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Eindrücke vom trans aktuell-Symposium So geht effiziente Logistik für den Handel

ta-Symposium Pfenning-Gruppe Foto: Thomas Küppers 34 Bilder

Über die Herausforderungen in der Handelslogistik diskutierten rund 80 Teilnehmer beim trans aktuell-Symposium in Heddesheim. Bei der Pfenning-Gruppe waren Praktiker aus der Logistik, Verlader und weitere Experten zu Gast.

Effiziente und nachhaltige Handelslogistik – das ist das Ziel zahlreicher Transport- und Logistikunternehmer. Wie das in der Praxis funktionieren kann, erklärten kürzlich Experten aus der Praxis beim trans-aktuell-Symposium in Heddesheim. Gastgeber war die Pfenning-Gruppe. Der Sprecher der Geschäftsführung, Rana Matthias Nag, stellte das Unternehmen mit seinen rund 6.900 Beschäftigten vor. Das Lager- und Distributionsnetz erstreckt sich über 110 Standorten in Europa. Etwa 50 dieser Standorte entfallen auf die Handelslogistik. Rund 1.200 Lkw sind täglich in der Distribution, davon 1.000 eigene Lkw.

Schwerpunkt Kontraktlogistik

Schwerpunkt ist unter anderem die Kontraktlogistik. „Hier erstreckt sich unser Porfolio von der Entwicklung einer Immobilie auf der grünen Wiese bis zur Lagertechnik in der Bestandsimmobilie“, ergänzte der Leiter Geschäftsbeziehungen der Pfenning-Gruppe, Robert Riediger. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen im Bereich Transportlogistik. Hierbei konzentriert sich das Unternehmen auf die Distribution sowie auf LTL- und FTL-Verkehre. In der Handelslogistik hat das Unternehmen seinen eigenen „Pfenning-Zyklus“ etabliert. Das heißt, Pfenning beliefert in einem Schritt die Filialen mit frischer Ware, entsorgt sie und fährt zurück an die Distributionscenter des Kunden. Als weitere Tätigkeitsfelder kommen noch Personalservices und Projektentwicklung hinzu.

Wegweisende Logistikimmobilien-Projekte

In diesem Bereich realisiert das Unternehmen wegweisende Logistikimmobilien-Projekte wie zum Beispiel Multicubes. Hierbei handelt es sich um Multi-User-Logistikzentren, die in unterschiedliche Module unterteilt sind und so verschiedene Produkt- und Handelswelten an einem Standort bündeln können. Solche Multicubes gibt es neben Heddesheim und Monsheim in Grünheide, Bad Hersfeld, Mecklar und bald im Elsass.

Sicht eines mittelständischen Spediteurs

Die Sicht eines mittelständischen Spediteurs vermittelte daraufhin Dirk Hütter von der gleichnamigen Spedition aus Öhringen. Der Fokus seines Vortrags bildete ein Erfahrungsbericht, wie das Unternehmen Tapa-Standards nutzt, um Transporte sicherer zu gestalten. Tapa steht für Transportet Asset Protection Association. „Wir sind eines von zehn Tapa-zertifzierten Unternehmen in Deutschland“, erklärte Hütter. Bei Tapa handelt es sich um einen weltweit aktiven und 1997 in den USA gegründeten Verband. Die klare Mission: Minimierung von Warenverlusten und Erhöhung der Sicherheit in der Supply Chain. Der Handlungsbedarf in diesem Bereich ist enorm. Den Tapa-Zahlen zufolge wird im EMEA-Raum am meisten vom Trailer geklaut (mit 40,6 Prozent), gefolgt von der Zugmaschine (21,1 Prozent) und aus Gebäuden (18,5 Prozent).

Problem Insiderwissen

Die Diebesgüter reichen von Diesel, Elektronik bis hin zu Metallen wie Aluminium oder Katalysatoren. Bei Tapa gibt es global gültige Sicherheitsstandards in jeweils drei Sicherheitsstufen für Lkw-Transport (TSR), Lager (FSR) und Lkw-Parkplätze (PSR). Damit verbunden ist bei Hütter eine zeitgemäße Ausstattung des Fuhrparks mit Blick auf die Sicherheit. Dazu gehört beispielsweise Panicbuttons in der Zugmaschine als Festeinbau plus Mobiltelefone mit Panicbutton-Funktion. Aber auch elektronisch aktivierte und überwachte Seitenwandalarme gehören dazu. „Unsere Erfahrung mit dem Tapa-Standard ist sehr positiv. Es kostet zwar viel Geld, aber auch für das Sicherheitsgefühl des Fahrpersonal ist einiges getan.“ Ein Problem hierbei ist Insiderwissen, wenn also die eigenen Mitarbeiter zugreifen. „Es ist sehr schwer, dieser Gefahr zu begegnen“, erklärt Hütter. Noch schwieriger werde es, wenn Mitarbeiter einen mafiösen Hintergrund haben. Dies stelle im Ausland zumindest momentan ein noch größeres Problem dar als hierzulande.

Neue Perspektiven bei Metro Logistics

Über Herausforderungen ganz anderer Art berichtete Armin Köller, Geschäftsführer von Metro Logistics. Der Logistikdienstleister besteht seit 1995 und gehört zum internationalen Metro-Konzern. Er beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter und unterhält neun Logistikzentren mit 500.000 Quadratmeter Fläche. Der Fuhrpark umfasst rund 100 eigene Lkw. Im Jahr 2019 verkaufte Metro die Supermarktkette „real“ mit rund 300 Märkten. Sechs Logistikstandorte waren reine real-Standorte. Auch waren mehr als 60 Prozent der Mitarbeiter ausschließlich mit real beschäftigt.

Kunde Tesla

Die Führung von Metro Logistics begriff den real-Verkauf als Chance, sich am Logistikmarkt zu etablieren. „Unser Schwerpunkt ist Handelslogistik, aber nicht ausschließlich“, betonte Köller. „Wenn man neu anfängt, kann kann sich die Kunden nicht direkt aussuchen.“ Inzwischen konnte Metro Logistics eine ganze Reihe von unterschiedlich großen Kunden aus verschiedenen Branchen gewinnen. Als Vorteil erwies es sich, dass Metro Logistics 20 Kilometer von der Tesla-Fabrik in Grünheide ein Lager besitzt. Hier lagern seit einiger Zeit Tesla-Teile, die auf Abruf in die Produktion verbracht werden.

E-Commerce mit Potenzial

Ein weiteres Geschäftsfeld ist der E-Commerce, der während Corona boomte. Zentrale Herausforderung war, erst einmal Strukturen aufzubauen, die vorher gar nicht nötig waren, wie etwa Marketing. Inzwischen gibt es „erstes, sehr positives Feedback einiger Neukunden auf Basis konkreter operativer Zusammenarbeit“, bilanzierte Köller. Nächste Schritte seien nun die Steigerung der Bekanntheit wie auch ein Fokus auf Wertschöpfungstiefe und in der Kontraktlogistik auf Flächenumsatz.

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Trends bei der Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Prof. Peter Holm, Vize-Präsident der Provadis-Hochschule in Frankfurt, zeigte Trends bei der Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Handelslogistik auf. In Sachen Nachhaltigkeit geht es um ESG, also das Messen der Kriterien Environment (Umwelt), Social (Soziales & Gesellschaft) und Governance (Unternehmensführung). ESG betrifft ab 2024 vor allem größere Unternehmen und ist, was Dokumentationspflichten betrifft, durchaus mit Aufwand verbunden.

Automatisches Bestellsystem entwickelt

Mit Blick auf die Digitalisierung in der Logistik verwies Holm auf stark wachsende Datenmengen. Hier komme die Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel, da KI diese Datenmengen sinnvoll analysieren kann. Um zu verdeutlichen, was daraus entstehen kann, verwies Holm auf das Beispiel der Firma Würth und des Fraunhofer-Instituts, die gemeinsam ein automatisches Bestellsystem entwickelten. Dies funktioniert über eine Kamera, die den Füllstand der Schraubenbehältnisse permanent überwacht. Ein weiteres Beispiel: das Unternehmen Droniq der Deutschen Flugsicherung (DFS) und der Telekom, beide entwickeln gemeinsam Drohnen. Der Pharmakonzern Merck nutzt die Drohnen ebenso wie Audi bereits für die Intralogistik. Datenanalyse sei vor allem dafür geeignet, einen Blick in die Zukunft zu werfen und Ausfälle zu minimieren, sagte Holm. Das Prinzip Predictive Maintenance zeige die Möglichkeiten eindrücklich. Die Blockchain dagegen werde in der Handelslogistik vor allem relevant, wenn es um Ursprungszertifikate und Rückverfolgbarkeit geht, ist Holm überzeugt.

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