Von der angemahnten Solidarität der Gesellschaft in der aktuellen Conona-Krise ist in der deutschen Transportwirtschaft nichts zu spüren. Ein selbstfahrender Unternehmer spricht jetzt Klartext.
Michael Finkbeiner, Gründer von Kaiko-Transporte feiert am 1. April sein zehnjähriges Firmenjubiläum. In der beginnenden Rezession vor der Corana-Krise hatte er seinen Fuhrpark bereits von acht auf sechs Lastzüge reduziert. In seiner Verzweiflung zur aktuellen Situation in der Transportwirtschaft hat er nun einen offenen Brief geschrieben, den wir hier im Original veröffentlichen:
„Ich hatte bis Oktober letztes Jahr sechs Lkw bei Bieber-Transporte* laufen. Das war sehr erfolgreich für beide Firmen. Meine Kunden und die Bieber-Kunden wurden kombiniert. Dann ist der Markt eingebrochen. Und monatlich wurde ein Auto abgezogen. Nicht, weil die Aufträge weg waren, sondern weil Osteuropäer billiger waren. Nun wurde ich Donnerstag letzte Woche wieder ins Büro zitiert. Noch ein Auto weniger. Ich koste für eine Fahrt nach Köln 700 Euro. Osteuropäische Frachtführer fahren für 300 Euro und weniger. Gesteuert wird alles über Frachtenbörsen. Wir reden von einer zehnjährigen Zusammenarbeit. Und zur Krönung hat er versucht, meine Kundschaft abzuwerben. Ich hoffe, er hat sich in der Corona Krise so richtig verrechnet. Ich ändere meine Arbeitsweise. Ich habe jetzt noch einen Kühler gekauft. Und ich werde diesen Seelenverkäufer verlassen!!!“
Nicht nur Kaiko-Transporte bekommt offenbar den brutalen Preiskampf in Deutschland zu spüren. In der aktuellen Krise scheint sich eine alte Weisheit zu bewahren, die Martin Bulheller, Pressesprecher des BGL, schon von seiner Mutter kennt: Wenn jeder nur an sich selbst denkt ist am Ende an alle gedacht.
*Name des süddeutschen Logistikers von der Redaktion geändert.
