien, Türkei und die Ukraine.

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