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KI auf der Letzten Meile BPEX veröffentlicht KI-Studie

GLS, letzte Meile, KEP Foto: GLS

Der Bundesverband Paket- und Expresslogistik (BPEX) und das IT-Beratungsunternehmen Lufthansa Industry Solutions zeigen in einer Studie über Künstliche Intelligenz in der KEP-Branche verschiedene Anwendungsfälle auf und gehen der Frage nach: KI-Lösungen selbst entwickeln oder einkaufen?

Die Vorteile von Künstlicher Intelligenz (KI) auf der Letzten Meile erkennen und nutzen: Darum geht es in der Studie „Künstliche Intelligenz in der Kurier-, Express- und Paketbranche“. Der Bundesverband Paket- und Expresslogistik – der sich seit kurzem nicht mehr mit BIEK, sondern mit BPEX abkürzt – und Lufthansa Industry Solutions stellten die gemeinsame Studie Ende April in Berlin der Branche vor. Im Publikum befanden sich viele Vertreter von BPEX-Mitgliedsunternehmen wie Hermes, GLS und DPD. Aber auch Verbände und Politik waren vor Ort.

Das große Interesse zeigt: KI ist im Alltag angekommen. „Kosten, Zeitaufwand und Fehleranzahl werden verringert, die Kundenkommunikation enorm erleichtert“, sagte Marten Bosselmann, Vorsitzender des BPEX. Er benennt damit die Vorteile der Technologie, deren Aufkommen einer Revolution gleiche. Irgendwann sei nur noch das Wetter Einflussfaktor bei der Zustellung von Paketen. Alle anderen Faktoren wie Stau oder den Zustand der Fahrzeuge macht die KI berechenbar. „Die Letzte Meile ist der teuerste und personalintensivste Teil der Lieferkette in der Paketbranche“, so Bosselmann. „KI hat großes Potenzial, die Effizienz bei der Paketzustellung zu steigern und die Arbeit der Zustellerinnen und Zusteller leichter und angenehmer zu machen.“

Viele Annehmlichkeiten und große Chancen

Dr. Lars Schwabe, Business Director Digital Strategy & IoT bei Lufthansa Industry Solutions, vergleicht das Aufkommen der KI mit der Elektrifizierung Ende des 19. Jahrhunderts. KI biete viele Annehmlichkeiten und große Chancen. Es handle sich um eine General Purpose Technology mit vielen Anwendungsbereichen. Die Differenzierung falle jedoch häufig schwer: „Was ist KI? Was ist Automatisierung? Was ist Digitalisierung?“ Die Studie widmet sich den Möglichkeiten der KI, die heute schon zugänglich sind und grenzt klar ab. „Die KEP-Branche kann durchstarten“, sagte Schwabe.

Die anwesenden Mitgliedsunternehmen bekräftigten jedoch, dass sie KI bereits nutzen, etwa im Bereich Sales. Außerdem zogen sie den Vergleich zwischen dem Standort Deutschland und anderen europäischen Ländern. In Deutschland erkläre man in Bezug auf KI häufig, was alles nicht gehe – und verpasse den Anschluss bei den Innovationen.

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Konkrete Anwendungsfälle für KEP-Dienstleister

Damit das auf der Letzten Meile nicht passiert, zeigt die Studie konkrete Anwendungsfälle für KEP-Dienstleister auf. Zum Beispiel bei der Stellplatzsuche in Ballungsgebieten. Die Macher der Studie schlagen ein Assistenzsystem für die Stellplatzsuche vor. Denn die Navigation ist darauf ausgerichtet, direkt zur Haustür zu führen, anstatt einen geeigneten Stellplatz in unmittelbarer Nähe zum Ziel zu finden. Vor allem unerfahrene Zusteller verlieren dabei Zeit – und Nerven.

Um das zu umgehen, könnte das Navi direkt für einen Stellplatz konfiguriert sein oder mehrere mögliche Stellplätze anzeigen. Dabei helfen historische Daten von erfahrenen Zustellern, die ins Navigationssystem eingespeist werden und die nötigen Informationen liefern. Eine weitere Möglichkeit: Zusteller bewerten Stellplätze nach erfolgreicher Zustellung positiv oder negativ. Diese Infos landen ebenfalls im Navi.

Automatische Auswertung von Kundenfeedback

Potenzial für die KI sehen BPEX und Lufthansa Industry Solutions auch bei der automatischen Auswertung von Kundenfeedback. Das spare nicht nur Zeit, sondern sorge auch für einen besseren Überblick über die Kundenbedürfnisse. Schriftliches Feedback von Kunden, die zum Beispiel nach verlorenen Sendungen suchen oder beschädigte Pakete bemängeln, kann eine KI-basierte Softwarelösung automatisch klassifizieren, kategorisieren und an die verantwortliche Stelle weiterleiten. Für viele Anfragen stellen sogenannte Natural Language Processing Tools, die computergestützt natürliche Sprache erkennen und verarbeiten, Texte bereit.

Für eine bessere Tourenauslastung und einen glatteren Wochenverlauf ohne extreme Peaks könnte die intelligente Priorisierung sorgen. In der Regel durchlaufen Sendungen den Bestellprozess so schnell wie möglich. Pakete von Folgetagen sind dabei nicht berücksichtigt. Sendungen bewusst zurückzuhalten, sorgt auch bei den Zustellern für Entlastung: Die Tourendistanzen verkürzen sich. Die optimierten Prozesse beruhen auf einem intelligenten Algorithmus, der auf Basis vergangener Aktivitäten lernt und die Disposition unterstützt.

KI selbst entwickeln oder einkaufen?

Neben weiteren Anwendungsfällen diskutieren die KI-Experten die Frage „Make oder Buy?“. Sollten Unternehmen KI-Lösungen selbst entwickeln oder einkaufen? Die Vorteile bei „Buy“: KI-Lösungen lassen sich schneller implementieren, Fachwissen wird praktisch miteingekauft und vor allem bei Standardlösungen ist der Einkauf in der Regel kosteneffizienter. Andererseits müssen die Lösungen trotzdem in einem gewissen Umfang angepasst werden. Die Kontrolle über die Algorithmen und den Code der gekauften Lösung ist begrenzt, die Unternehmen sind vom Anbieter der KI-Lösung abhängig.

Eine KI-Lösung im Unternehmen zu entwickeln, hat den Vorteil, dass das Unternehmen die Kontrolle über den gesamten Entwicklungsprozess, einschließlich der Algorithmen, Daten und der Bereitstellung, behält. Darüber hinaus ist die Lösung geistiges Eigentum des Unternehmens und kann für einen Wettbewerbsvorteil sorgen, wenn sie einzigartig und innovativ ist. Außerdem ist sie an die genauen Anforderungen und Geschäftsprozesse angepasst.

Die Nachteile bei „Make“: hohe Kosten, ein möglicherweise höheres Risiko für technische Probleme oder Verzögerungen sowie ein höherer Aufwand, was Zeit und Ressourcen angeht. Denn aufgrund der hohen Nachfrage nach KI ist es derzeit schwierig, qualifiziertes Fachpersonal dafür zu finden.

Wichtig ist laut Ralf Struckmeier, Vice President Lufthansa Industry Solutions, der Mehrwert, den KI bringt. Dieser sollte von Beginn an feststehen. „Die Unternehmen sollten sich also ganz am Anfang genau überlegen, welche KI-Lösungen betriebswirtschaftlich und strategisch für sie in Frage kommen“, schreibt er im Vorwort der Studie. Dann steht dem Einsatz der KI nichts mehr im Wege.

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