Freigabe Brücke Leverkusen Wieder uneingeschränkt befahrbar

Jans Blog Rheinbrücke Leverkusen Foto: Jan Bergrath 5 Bilder
Meinung

Das erste Teilstück der Leverkusener Doppelbrücke ist am 4. Februar nach zehn Jahren endlich auch für den Lkw-Verkehr wieder freigegeben worden. Doch bundesweit sind noch viele Brücken zu sanieren.

Punkt 15 Uhr am Sonntag, dem 4. Februar, kommt der rote Sattelzug von Brocker Logistik aus Korschenbroich von der Kölner Seite über die Leverkusener Brücke. Am Steuer sitzt Daniel Jenner, Lkw-Fahrer seit 2018. Er blendet für die Kameras der zahlreichen Reporter kurz das Licht auf, dann hält er auf der Leverkusener Seite an und lässt den Kollegen von Sat.1 aussteigen, bevor er mit seiner Sondergenehmigung schon weiter nach Oberhausen fährt, um den Lkw für einen Kollegen für die nächtliche Tour nach München vorzuladen. Jenner ist häufig an Sonntagen unterwegs, und daher hat er keine Sekunde gezögert, als ihn sein Fuhrparkleiter Lars Leyendecker kurzfristig gefragt hatte, ob er diese kleine Runde über die Brücke fahren möchte. Das Unternehmen hat 40 eigene ziehende Einheiten.

"Die Aktion ist so entstanden, dass Ihr Kollege von Sat.1, der wohl hier im Ort wohnt, uns fragte, ob wir Sonntag ein Auto in der Nähe der Kölner Brücke hätten", so Leyendecker auf Nachfrage. "Daraufhin haben wir eine Tour in den Kölner Raum so geplant, dass es zeitlich mit diesem Termin passte. Daniel hat in Kerpen ausgeladen und ist dann weiter zum Laden nach Oberhausen gefahren. Die A1 ist für uns ein wichtiger Knotenpunkt, um in den Kölner Großraum zu gelangen. Durch die Sperrung waren wir gezwungen, den Kölner Raum weiträumig zu umfahren, da das Verkehrsaufkommen auf den anderen Ausweichrouten drastisch zugenommen hat. Dies hatte zur Folge das wir längere Fahrzeiten und vor allem Staus in unserer Planung berücksichtigen mussten."

Als erster und einziger Lkw-Fahrer über die neue Brücke

"Es war schon ganz witzig, als erster und zu diesem Zeitpunkt einziger Lkw-Fahrer eines der größten fertiggestellten Brückenbauwerke in Nordrhein-Westfalen zu überqueren, und nebenan ist die alte Brücke, die ich persönlich nur kenne, seit sie für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen gesperrt war", so Jenner. "Mir sagt auch das neue Design im Vergleich sehr zu. Der Umweg, den die Speditionen auf Grund der Sperrung jahrelang fahren mussten, war allein im Hinblick auf Zeit, Mautkosten, Verschleiß enorm. Jetzt ist es so, dass durch die teilweise Fertigstellung auch die Umleitungen entlastet werden und die Fahrzeiten und die damit einhergehenden Kosten sicherlich sinken werden."

Nun ist die Leverkusener Brücke wieder uneingeschränkt befahrbar. Die jeweils drei gelb lackierten Spuren in beiden Richtungen auf dem ersten Teilstück der Brücke sind 3,50 und zweimal 3,25 Meter breit. Lkw dürfen seither mit 80 km/h auf der rechten Spur fahren, allerdings gilt auf der gesamten Brücke ein Überholverbot, was den Zulaufstrecken davor und dahinter geschuldet ist. "Das ist sicher auch für die zukünftige Verkehrssicherheit auf der Brücke von Vorteil", so Daniel. "Ich denke, dass es maßgeblich ist, dass die Verkehrsinfrastruktur im Land funktionieren muss und daher dringend saniert gehört."

Endlich ist das Ding fertig

Natürlich gab es den erwarteten Medienrummel, als die Brücke offiziell eröffnet wurde. "Endlich ist das Ding fertig", sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in seiner kurzen Ansprache. "Die Fertigstellung des ersten Brückenteils ist ein wichtiger Meilenstein für eine funktionierende und belastbare Verkehrsinfrastruktur im Rheinland. Mit der Freigabe werden sich die Verkehrsflüsse in der gesamten Region spürbar verbessern. Das bringt die lange ersehnte Entlastung für viele Pendlerinnen und Pendler und für die gesamte Wirtschaftsregion Rheinland." Dann schritt er im leisen Nieselregen zur Tat. Zusammen mit Oliver Krischer, Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, Thomas Ganz, Nicole Ritterbusch und Michael Günther von der Autobahn Gmbh, Oliver Luksic, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, sowie Karl Lauterbach, dem Bundesminister für Gesundheit, dessen Wahlkreis in Leverkusen liegt, durchschnitt er das Flatterband. "25 Meter 'Deutschland Schwarz-Rot-Gold', 125 Millimeter Supersatin", wie der Kölner Stadt-Anzeiger recherchiert hat, wurden von der Autobahn GmbH beim Internetversandhandel "Nationalband Discount" bestellt. "58,70 Euro – macht bei zwei Rollen 117,40 Euro. Das ist in den 1,4 Milliarden Euro Gesamtbaukosten einkalkuliert."

Eine Mischung aus Stolz und Erleichterung

"Von einer Mischung aus Stolz und Erleichterung, dass wir jetzt dazu gekommen sind, die Brücke auch für Lkw freigeben zu können", berichtet auch Nicole Ritterbusch, die Leiterin des Geschäftsbereichs Rheinbrücken der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Rheinland. "Das Tragwerk war bereits Ende letzten Jahres fertig, dann gab es noch die Detailarbeiten wie den Abbau der Fahrzeugrückhaltesysteme, auch die letzten Lücken in der Lärmschutzwand wurden geschlossen. Und wir haben noch die festen Gelbmarkierungen aufgebracht. Diesmal haben wir eine Farbe gewählt. Normalerweise klebt man die Streifen ja auf. Die Farbe muss jetzt mindestens drei Jahre erhalten bleiben, bis wir dann planmäßig den zweiten Teil der Brücke eröffnen werden. Auch vom Flatterband ist noch genug übriggeblieben."

Ein langer Weg – und ein neues Ziel

Immer wieder hatte ich in der Vergangenheit auch über die Verzögerungen beim Neubau der Brücke berichtet. Und über die Arbeit von Nicole Ritterbusch. Über die Mängel an dem Stahl aus China, und wie ein Jahr verloren ging, um ein neues Konsortium für den Stahlbau zu finden, bis es dann mit im April 2022 mit dem "Brückenbau zu Köln" auch linksrheinisch wieder nach Plan weiterging. "Nun haben wir bereits mit dem Rückbau der alten Brücke und den ersten Arbeiten zum Leichtern begonnen," so Ritterbusch. "Im Frühjahr wird ab der Mitte zwischen den beiden Pylonen die Stahlkonstruktion wieder getrennt. Es ist dasselbe Hauptkonsortium aus SEH und Hochtief, das mit weiteren Stahlproduzenten dann auch den Neubau der zweiten Brücke durchführt. Es sind wieder 15.000 Tonnen Stahl zu verbauen."

Ein großartiger Tag für das Rheinland

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) war nicht persönlich zur Eröffnung gekommen, obwohl er vor Ort durchaus hätte erklären können, wie viel Geld nun im neuen Haushalt für die Investitionen in die Infrastruktur grundsätzlich zur Verfügung stehen. Er wurde durch den parlamentarischen Staatssekretär Oliver Luksic vertreten, der natürlich von einem "großartigen Tag für das Rheinland" sprach. Und gleich mahnte: "Wir müssen in Deutschland rund 4.000 Brücken modernisieren. 1.000 sind fertig, im Bau oder in der Planung. Wir nehmen da jetzt Fahrt auf. Wir müssen dabei viel schneller Baurecht schaffen. Gerade in NRW haben wir eine ganze Reihe an kritischen Brücken. Leider haben die Bundesländer hier in der Vergangenheit zu wenig Brücken angefasst, wir haben keinerlei Planungsvorrat gehabt, und deshalb dauert es auch so lange. Denn bis wir eine Brücke planen und die dann in die Vergabe kommt und gebaut wird, dauert es viele Jahre. Aber diesen riesigen Investitionsrückstand gehen wir jetzt mit Riesentempo an."

Vorerst Ruhe im Großraum Köln

Für den Raum Köln verspricht Nicole Ritterbusch erst einmal etwas Ruhe. Der Nahverkehr und natürlich der internationale Fernverkehr werden die Leverkusener Brücke schnell wieder für ihre Touren nutzen. Bei der Rodenkirchener Brücke rheinaufwärts im Kölner Süden (A 4) sei man erst einmal in der Planungsphase. "In den nächsten ein bis zwei Jahren beginnt die Entwurfsplanung, auch in Bonn-Nord (A 565) und Düsseldorf-Flehe (A 46) haben die Planungen für den Ersatzneubau begonnen. Um diese zu erhalten, damit sie solange durchhalten, werden wir dort natürlich vorab die entsprechenden Sanierungsmaßnahmen durchführen."

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