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Duvenbeck verkauft an Investmentgesellschaft Waterland kauft Anteilsmehrheit

Foto: Duvenbeck Gruppe

Die Investment-Gesellschaft Waterland Private Equity kauft die Anteilsmehrheit an der Bocholter Logistik-Gruppe Duvenbeck. Geschäftsführender Gesellschafter Thomas Duvenbeck wird im Zuge der Transaktion Beiratsvorsitzender.

Diese Nachricht ist Gesprächsthema in der Branche: Die internationale Investment-Gesellschaft Waterland Private Equity übernimmt die Anteilsmehrheit an der Duvenbeck Unternehmensgruppe aus Bocholt, einem Familienunternehmen mit rund 6.000 Mitarbeitern.

Mitarbeiter tragen Konzept mit

Ausgesprochen positiv waren die Rückmeldungen aus der Branche, die der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Duvenbeck nach eigenen Angaben als Reaktion auf diese Nachricht erhalten hat. Wie er trans aktuell gegenüber berichtet, ist es ihm am wichtigsten, dass die eigenen Mitarbeiter das Konzept mit tragen und der Name des Unternehmens erhalten bleibt.

Das Unternehmen steht laut Duvenbeck finanziell gut da – „trotz der Schwierigkeiten eines industriellen Lockdowns und der Lieferkettenprobleme haben wir uns 2020 und 2021 wirtschaftlich gut geschlagen und Geld verdient, was auch die Bilanzen zeigen.“ Zusätzlich habe man die Zeit genutzt, um in Sachen Prozesslandschaft und Rentabilität besser aufgestellt zu sein.

Mit der „Wachstumspartnerschaft“, wie es in der Pressemitteilung von Waterland steht, will Duvenbeck vielmehr seine Nachfolge regeln und durch den Strategiewechsel die richtige Zukunftsabsicherung des Unternehmens schaffen. Für die eigenen Kinder kommt laut dem 55-Jährigen die Unternehmensnachfolge nicht infrage. Daher befand er, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt sei, „proaktiv das Thema Nachfolgesteuerung anzugehen“ – auch in der Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten sowie Geldgebern.

Duvenbeck behält Anteile

Waterland übernimmt demnach zwar die Mehrheit, Duvenbeck will aber vorerst einen Anteil von 30 Prozent behalten und unter anderem als Vorsitzender des Beirats weiterhin für das Unternehmen tätig sein, vor allem bei Zukäufen im Rahmen der Wachstumsinitiative und der Erfüllung von Kundenbedürfnissen. „Ich bin auch noch für einen längeren Zeitraum beteiligt, der Zeitkorridor liegt bei vier bis sieben Jahren Minimum“, sagt er.

Im Vorfeld hat Duvenbeck nach eigenen Angaben bereits ein Beteiligungsprogramm für seine Führungs-Mitarbeiter gestartet. Hier sei Kontinuität die Devise – „alle Topmanager und auch alle Mitarbeiter in der zweiten Reihe bleiben an Bord“, CEO Christian Schweckhorst und COO Peter Overkamp bilden weiter die Unternehmensspitze.

Der künftige Partner Waterland – die kartellrechtliche Genehmigung steht allerdings noch aus – verfügt nach eigenen Angaben über umfassende Erfahrung im Bereich Logistik sowie industrielles Outsourcing und ist bereits an anderen Unternehmen aus der Branche beteiligt.

Investor plant Wachstumsstrategie für Duvenbeck

Das spreche für das Unternehmen, sagt Thomas Duvenbeck; Waterland sei ein strategischer Investor, der Firmen nicht zerschlagen und verkaufen, sondern fortführen und entwickeln wolle. Bei einem Unternehmen mit der „kritischen Größe“ von Duvenbeck sei dies die beste Wahl gewesen: „Waterland sieht die Duvenbeck Gruppe als Nukleus, um daraus ein größeres und weiter profitables Unternehmen zu machen“. Damit sei man auch gegenüber den Marktwettbewerbern, die zumeist aus dem Konzernbereich kommen, gut aufgestellt.

Laut Thomas Duvenbeck war für die Wahl von Waterland aber auch die Prämisse ausschlaggebend, dass die Unternehmenskultur der Duvenbeck Gruppe, der Organisationsgrad, aber auch Name und Mitarbeiter des Familienunternehmens übernommen werden sollten.

Die Wachstumsstrategie des neuen Mehrheitseigners zielt demnach neben Akquisitionen auch auf eine Internationalisierung – Duvenbeck soll künftig auch im Südwesten Europas, in Frankreich, Spanien und Italien Kunden bedienen, verstärkt im Balkan auftreten und etwa in Polen und Tschechien durch Wachstumsimpulse vorhandene Aktivitäten weiter stärken.

Automobilgeschäft als Umsatzträger

Weiter stark bleibe das Automobilgeschäft, das drei Viertel des Gesamtumsatzes ausmache: „Wir sind einer der führenden Automobillogistikexperten, und dieses Geschäft wollen wir auch weiter verstärken – aber wir wollen weg von den speziellen Branchenzyklen“, sagt Thomas Duvenbeck.

Den Wechsel zu E-Mobilität sieht er für die Logistik eher als Chance denn als Herausforderung – weil der eigene Kundenstamm auch in diesem Bereich führend sein werde und dann, nach der Durchsetzung am Markt, voraussichtlich sogar mehr produzieren werde. Aktuell habe Duvenbeck sogar einen größeren FTL-Auftrag für die Beschaffungslinien des neuen Tesla-Werks in Grünheide bekommen. Voraussichtlicher Start sei dafür im Frühjahr.

Neue Kundenbranchen im Visier

Dennoch soll die Zukunftsstrategie auch neue Branchensegmente umfassen, in denen die Gruppe etwa auch mit ihrem Kontraktlogistik-Know-how punkten kann. Zielbranchen seien etwa Industrial, Luftfahrt und Marine, Gesundheitswesen (Medical), Hightech und Erneuerbare Energien (Renewables).

Die Voraussetzungen für das weitere Wachstum wurden laut dem Unternehmer durch Investitionen in das Thema KI geschaffen, gleichzeitig wurden die Prozesse entsprechend adaptiert. Dadurch sei es Duvenbeck möglich, langfristig effektiver zu arbeiten.

IT-gestützte Optimierung von Prozessketten

Dafür hat das Unternehmen eine dispositionsunterstützende Software entwickelt, die demnach eine mehrstufige Optimierung von Prozessketten, etwa unter Berücksichtigung von Lenkzeiten, Fahrerschichten, Fixkosten, Zustellmöglichkeiten und Entladungen an den Rampen der Automobilwerken, vorsieht. Das System, NETT genannt, ist laut Thomas Duvenbeck gerade in der größten Niederlassung im Ersteinsatz und beinhaltet auch eine veränderte Prozessorganisation – das Gesamtpaket soll dann nach einem offiziellen Release sukzessiv auf andere Niederlassungen ausgerollt werden.

Auch für die weiteren Herausforderungen der Branche rüstet sich das Unternehmen. Nach Meinung von Thomas Duvenbeck ist aktuell die treibende Frage, wie man die in naher Zukunft geforderte Kapazität schaffen kann. „Daran arbeiten wir strategisch schon seit einem dreiviertel Jahr– denn wenn alle Volkswirtschaften der Welt wieder anziehen, müssen wir auch die Nachfrage unserer Kunden bedienen können. Und das im Hinblick auf die Lieferengpässe bei der Fahrzeugindustrie, Engpässen bei den Berufskraftfahrern und der Personalfrage in der Kontraktlogistik. Diese Themen werden uns in diesem Jahr intensiv begleiten“.

Das Unternehmen

  • Die Duvenbeck Unternehmensgruppe wurde 1932 in Bocholt gegründet
  • Thomas Duvenbeck übernahm 1992 mit 26 Jahren das Familienunternehmen
  • Heute sind 6.000 Mitarbeiter an 33 Standorten in acht Ländern beschäftigt, der Jahresumsatz beträgt rund 700 Millionen Euro
  • Im Bereich Transport führt Duvenbeck eine eigene Flotte mit 1.500 Lkw, rund 50 Prozent der Transportdienstleistungen erfolgen im Selbsteintritt
Unsere Experten
Carsten Nallinger Carsten Nallinger Lkw-Navigation
Daniel Stancke, CEO von Jobmatch.me Daniel Stancke Experte für Recruiting
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