KI auf der Letzten Meile Wie BPEX-Mitglieder KI nutzen

Herr Bosselmann, wie schätzen Sie das Potenzial der Künstlichen Intelligenz (KI) im Hinblick auf die Letzte Meile ein?

Marten Bosselmann: Das Potenzial der Nutzung von KI auf der Letzten Meile ist hoch. Ein Beispiel ist die Tourenoptimierung: Hier könnte KI in zahlreichen Bereichen genutzt werden, angefangen bei der Annahme von Sendungen bis hin zur aktuellen Verkehrssituation und der effizienten Nutzung der Fahrerkenntnisse. Auch in den Bereichen Verfügbarkeit von Ladeplätzen im Fahrzeug oder die Entladesituation an den Zustellorten sehen wir Potenzial für KI.

Prädikative KI kann als Grundlage für die Kapazitätsplanung dienen, sei es für die Einsatzplanung von Fahrzeugen oder die Optimierung der Anzahl und der Positionierung von Zustellorten. Konkrete Anwendungsfelder dieser prädiktiven KI umfassen selbstheilende oder resiliente Netzwerke, die automatisch Kapazitäten umleiten können, um ungeplante Ausfälle oder Naturkatastrophen zu umgehen. Auch der Kapazitätsausgleich und die Simulation von Szenarien mittels digitaler Zwillinge gehören dazu. Letztere ermöglichen nicht nur erweiterte Testmöglichkeiten für Nachhaltigkeitsstrategien, sondern dienen auch dem Training von KI-Algorithmen für zukünftige Herausforderungen im Zustellungsprozess.

Wichtig ist jedoch, zwischen der intelligenten Programmierung im Rahmen der Digitalisierung und echter KI zu unterscheiden. Letztere bezieht sich auf eine lernende Intelligenz, die in der Lage ist, nicht nur vorgegebene Daten zu verarbeiten, sondern auch neue Lösungen und Ideen zu generieren.

Was halten die BPEX-Mitgliedsunternehmen von KI?

Die Paketbranche zeigt sich aufgeschlossen und erwartet weitere Optimierungsmöglichkeiten entlang der gesamten Lieferkette, von der Abholung über die Sortierung bis hin zur Zustellung. Dieses positive Stimmungsbild spiegelt sich auch in der Einschätzung wider, dass KI vielversprechende Ansätze bietet, um den Herausforderungen des Fachkräfte- und Arbeitskräftemangels entgegenzuwirken. Die Paketdienste sind an der Bewertung der Funktionalitäten und der Integration von KI-basierten Systemen interessiert. Sowohl KI als auch GenAI führen die Liste der wichtigsten strategischen Entscheidungen an, die das Geschäft in Zukunft maßgeblich beeinflussen werden.

Kommen KI-Lösungen in der KEP-Branche zum Einsatz? Falls ja, in welchen Bereichen?

In der Paketbranche findet KI bereits Anwendung in zahlreichen Bereichen. Der Einsatz variiert von Unternehmen zu Unternehmen und einige der folgenden Einsatzgebiete sind eher im Ausland zu finden. Im Bereich des Rechnungswesens hat KI bereits eine bedeutende Rolle beim Automatisieren von Rechnungslegungen übernommen. Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Verzollung, wo durch die Anwendung von Klassifizierungslogik, die auf historischen Daten basiert, Anmeldungen effektiver und akkurater bearbeitet werden können.

Beim Thema Sicherheit und Prävention spielt KI ebenfalls eine wichtige Rolle: Sie analysiert einzigartige Attribute wie Standort, Verlusthäufigkeit und Retourenvolumen, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Lieferung vorherzusagen. Eine andere innovative Anwendung sind KI-Plattformen zur Überwindung von Sprachbarrieren. Diese Technologie ermöglicht Beschäftigten unabhängig von ihrer Herkunft effektiv zusammenzuarbeiten. Auch in der Kapazitätsplanung gibt es Fortschritte dank der KI-Technologie, die es ermöglicht, flexibler auf unerwartete Veränderungen zu reagieren. Netzwerkplanungstools können heute in kürzester Zeit Aufgaben erledigen, für die früher Monate benötigt wurden.

Nicht zuletzt eröffnet die Robotik im Bereich Lagerhaltung neue Möglichkeiten der Automatisierung. Dies ermöglicht es, Aufträge schnell und effizient abzuwickeln und so die Erwartungen der Kundinnen und Kunden noch besser zu erfüllen. Die Paketbranche ist kontinuierlich dabei, neue Einsatzfelder zu erschließen, die in Zukunft von KI profitieren können. In den kommenden Jahren werden die Anwendungsfelder der KI daher weiter wachsen.