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Tank- und Ladeinfrastruktur Schulterschluss schaffen

Fleet of generic electric EV delivery vans charging on charging stations

Keine Elektrifizierung der Letzten Meile ohne Ladeinfrastruktur: die Möglichkeiten und Herausforderungen.

Keine Elektrifizierung der Letzten Meile ohne Ladeinfrastruktur: Auf dem Dekra-Zukunftskongress Nutzfahrzeuge drehte sich eine ganze Session um die Möglichkeiten und Herausforderungen.

Unternehmen finden dazu Unterstützung, etwa bei der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO. Martin Sölle, Senior Projektmanager Innovation bei eMO, zeigte den Stand der Dinge in der Hauptstadt. Demnach ist bei der Ladeinfrastruktur für Pkw die Lage vergleichsweise gut – „bei Ladestationen für leichte und schwere Nutzfahrzeuge ist noch einiges zu tun“: Die mehr als 3.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkte seien nicht konzipiert für größere Fahrzeuge. Schon bei der Van-Klasse werde es schwer.

Keine Anschlüsse in Gewerbegebieten und Speditionshöfen

Die Herausforderungen: Laut Söllner fehle es an leistungsstarken Anschlüssen in Gewerbegebieten und Speditionshöfen, in Hubs und städtischen Depots fehle der Platz und noch sei unklar, wer in Ladestationen für elektrische Nutzfahrzeuge investieren und diese betreiben soll. Energiekonzerne, so die Beobachtung von Sölle, konzentrieren sich aktuell eher auf den Pkw-Bereich. „Es gibt keine Lösung für alle wie ein Abziehbild, wir brauchen eine individuelle Beratung für das Thema“, so sein Fazit. Immerhin: Berlin hat mit „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ (WELMO) ein lokales Förderprogramm für KMU, das Beratung sowie Anschaffung von leichten Nutzfahrzeugen und den Aufbau der Ladeinfrastruktur fördere, eine ideale Ergänzung der Bundesprogramme.

Schneller Batterientausch für elektrische Lastenräder oder andere Kleinfahrzeuge

Aus Berlin kommt eine spezielle Lösung für Micro-Fahrzeuge: Das Unternehmen Swobbee hat seinen Fokus auf „battery as a Service“ und „charging as a Service“ für die letzte Meile, sagte Elmar Kreß, Expansionsmanager DACH, etwa für elektrische Lastenräder oder andere Kleinfahrzeuge.

Aktuell betreibe Swobbee in zehn Ländern 90 Stationen, mittels derer sich eine Batterie in 60 Sekunden austauschen lässt. Zum Portfolio gehört auch die Vollservicemiete, annähernd 2.000 Batterien sind in der Vermietung. Und Swobbee manage für seine Kunden mehr als 10.000 Batterien. Die Vorteile: Kosteneffizienz und mehr Sicherheit, weil Themen wie Aufladen oder Batteriewechsel sowie die Haftungsrisiken bei der Lagerung outgesourct seien.

Mehrere Faktoren für die Letzte Meile

Auch die Praktiker kamen zu m Thema zu Wort – den „Goldstandard auf der letzten Meile“ strebt etwa der KEP-Dienstleister GLS Germany an. Pouyan Anvari, Region Manager Germany East, hat dafür mehrere Lösungen parat: Microdepots in Verbindung mit Lastenrädern und E-Transporter, Paketstationen – auch in Zusammenarbeit mit dem stationären Handel – sowie die Nutzung von Real Time Tracking.

Alle GLS-Niederlassungen sind demnach in der Zukunft mit dem Thema Ladeinfrastruktur versehen, aber es bleibe derzeit die Herausforderung, alle Fahrzeuge in kurzer Zeit gleichzeitig zu betanken. „Aktuell wird es darauf hinauslaufen, einen Teil davon abends extern aufzuladen“, sagte Anvari. Nicht zuletzt für diese Frage brauche es die finanzielle Unterstützung der Unternehmen, um die Kosten skalierfähig zu halten.

v. li.: Martin Sölle, Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, Pouyan Anvari, GLS Germany GmbH & Co. KG, Dr. Michael Bargl, IDS Logistik GmbH, Felix Steck, NOW GmbH, Axel Blume, NOW GmbH, Elmar Kreß, Swobee GmbH Foto: Thomas Starck
Tank- und Ladeinfrastruktur für die Letzte Meile – Experten diskutierten beim DEKRA Zukunftskongress über Lösungen und Probleme mit der Förderung.

Die Investitionen sind auch Thema im Stückgutsegment: Dr. Michael Bargl, Geschäftsführer der Stückgutkooperation IDS Logistik, kündigte an, dass ab 2024 erste Pilotprojekte zum Thema BEV bei allen IDS-Partner aufgesetzt und erste Schnelladepunkte erstellt werden sollen – zusätzlich zu den im Netzwerk jetzt schon vorhandenen E-Lkw und 22 kW-Ladepunkten. Das Problem für die Transportunternehmen sind laut Bargl die hohen Kosten: Das inzwischen fast ausgeschöpfte Förderbudget im Rahmen des KsNI-Programms und die Tatsache, dass ein separater Förderaufruf für Schnellladeinfrastruktur für Großunternehmen nur 20 Prozent Förderung bietet, sind demnach große Hemmnisse.

Keine Hoffnung für weitere Gelder für KsNI

„Auch wir sehen bei der KsNI vermutlich keinen nächsten Förderaufruf; und die Hoffnung, dass sich aus dem parlamentarischen Verfahren noch etwas ergibt, ist leider nicht sehr optimistisch“, sagte Axel Blume, Teamleiter Klimafreundliche Nutzfahrzeuge bei der bundeseigenen NOW GmbH. Immerhin seien aber bislang im Rahmen der KsNi-Förderung 8.000 Fahrzeuge bewilligt worden, darunter 90 Prozent batterieelektrische. Mehr als 1.000 Unternehmen wurden bedacht.

Laut Felix Streck, Teamleitung Planung Ladeinfrastruktur bei NOW, steht jetzt die Planung der Ladeinfrastruktur II im Rahmen des Masterplans an. Dazu gehört auch das bereits erwähnte Förderprogram für nicht-öffentlich zugängliche Schnellladepunkte ab 50 KW Nennladeleistung, für das am 30. November Anmeldeschluss sei.

Beide NOW-Experten zeigten auch die aktuellen die Grenzen auf – laut Blume sind beim Thema Förderung enge beihilferechtliche Rahmen gesteckt, und natürlich sind auch die aktuell verfügbaren Haushaltsmittel ein Problem. Felix Streck sieht den Netzanschluss als Herausforderung für Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum – denn die Standorte liegen meist abseits. Notwendig seien zudem sehr bald mehr Anschlussleistungen in der Hochspannung und neue Umspannwerke, um die Elektrifizierung voranzutreiben.

Laut Bargl ist darüber hinaus endlich auch ein Schulterschluss der Politik mit den Anwendern und den Fahrzeugherstellern notwendig: „Beim nächsten Förderprogramm bitte eine Abstimmung mit den Spediteuren, damit die Förderkulisse praxisnah gestaltet wird und wir unser gemeinsames Ziel einer Dekarbonisierung schneller erreichen“.

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