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A. Sauerbaum Baustoffe und Transporte Die Kipper aus dem Ruhrpott

Spedition Sauerbaum, Porträt FF 10/2020, Actros, Zeche Zollverein, Kippsattel, Sattelkipper. Foto: Sauerbaum 10 Bilder

Unter Fuhrparkleiter Timo Sauerbaum hat sich das Essener Handels- und Transportunternehmen vom regionalen Einsatz zum nationalen und internationalen Fernverkehr erfolgreich weiterentwickelt.

Die letzte Tour des Tages führt Marcel Witsch noch einmal kurz nach Kamp-Lintfort. Ein Katzensprung vom Betriebsgelände der A. Sauerbaum Baustoffe und Transporte GmbH unmittelbar an der A 42 in Essen über den Rhein in ein Kieswerk am Niederrhein. Eine Ladung Rheinsand soll Marcel noch für den nächsten Tag vorladen. "Es ist eins von rund 20 Kieswerken, die ich allein hier in der Region kenne", sagt Marcel und beschreibt gleich einen der Vorteile, warum er nun seit 2016 bei Sauerbaum im Schüttguttransport seinen, wie er sagt, bislang besten Job gefunden hat. "Ich kenne die meisten Mitarbeiter unserer Kunden. Das macht vieles im täglichen Umgang an den Ladestellen natürlich leichter."

Marcel fährt auf die Waage und spricht sich über CB-Funk mit dem Mitarbeiter ab. Seit Mitte Juli darf er nun einen der beiden Eyecatcher aus der "Ruhrpott-Edition" von Sauerbaum fahren, einen neuen Actros Big Space mit 510 PS und allen Assistenzsystemen sowie einem 30 Kubikmeter fassenden Hinterkipper von Schmitz Cargobull. Dass er dabei überhaupt noch das Mikro in die Hand nehmen darf (siehe Recht aktuell in Heft 8), liegt an der Fristverlängerung, mit der das Bundesverkehrsministerium das drohende Verbot bis Ende Januar 2021 aussetzen will.

Gut 27 Tonnen Nutzlast hat der neue Zug. Das sind praktisch vier Schaufeln mit dem Radlader. Körperliche Arbeit für Marcel fällt dabei nicht an. Die Hälfte der Auflieger hat Sauerbaum mittlerweile mit dem Schiebeverdeck von Cramaro ausgestattet. "Eine wirklich feine Sache", lobt Marcel. "Ich kann das Verdeck aus dem Lkw heraus bedienen und muss nicht wie früher auf den Auflieger klettern. Das ist auch ein Sicherheitsaspekt." Früh um vier Uhr geht er wieder auf Tour. Viele unterschiedliche Lade- und Abladestellen in Deutschland stehen auf seinem Wochenplan. Einmal war er in Spanien. "Zwei Nächte pro Woche bin ich draußen. So gefällt mir das."

Auf dem Rückweg blickt er immer wieder in die großen Rückspiegel des Actros. "Ich bin froh, dass mein Lkw Spiegel hat." Timo Sauerbaum, der junge Fuhrparkleiter in der nun dritten Generation des alteingesessenen Familienunternehmens, fasst die Kritik in einem Satz zusammen: "Vier New Actros hatten wir zunächst mit den Mirrorcams bestellt. Der Mehrwert beim besseren Blick nach vorn und beim integrierten Abbiegeassistenten im Bildschirm verliert sich nach Aussage unserer Fahrer beim Rückwärtsfahren."

Das bestätigt auch Peter Ropertz, einer der vielen langjährig beschäftigten älteren Fahrer bei Sauerbaum. Er ist täglich bei Wind und Wetter im Radius von rund 250 Kilometern viel in Baustellen unterwegs. "Ich finde die Auflösung des Displays leider nicht gut", so Peter. "Gerade als Brillenträger habe ich bei schlechten Lichtverhältnissen Probleme mit der eindeutigen Sicht nach hinten." Ein Umtausch zurück zu den normalen Spiegeln würde laut Timo Sauerbaum allerdings rund 10.000 Euro kosten.

Nur zwei MAN TGS gibt es in der Flotte, die sich ansonsten in zwei Typen von Mercedes-Benz aufteilt: den Arocs und den Actros – und dabei wieder in die vom Fahrgestell etwas höheren, geländefähigen Allradfahrzeuge (4x4) für den Baustellenverkehr und die "Straßenläufer" (4x2) für die nationalen und internationalen Tagestouren, etwa nach Belgien, Frankreich und die Niederlande. Norbert Holtkamp fährt einen Arocs, bringt Müllverbrennungsasche nach Verden an der Aller und holt in Hannover Gleisschotter von einer Baustelle der Bahn. "Ich fahre immer sehr früh am Morgen los", sagt Norbert. "Mir persönlich gefällt das, aber es ist nicht jedermanns Sache."

Claudia Sauerbaum, die zusammen mit ihrem Mann Achim die Geschäfte eines Unternehmens führt, das in diesem Segment nach eigenen Angaben zu den fünf größten im Ruhrgebiet zählt, weiß um den Spagat, dass sie im Stundenlohn viele langjährige und zufriedene Fahrer beschäftigt, die zugleich die Altersstruktur anheben. Sie hat im Gegenzug Bewerbungen von Fahrern vorliegen, die gern aus dem nationalen Fernverkehr zu Sauerbaum wechseln würden. "Aber Kipperfahren ist ein sehr anspruchsvoller Beruf", sagt sie, "es geht in Kieswerke, auf viele unterschiedliche Baustellen und zu wechselnden Industriekunden. Keine Tour ist wie die andere." Dazu kommt, dass etwa im Bereich des Abtransports von Abraum die Touren immer länger werden, weil es im Ruhrgebiet so gut wie keine geeigneten Halden mehr gibt.

Timo Sauerbaum hat dazu in den letzten Jahren den von ihm disponierten Bereich des internationalen Fernverkehrs immer weiter ausgebaut. Touren führen sogar nach Frankreich, Österreich, Spanien und einmal nach Irland. "Hier haben wir langfristig ein Netzwerk mit anderen Unternehmen aufgebaut, um uns gegenseitig mit Ladungen zu unterstützen." Mit bereits 28 Jahren Betriebszugehörigkeit gehört Peter Ropertz zu den vielen langjährigen Mitarbeitern bei Sauerbaum. Er fährt ebenfalls Tagestouren. "Bei uns ist es auch im Regionalverkehr im Grunde abwechslungsreich", so Ropertz. "Es gibt immer wieder neue Baustellen, und wir müssen uns nie um das Thema Ladungssicherung kümmern. Mir macht der Job immer noch Spaß. Ich bin jetzt so lange hier, dass ich den Rest der Zeit bis zur Rente auch noch vollmache."

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