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Umfrage unter Branchenvertretern Was bringt das Jahr 2024?

Neues Jahr 2024, Ausblick Foto: Adobe Stock - Woraphon

Wie lautet das Fazit für das Jahr 2023? Welche Erwartungen knüpft die Branche an das kommende Jahr? eurotransport.de hat eine Auswahl von Branchenbeteiligten befragt.

Für den Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) war 2023 maßgeblich geprägt vom Thema CO₂-Maut. „In diesem Zusammenhang kann man aber leider keine positiven Worte finden“, sagt Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des BGL. Zu den Erfolgen gehört aber laut BGL, dass im Dialog mit den Ampelfraktionen das Thema des akuten Fahrermangels ganz oben auf die Agenda des Bundestages gehoben wurde. Die Folge war ein Antrag der Regierung mit dem Titel „Transportlogistik für Deutschland sichern“, von dem sich der Verband nachhaltige Unterstützung für die Branche verspricht.

Mit der Kampagne „Mauteverest – So kommen wir nicht über den Berg“ konnte der BGL demnach im Jahr 2023 eine Sichtbarkeit für die Branche erreichen, die im Jahr 2024 mit der neuen Kampagne #ichfahrfürDich weitergeführt werde. „Wir möchten damit zeigen, wie vielfältig die deutsche Transportbranche ist und was unsere Mitglieder täglich leisten – für uns alle“, sagt Engelhardt. Die größte Herausforderung für die Branche werde 2024 sein, mit dem immensen Kostendruck – Maut, die Belastungen durch das Brennstoffemissionshandelsgesetz, steigende Löhne – klarzukommen, um weiterhin am Markt bestehen zu können. „Vor diesem Hintergrund brauchen die Transportunternehmen endlich wieder Planungssicherheit für künftige Investitionen“, so der BGL-Vorstandssprecher. Weiterhin erhofft sich der Verband einen Bürokratieabbau, wie im Rahmen der Führerscheinerneuerung und Qualifikation für Berufskraftfahrer.

Elvis: 2024 aus der Lethargie herausfinden

Für die Ladungskooperation Elvis neigt sich mit 2023 ein turbulentes Jahr dem Ende zu. „Nach der Erleichterung im Frühjahr über die ausgebliebene Gasmangellage und die Aufbruchsstimmung nach der erfolgreichen Transport Logistic wurde die Branche, wie die Gesamtwirtschaft, von einer bleiernen Schwere aus globalen Krisen, bundespolitischen Irrlichtern und fehlender Vision ergriffen“, sagt Vorstand Nikolja Grabowski. „Als dickes Ausrufezeichen kam dann zum Jahresabschluss die Mautverdopplung“.

2024 wolle Elvis daher Impulse setzen, um aus der Lethargie herauszufinden. „Zu den Dauerbrenner-Themen kommen mit der Mautverdopplung die Schlagwörter Liquidität und Wirtschaftlichkeit. Wir werden daher unsere operativen Zweige weiter stärken, um unseren Partnern zusätzliche Vertriebsmöglichkeiten zu bieten“, sagt Grabowski. Etwa mit dem neuen Elvis Cross Load Network für Begegnungsverkehre von Komplettladungen. Laut dem Elvis-Vorstand sei mit der Mauterhöhung die Bedeutung von Leerkilometern schlagartig gewachsen.

Bay Logistik: 2024 birgt mehr Chancen als Risiken

Für Michael Schaaf, Geschäftsführer des Waiblinger Tank- und Silospezialisten Bay Logistik, ist das Jahr 2023 insgesamt besser gelaufen als erwartet, etwa beim Recruiting. Das kommende Jahr werde herausfordernd aufgrund dauerhaft steigender Belastungen – in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch wegen der besonders in Deutschland geforderten Dokumentationen. „Ich gehe davon aus, dass sich Transportunternehmen aus dem In- und Ausland aus dem Markt zurückziehen“, sagt Schaaf.

Durch eine erneute extreme Volatilität im Markt könnten sich die Spannungen leider noch vergrößern. Genau für solche Herausforderungen benötigten Unternehmen ein motiviertes Team. Die Politik sollte erkennen, wie bedeutsam die Logistikbranche ist, und „nicht noch weitere erschwerende Bedingungen schaffen“. Herausfordernd werde die Situation im intermodalen Verkehr, da die anstehenden Baustellentätigkeiten sich aller Voraussicht nach wieder erheblich auf die Qualität auswirken. „In Summe sehen wir für das Jahr 2024 mehr Chancen als Risiken“, sagt Schaaf.

BWVL mit neuem Namen und neuem Motto

Für den Bundesverband für Eigen-Logistik und Verlader (BWVL) standen im Jahr 2023 laut Hauptgeschäftsführer Markus Olligschläger neben der Maut die Fristverlängerung für den Lang-Lkw, der Berufskraftfahrermangel und die Reform der Berufsausbildung sowie der Genehmigungsstau bei Großraum- und Schwertransporten als Themen an. Erfolgreich war die Stellungnahme zum Entsendegesetz: „Der Werkverkehr bleibt vom Anwendungsbereich der Entsendevorschriften und damit von einer Vielzahl umfangreicher bürokratischer Belastungen ausgenommen“, sagt Olligschläger. 2024 handle der BWVL ganz klar im Sinne seines neuen Slogans „Gemeinsam nachhaltig mehr bewegen“. Auch die Maut werde den Verband weiterhin beschäftigen. Viele Mitgliedsunternehmen seien von der Mautpflicht für Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen betroffen.

HOLM: 2024 an erfolgreiches Jahr 2023 anknüpfen

Michael Kadow, Geschäftsführer des House of Logistics and Mobility (HOLM), blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Neue Partner und Projekte sowie gut besuchte Veranstaltungen führen zu diesem Fazit. „Das HOLM ist auch nach der Coronapandemie ein starker Knotenpunkt und ein gefragtes Veranstaltungszentrum für Logistik- und Mobilitätsexperten und -expertinnen, bei uns trifft sich die Branche“, sagt Kadow gegenüber Eurotransport.de.

Im nächsten Jahr will Kadow mit seinem Team an das Jahr 2023 anknüpfen. Themen wie der Fachkräftemangel, die Weiterentwicklung und der sinnvolle Einsatz von Künstlicher Intelligenz sowie alle Fragen rund um Nachhaltigkeit und die Erreichung der Klimaziele werden das HOLM maßgeblich beschäftigen. „Auch die Frage, ein unternehmensübergreifendes resilientes Personalmanagement zu entwickeln, ist für uns derzeit aktuell“, sagt Kadow.

Zufall: 2024 startet CO₂-Management-Software

Die Zufall Logistics Group war 2023 sehr zufrieden mit der Entwicklung in der Kontraktlogistik ist, berichtet CEO Peter Müller-Kronberg. Er blickt optimistisch in die Zukunft. „Wir sehen schon heute, dass unsere Idee, Logistik nachhaltig zu gestalten, aufgeht.“ Gut aufgestellt sieht Müller-Kronberg das Unternehmen etwa mit einem Investment in eine CO₂-Management-Software, die ab 2024 auf Sendungsebene die CO₂-Emissionen ermitteln wird. „Wir steigern die Messbarkeit unseres Handelns und können schneller Entscheidungen treffen. Das klare Statement, wo wir hin wollen, zieht Menschen mit hoher Motivation an, die sich in den Transformationsprozess einbringen wollen“, sagt der Unternehmer. Crossfunktionale Teams, die eingebunden werden in die Entscheidungsfindung, und weniger Hierarchie gepaart mit neuen, auch digitalen Produkten – das sei der Weg im Unternehmen 2024.

Duisport: Wirtschaftslage bessert sich erst 2025

Duisport hat 2023 massiv in die Infrastruktur investiert und viele zukunftsweisende Projekte vorangetrieben, berichtet Markus Bangen, CEO des Infrastrukturbetreibers. So befindet sich der Bau des Duisburg Gateway Terminals (DGT) auf der Zielgeraden. Hierbei handelt es sich um das größte Containerterminal im europäischen Hinterland, das zudem vollständig klimaneutral betrieben wird. Bangen geht davon aus, dass die Branche auch im kommenden Jahr noch unter der konjunkturellen Flaute leiden wird.

„Das Transportaufkommen wird sich frühestens Ende 2024 wieder spürbar erhöhen“, prognostiziert Bangen. „Unsere Investitionen werden wir aber unabhängig davon wie geplant fortführen. Wenn sich die Wirtschaftslage 2025 wieder bessert, sind wir hervorragend aufgestellt und können unsere Kunden mit moderner Infrastruktur und größerer Kapazität am Logistik-Drehkreuz Duisburg bedienen.“

Hellmann: Märkte bleiben auch 2024 volatil

„Das Jahr 2023 war für die Branche und für Hellmann erneut ein herausforderndes Jahr“, resümiert Reiner Heiken, CEO von Hellmann Worldwide Logistics. Trotz des turbulenten Umfelds seien aber ganz wesentliche Weichen für die künftige Unternehmensentwicklung gestellt worden, neben der Definition der strategischen Ausrichtung etwa auch die Einführung der neuen Unternehmenskultur, dem Hellmann Promise.

Der Hellmann-Chef geht davon aus, dass die Märkte auch im kommenden Jahr volatil bleiben werden. Es komme also weiterhin darauf an, flexibel auf Marktgegebenheiten und Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Dank eines weltweiten Netzwerkes sieht Heiken das Unternehmen dafür gut aufgestellt. Für die Zukunft fordert Heiken, die Logistikbranche nachhaltiger aufzustellen und CO₂-Emissionen zu reduzieren. „Das ist zweifellos eine Herkulesaufgabe und ich bin überzeugt davon, dass wir sie nur gemeinsam mit unseren Wettbewerbern, aber auch mit unseren Partnern und Kunden bewältigen können.“

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