Kaiko-Transporte Traum von der Selbständigkeit verwirklicht

Michael Finkbeiner, zusammen mit seinem Bruder Marco, Inhaber von Kaiko-Transport aus St.Märgen, heute 6 Lkw, sehr bekannt in der Truckszene, einer der ersten S 580 V 8 in Baden-Württemberg. Foto: Jan Bergrath 8 Bilder

Vor sieben Jahren gründete Michael Finkbeiner Kaiko-Transporte. Mit seinem neuen Scania macht die tägliche Arbeit noch mehr Spaß.

Die Bundesstraße 31 führt von Freiburg durch das Höllental hinauf in den Schwarzwald. Es ist die Hausstrecke von Michael Finkbeiner, der in der Fahrerszene einen guten und vor allem etwas anderen Namen hat: Fuser. Auch bei Facebook ist er unter seinem Spitznamen unterwegs. Dort hat nun vor allem sein neuer schwarzer Sattelzug mit der dezenten, aber höchst attraktiven Lackierung für Aufsehen gesorgt: der "Interceptor". Eisblume, so heißt der Lack mit dem ganz besonderen Glanz. Sichtlich entspannt sitzt Michael am Steuer des Scania S 580, den er am 4. Januar beim Scania-Händler Knirsch übernommen hat. "Es ist einer der Ersten vom Band verkauften neuen Scania mit V8 in Baden-Württemberg", sagt Michael. "Und schon nach relativ kurzer Zeit kann ich sagen, dass es eine der besten Entscheidungen war, die ich in meinem Leben getroffen habe."

Es sei relativ egal, ob er nun leer oder beladen die serpentinenreiche Strecke hoch in den Schwarzwald fahre, beschreibt Michael den wirtschaftlichen Grund für seine durchaus emotionale Wahl des leistungsstarken Schweden, den er in zwei Wochen selber zu einem Edel-Truck aufgewertet hat.

Sprung in die Selbständigkeit

Unten, im flachen Boden, leuchtet Tag und Nacht das rote V8-Symbol im Leder. "Ich pendle im Auftrag einer großen Spedition überwiegend zwischen den Werken eines Herstellers von Baukranen auf der Schwäbischen Alb und in Frankreich", erzählt Michael. "Meistens fahre ich voll beladen. Mittlerweile hat sich der Dieselverbrauch bei 30,4 Liter eingependelt. Das ist besser, als ich erwartet habe." Im siebten Jahr läuft es sehr gut für Michael Finkbeiner. 2010 war es, als der langjährig angestellte Fahrer den Weg in die Selbstständigkeit wagte. Zuvor hatte er viel Erfahrung gesammelt. Ab 1991 war er zunächst zehn Jahre im Werkverkehr unterwegs, 2002 machte er die Ausbildung zum Berufskraftfahrer, es folgten sieben Jahre im Italienverkehr bei der Spedition Klotz aus Freiburg und weitere fünf Jahre im Spanienverkehr für Häring International, auch aus Freiburg.

"Damals hatte ich bei Häring einen Scania R 620 aus der Design Edition gefahren." Auch Michaels jüngerer Bruder Marco, 44, ist Kraftfahrer, er folgte Michael zu Klotz und zu Häring. Michael machte dann schließlich nebenbei die Sach- und Fachkundeprüfung für den nächsten Schritt: Im April 2010 kauften die Brüder zusammen mit Johannes Prinz, dem Mann ihrer Cousine, drei Lkw aus dem Fuhrpark von Häring und gründeten eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). "Dann saßen wir bei ein paar Bier zusammen und überlegten, wie wir das Transportunternehmen eigentlich nennen sollten. Es sollte anders klingen. Aber wir kamen auf keinen griffigen Namen." Bis die Cousine mit ihrem Husky den Raum betrat und ihm laut hinterherrief: Kaiko. "Da wussten wir sofort, das ist es."

Mit vorsichtigem Wachstum zu sechs eigenen Lastzügen

Dennoch – die ersten Jahre als Unternehmen waren steinig, erinnert sich Michael. Vor allem als der dritte Mann, der Vater geworden war, nach drei Jahren wieder ausstieg, um mehr für die Familie da zu sein. Seither betreiben Michael und Marco das Unternehmen mit genauer Aufgabenteilung gemeinsam. Mittlerweile sind es durch vorsichtiges, aber stetiges Wachstum sechs eigene Lastzüge geworden. Wobei der erste Scania mit seinen 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung weiterhin als Reservefahrzeug erhalten bleiben soll – von dem bezahlten Gründungsauto kann sich Michael partout nicht trennen. Von unterwegs disponiert der 46-Jährige die Lkw und kümmert sich am Ende der Woche um die Buchhaltung, Marco ist für die Palettenverwaltung zuständig.

Ein externer Kraftverkehrsmeister unterstützt die Brüder regelmäßig. "Ein fachkundiger Blick von außen ist immer gut", sagt Michael. Rund 50 feste Kunden hat Kaiko über die vergangenen sieben Jahre gewinnen können. Die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit auch der höchst motivierten und gut bezahlten drei fest angestellten Kaiko-Fahrer spiele dabei schon eine entscheidende Rolle, verrät Michael. "Fahrermangel ist eine relative Größe. Bei uns gibt es mittlerweile eine Warteliste von Fahrern, die gerne bei uns anfangen würden." Die Optik der Fahrzeuge ist die andere Seite. "In der Tat hat unsere Präsenz bei Facebook einige Kunden neugierig gemacht, es mit uns zu probieren. Es macht halt schon etwas mehr Eindruck, wenn wir mit unseren gepflegten und optisch schicken Lkw auf den Hof der Kunden kommen. Das lohnt in der Tat ein wenig den zeitlichen und finanziellen Mehraufwand, der in jedem einzelnen Lkw unserer kleinen Flotte steckt."

Finkbeiner lebt seinen Traum

Michael ist selbst die ganze Woche unterwegs. Neben seinem wichtigsten Kunden fährt er viel Holz für Sägewerke im Schwarzwald. Es sind meistens regionale Touren mit Teil- und Komplettladungen, mehr als 80.000 bis 100.000 Kilometer kommen da pro Jahr bei ihm nicht auf die Uhr. Marco, der den in der deutschen Show-Truck-Szene bekannten "Firebird"-Scania fährt, ist wie die drei anderen Fahrer meistens unter der planerischen Regie von Michael auf der Süd-Nord-Achse unterwegs. Allein auf der Fahrt von Colmar nach Biberach klingelt das Telefon ein gutes Dutzend Mal.

Über die Freisprechanlage gibt Michael Fahrern die Touren durch, nimmt neue Aufträge an und klärt mit absoluter Ruhe, dass der Fahrer nicht die falsche Auftragsnummer dabeihat, sondern an der falschen Rampe steht. "Es gibt Tage, da läuft alles wie am Schnürchen. An anderen Tagen bist du von morgens bis abends dabei, alles wieder ins Lot zu bringen, damit jeder Lkw seine Fracht bekommt. Aber es klappt bisher immer." Kein Wunder also, dass sich Michael nun auf die beginnende Festival-Saison freut, wo er am Wochenende seinen neuen Laster vorstellen kann. So wie über Pfingsten bei Joachim Scholz, dem in der Szene beliebten Fahrlehrer aus Weingarten, der seinen 50. Geburtstag mit einem kleinen Festival feiert. Oder auf den Nürburgring. "Dann", sagt Michael, "blühe ich nach einer harten Arbeitswoche noch einmal wieder richtig auf. Denn dann lebe ich einfach meinen Traum."

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 05 2017 Titel
FERNFAHRER 05 / 2017
3. April 2017
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