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Aus der Praxis: Alkohol Wegfahrsperren Wartungsintensiv und leicht manipulierbar

Foto: Volvo Trucks

Paneuropa-Chef Carsten Hemme über den Einsatz von Alkohol Wegfahrsperren in seinen Lkw und wie er mittlerweile mit dem Thema Alkohol umgeht.

Carsten Hemme ist ernüchtert. Vor rund fünf Jahren hatte der Geschäftsführer von Paneuropa Transport in Bakum die Hälfte seiner neuen Lkw mit Alkohol-Wegfahrsperren ausrüsten lassen, 25 an der Zahl. Doch inzwischen verfügen nur noch acht seiner Fahrzeuge über fest eingebaute Alkolocks. „Wenn diese Geräte auf lange Sicht für Unternehmer attraktiv sein sollen, auch finanziell, müssen sie sich unbedingt technisch weiterentwickeln“, sagte er im Gespräch mit trans aktuell. „Und das ist meiner Meinung nach nur dann möglich, wenn sie in wesentlich größerer Stückzahl nachgefragt werden, weil ihr Einbau Vorschrift wird, und zwar für Lkw und Pkw.“

Das hat das EU-Parlament zwar bereits beschlossen, doch gilt diese Pflicht zur Ausrüstung mit den unterschiedlichen Sicherheitssystemen, etwa einer „alkoholempfindlichen Wegfahrsperre“, für neue Fahrzeugmodelle erst ab Mai 2022, für bestehende Fahrzeugmodelle erst ab 2024.

Aktuell gibt es deutliche Unterschiede im Angebot der Hersteller. Bei Iveco-, Mercedes-Benz-, ­Renault-, Scania- und Volvo-Lkw lässt sich eine Alkohol-Wegfahrsperre gleich für den neuen Truck mitbestellen, bei DAF und MAN dagegen nicht. Eine Nachrüstung ist jedoch immer möglich.

Handlungsbedarf in Bezug auf alkoholisierte Lkw-Fahrer zeigt das Kontrollergebnis der hessischen Polizei, die an einem Sonntagabend im Januar rund 1.200 Fahrer überprüft hatte. 190 standen unter Alkoholeinfluss, 79 Fahrern wurde die Weiterfahrt untersagt. 2018 waren laut Statistischem Bundesamt 356 Personen bei Unfällen schwer verletzt worden, die Lkw-Fahrer unter Alko­holeinfluss verursacht hatten – fünf starben. Auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) verteidigt die Alkolocks, „da sie dazu beitragen können, die Zahl der Alkoholunfälle zu verringern – präventiv sozusagen“.

Die Gründe, die momentan gegen den Einbau von Alkolocks sprechen, liegen für Paneuropa-Geschäftsführer Hemme auf der Hand: Mit bis zu 3.000 Euro für Anschaffung und Einbau seien sie relativ teuer, zusätzlich müssten sie mindestens jährlich kalibriert werden. Auch Manipulationen seien leicht möglich, „etwa wenn ein Kollege des alkoholisierten Fahrers vor Fahrtantritt pustet, damit der Motor startet“. Und wer einen Luftkompressor an das Gerät halte, könne es so aus dem Verkehr ziehen. Für einen Unfall, den ein Paneuropa-Fahrer unter Alkoholeinfluss verursacht, möchte Hemme jedenfalls nicht die Verantwortung übernehmen müssen. So begegnet er dem Thema Alkohol in seinem Logistikunternehmen nun auf ganz andere Art und Weise. „Wir haben seit vielen Jahren regelmäßige Alkoholkontrollen auf unseren Betriebshöfen, wo unser Hofmeister oder Lagermeister stichprobenweise bei eigenen und fremden Fahrern Kontrollen mit Atemalkoholtestern durchführt.“ Dies gehöre zum festen Bestandteil im Paneuropa-Qualitätsmanagementsystem. Zurzeit ist Hemme zufrieden mit den ermittelten Werten: Sie lagen in den letzten Jahren nahezu alle bei 0,0 Promille.

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