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Speditionen liefern Hilfsgüter Hilfstransporte für die Ukraine

Foto: Markus Grenzer/Round Table Deutschland 20 Bilder

Der Angriffskrieg Russlands hat eine beispiellose Welle der Solidarität mit der Ukraine ausgelöst. Welche Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche sich engagieren.

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Die Menschen in der Ukraine fürchten um Leib und Leben. In Deutschland ist es vielen ein Herzensanliegen, den vom Krieg betroffenen Menschen zu helfen. Wahrscheinlich Hunderttausende von Kartons wurden gepackt – mit dringend benötigten Lebensmitteln, Babynahrung, Kleidung und Medikamenten. Nicht selten wenden sich die vielen regionalen Initiativen an Flottenbetreiber vor Ort. Denn wer wäre geeigneter, als Ware ins benachbarte Polen zur Distribution in die Ukraine zu bringen, als Transport- und Logistikdienstleister, die über das Know-how, Equipment und die erforderlichen Fahrer verfügen?

Häufig sind es auch die Speditionen selbst, die die Initiative ergreifen und vor Ort Hilfsgüter für die Ukraine einsammeln. Engagiert zeigen sich aber auch Hersteller, Vermieter oder sonstige Dienstleister rund um Transport und Logistik. Im Folgenden geben wir einen – natürlich unvollständigen – Überblick über einige Hilfstransporte und die treibenden Kräfte dahinter.

Stiftung Round Table Deutschland hilft

Allein bis kurz vor Ostern insgesamt 70 Lkw mit Hilfsgütern hat die Stiftung Round Table Deutschland mit Partnern auf den Weg gebracht. Mehr als 3,2 Millionen Euro an Spenden seien zur Umsetzung der Fahrten und für den Einkauf von Hilfsgütern bei ihr eingegangen, bilanziert sie. Gleich am ersten Kriegstag am 24. Februar hat die Stiftung nach eigenen Angaben eine erste Bedarfsliste bekommen. Auf Basis dieser Liste schickte sie schon innerhalb der ersten zwei Wochen im Schnitt jeden Tag zwei Lkw mit humanitären und medizinischen Hilfsgütern auf die Reise.

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Auswirkungen auf deutschen Transporteur

„Alles ehrenamtlich, alle Spenden kommen zu 100 Prozent ohne Verwaltungskosten an“, betont Sebastian Kreuzer, der sich bei der Stiftung Round Table Deutschland engagiert und im Hauptberuf den Vertrieb bei Signal Design in Schwäbisch Hall leitet. Möglich sei das Ganze auch aufgrund der „großzügigen Bereitstellung von Transport-Kapazitäten von Lkw-Herstellern und Speditionen“, lobt er.

20 Hilfstransporte allein bei Spedition Bode

Die Spedition Bode aus Reinfeld bei Lübeck hat nach eigenen Angaben bereits 20 Hilfstransporte in die Ukraine auf den Weg gebracht. Zielstation war jeweils die polnische Hauptstadt Warschau, von wo aus Hilfsdienste die Güter in die Ukraine brachten. Neben eigenen Fahrzeugen waren auch einige Subunternehmer bei den Hilfstransporten für Bode im Einsatz.

„Stop War“ steht in gelben und blauen Großbuchstaben auf einem ihrer Krone-Auflieger. Bode liefert damit nicht nur reichlich Hilfsgüter wie Medikamente, Kleidung und Lebensmittel, sondern auch eine klare Botschaft. Ob Bananenkisten, Umzugskartons, Kunststoffsäcke oder unverpacktes Spielzeug wie ein Bobbycar – in und vor der Halle von Bode stapelten sich die Hilfsgüter auf Paletten oder auf dem Boden. „Wir sammeln die Ware zusammen mit unserer örtlichen Tagespflege ein, die auch den Kontakt nach Polen hergestellt hat“, erläutert Geschäftsführer Marc-Philipp Bode gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. „Wir wurden auch von vielen unserer Kunden mit Spenden unterstützt“, sagt er.

Warum sich die Spedition aktiv engagiert? „Es war für uns die einzige Möglichkeit, wie wir direkt Hilfe leisten können“, sagt Unternehmer Bode. Dass es einmal 20 Transporte werden würden, hätten sein Vater Kai Bode und er wohl anfangs nicht gedacht. Und es dürften nicht die letzten gewesen sein.

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Auch bei der Stückgutkooperation Online Systemlogistik (OSL) wurde eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft ausgelöst. Dort sammeln Partnerunternehmen und Mitarbeiter auf eigene Initiative für Hilfstransporte in die Ukraine, wobei die OSL-Zentrale als Koordinatorin fungiert. Wie das Netzwerk mitteilt, handelt es sich bei den Hilfsgütern vor allem um haltbare Lebensmittel, Trinkwasser in Flaschen und Kanistern, Rollstühle, OP-Kittel, Hygieneartikel, Kinderspielzeug, Schlafsäcke und Isomatten. Die gespendete Ware der Partner gelangt zunächst ans Zentral-Hub nach Schlitz bei Fulda.

Online-Systemlogistik - alle helfen mit

„Bei der ersten Sammlung sind insgesamt drei Lkw-Ladungen zusammengekommen“, heißt es von OSL. Das erste Fahrzeug sei am 8. April von Schlitz aus zu einer Sammelstelle für Hilfsgüter im polnischen Przemyśl an der polnisch-ukrainischen Grenze gefahren. Von dort erfolge der Weitertransport in die Ukraine. Der zweite Lkw startet in den nächsten Tagen. Bereits im März organisierte OSL nach eigenen Angaben zusammen mit dem österreichischen Systempartner Nothegger einen Hilfstransport mit Mineralwasser, der am 23. März in der Ukraine ankam.

Engagiert hat sich auch der Logistikdienstleister BTK aus Rosenheim, der schon Mitte März zwei Lkw voller Hilfsgüter auf den Weg brachte. Die Gemeinde Raubling bei Rosenheim rief eine Sammelaktion ins Leben, unterstützt durch Feuerwehr, BTK Logistik und viele helfende Hände. Ob Tüten, Bananenkartons oder Waschkörbe – bepackt und gefüllt wurde, was verfügbar und sinnvoll erschien. Am Ende fand alles seinen Platz in Umzugskartons auf insgesamt 23 Paletten. Mit weiteren Sachspenden aus den Nachbargemeinden Flintsbach und Neubeuern sowie Schlafsäcken, Hygienepacks und Decken von der Bundespolizei Rosenheim kam die Hilfsaktion auf insgesamt 63 Paletten.

BTK Logistik mit Sammelaktion in Raubling

Wie BTK mitteilt, starteten die Fahrer Peter Simcak und Jan Suchy dienstags mit zwei randvollen 40-Tonnern zu ihrer 1.000-Kilometer-Fahrt nach Polen. Einen Tag später wurden die Hilfsgüter 40 Kilometer vor der ukrainischen Grenze in Przeworsk an das polnische Rote Kreuz übergeben. „Von der Sammelaktion vor Ort bis zum ausgelieferten Hilfspaket in der Ukraine ist das eine Logistikkette, die uns tief beeindruckt und die wir selbstverständlich unterstützen,“ sagt BTK-Geschäftsführer Josef Heiß.

Logistik Schmitt stellt Lkw, Fahrer, Diesel

Ebenfalls schon im März brach ein Sattelzug von Logistik Schmitt aus Bietigheim mit Hilfsgütern nach Polen auf. „Hilfstransport“ stand auf einem Schild im Fahrerhaus auf einer hinterlegten Flagge der Ukraine. „Vollbeladen mit Kartons voller Spenden – von Isomatten, Decken, Konservendosen, Hygiene- und Verbandsmaterialien bis hin zu Windeln und Medikamenten – war unserer 40-Tonner unterwegs“, heißt es von dem Unternehmen.

Logistik Schmitt stellte das Fahrzeug und den Fahrer. Das Unternehmen übernahmen auch die Dieselkosten, was die Organisatoren vor Ort besonders gefreut hat – dadurch hatten sie noch Mittel, um weitere Medikamente einzukaufen. „Unser Lkw ist wohlbehalten an der polnisch-ukrainischen Grenze angekommen. Wir sind froh, dass wir angesichts der großen Not ein klein wenig helfen können“, teilen die Verantwortlichen des Logistikunternehmens mit.

Celik Logistik: Hilfe ist Chefsache

Beim Unternehmen Celik Logistik aus Iserlohn war Hilfeleistung Chefsache. Geschäftsführer Mustafa Celik steuerte zwei Lkw bei und setzte sich im März bei einem davon selbst ans Steuer. „Wir haben einen Spendenaufruf gestartet und innerhalb von drei Tagen 40 Tonnen an Hilfsgütern gesammelt“, berichtet er gegenüber trans aktuell. Von 12. bis 19. März war der 50-Jährige dafür mit einem Hänger- und einem Sattelzug on Tour, wie auch Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung berichten. Im Gegensatz zu den anderen Hilfstransporten wollte er nicht in Polen stoppen, sondern direkt zu den Betroffenen in die Ukraine fahren. „Unser Zielgebiet war Odessa“, sagt der Unternehmer – beziehungsweise die Ortschaft Trojizke etwa 50 Kilometer entfernt.

Schnell habe sich am Zielort eine Traube von etwa 30 Menschen gebildet. Von Hand sei die Waren – Wasser, Lebensmittel, Drogerieartikel, Verbandsmaterialien, Matratzen und mehr – abgeladen und auch an umliegende Ortschaften weiterverteilt worden. „Ende des Monats werde ich wieder mit mindestens zwei Lkw in die Ukraine fahren“, kündigt Celik an. Er ist dankbar, dass Regionalzeitungen, Fernsehen und auch die Fachpresse über die Hilfstransporte berichten. „Vielleicht motiviert das noch weitere Unternehmen, der Ukraine mit dringend benötigten Gütern zu helfen.“

Vermieter Greiwing Truck & Trailer unterstützt

Nicht nur Lkw-Betreiber, sondern auch Anbieter helfen – so auch der Nutzfahrzeugvermieter Greiwing Truck & Trailer (GTT) aus Greven. Der Verein NIMA’s – Verein zur Bildungsförderung und Flüchtlingshilfe – organisiert schon länger Hilfstransporte in Krisengebiete. „Dieses Mal durften wir einen Teil dazu beitragen und haben eines unserer Fahrzeuge für einen Hilfskonvoi in die Ukraine zur Verfügung gestellt“, teilt Frederik Rumpf mit, Geschäftsführer bei GTT International. „Auch unsere Mitarbeiter haben Babynahrung, Hygienemittel, Essen und Medikamente gespendet“ An der ukrainischen Grenze seien die Hilfsgüter in einen ukrainischen Lkw umgeladen worden und direkt ins Kriegsgebiet gefahren. „Nachmachen erwünscht, jede Hilfe zählt!“, sagt Rumpf.

Epal Deutschland: 500 Paletten für Hilfstransporte

Am Donnerstag teilte ferner der Palettendienstleister Epal Deutschland mit, ab sofort den Verein Action Medeor sowie Hilfstransporte in die Ukraine zu unterstützen. Bei Action Medeor handele es sich um das größte Medikamenten-Hilfswerk Europas. Konkret habe Epal Deutschland der Organisation 500 Euro-Europaletten geliefert, die für Hilfstransporte in die Ukraine eingesetzt werden sollen. Wie Epal Deutschland mitteilt, setzt sich Action Medeor seit mehr als 50 Jahren als „Notapotheke der Welt“ mit Medikamentenhilfe, Medizintechnik und Katastrophenhilfe für die Gesundheit von Menschen weltweit ein. „In der ukrainischen Stadt Ternopil wurde ein eigenes Verteilzentrum für medizinische Hilfsgüter eingerichtet. Von dort werden Krankenhäuser in der gesamten Ukraine beliefert.“

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Gemeinsam mit Epal Polska habe man bereits seit Anfang März Transporte von Hilfsmitteln direkt in das Krisengebiet und weitere Hilfsmaßnahmen organisiert. „Wir können nicht tatenlos zusehen und unterstützen deshalb gemeinsam die Menschen vor Ort“, betont Suzane Giurlando, Geschäftsführerin von Epal Deutschland.

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