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MSC-Einstieg bei HHLA Beim MSC-Deal geht es voran

MSC, Mediterranean Shipping Company (MSC) Foto: Mediterranean Shipping Company (MSC)

Der geplante Einstieg der Reederei MSC bei der Hamburger Hafen und Logistik (HHLA) trifft auf schlechte Jahresbilanzen am Hamburger Hafen. Hamburgs Bürgermeister wirbt in einer Regierungserklärung für die Zustimmung der Bürgerschaft.

Mitte September des vergangenen Jahres vermeldet Hamburger Hafen und Logistik (HHLA) es zum ersten Mal: Die Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft, eine hundertprozentige mittelbare Tochtergesellschaft der Mediterranean Shipping Company (MSC), kündigt die Entscheidung zur Abgabe eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots an. Das heißt: HHLA-Hauptaktionär ist künftig nicht mehr nur die Stadt Hamburg, sondern auch MSC – die weltgrößte Containerreederei, die mit ihren Tochterunternehmen auch im Kreuzfahrt- und Fährgeschäft aktiv ist.

Mitte Oktober folgt das Übernahmeangebot von MSC. Die Reederei mit Sitz in Genf (Schweiz) hat sich mit der Freien und Hansestadt Hamburg im Rahmen einer Investorenvereinbarung über eine strategische Beteiligung an der HHLA verständigt. Künftig wollen die Stadt Hamburg und MSC die HHLA als Gemeinschaftsunternehmen führen, an dem die Stadt einen Anteil von 50,1 Prozent und MSC einen Anteil von bis zu 49,9 Prozent halten soll. Seit Dezember kontrolliert das Joint Venture rund 93 Prozent des Grundkapitals der HHLA.

Hamburger Senat beschließt Einstieg Mitte Februar

Im Februar beschließt der Hamburger Senat den Einstieg von MSC beim Logistikunternehmen HHLA, dem größten Terminalbetreiber im Hamburger Hafen. Nun fehlen noch die Zustimmung der Europäischen Union (EU) und der Hamburger Bürgerschaft.

Senatskanzlei Hamburg, Dr. Andreas Dressel, (Finanzsenator), Soren Toft, (CEO MSC), Dr. Peter Tschentscher (Erster Bürgermeister), Dr. Melanie Leonhard (Senatorin für Wirtschaft und Innovation), Marcel Schweitzer (Senatssprecher) Foto: Senatskanzlei Hamburg
Verkünden im September 2023 die „langfristige strategische Partnerschaft“ der Stadt Hamburg und der MSC: Von links: Dr. Andreas Dressel, (Finanzsenator), Soren Toft, (CEO MSC), Dr. Peter Tschentscher (Erster Bürgermeister), Dr. Melanie Leonhard (Senatorin für Wirtschaft und Innovation), Marcel Schweitzer (Senatssprecher).

Widerstand gegen das Vorhaben gibt es seit der Ankündigung im September 2023. Vor allem die Opposition in der Bürgerschaft, Mitarbeitende des Hafens und die Gewerkschaft Verdi wünschen sich weiterhin mehr Einfluss der Stadt Hamburg auf die HHLA – und weniger Einfluss eines privaten Investors wie der MSC. Die Hafen-Mitarbeitenden fürchten laut Verdi um ihre Arbeitsplätze und ihre Mitbestimmung. Bei Demonstrationen machen sie ihrem Ärger Luft.

Mitte Februar demonstrieren in Hamburg rund 500 Menschen gegen den Einstieg der MSC. Die Stadt Hamburg verteidigt ihre Entscheidung: Der Hafen Hamburg sei durch die Beteiligung der Schweizer Großreederei besser für die Zukunft gewappnet.

Rückläufige Zahlen bei der HHLA

Das Übernahmeangebot der MSC fällt bei der HHLA in eine Zeit mit rückläufigen Zahlen. Im Geschäftsjahr 2023 ist der Konzernumsatz nach vorläufigen Zahlen um 8,3 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro gesunken. Das vermeldet die HHLA Mitte Februar. Der Geschäftsbericht und die testierten Geschäftszahlen für 2023 werden am 21. März veröffentlicht.

Das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) hat sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert: von 220 Millionen Euro auf 109 Millionen Euro. Es lag damit unterhalb der erwarteten Bandbreite von 115 Millionen bis 135 Millionen Euro. Der konzernweite Containerumschlag sank um 7,5 Prozent auf 5,9 Millionen Standardcontainer (TEU). An den Hamburger Containerterminals sank der Umschlag im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent. Das Transportvolumen reduzierte sich demnach um 5,4 Prozent auf 1,6 Millionen TEU.

„Im Jahr 2023 belasteten der Krieg in der Ukraine, geopolitische Spannungen, hohe Inflation und gestiegene Zinsen die Weltwirtschaft und trübten die konjunkturelle Entwicklung im Jahresverlauf zunehmend ein“, sagt die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath. Die Investitionen in die Automatisierung und in den Ausbau nachhaltiger Logistiklösungen würden dennoch weiter vorangetrieben.

Finanzspritze in Höhe von 450 Millionen Euro

Ein Modernisierungsprogramm der HHLA-Containerterminals läuft ebenfalls. Für den Geschäftsbetrieb in den kommenden Jahren haben die Stadt Hamburg und MSC der HHLA eine Eigenkapitalzusage in Höhe von 450 Millionen Euro zugesagt. Geld, das offensichtlich benötigt wird.

Denn auch Hafen Hamburg Marketing meldet Verluste. Die Unternehmen der Hamburger Hafenwirtschaft haben demnach im vergangenen Jahr 114,4 Millionen Tonnen an Gütern umgeschlagen, was einen Rückgang um 4,7 Prozent bedeutet. Der Containerumschlag liegt bei 7,7 Millionen TEU: ein Minus von 6,9 Prozent. Im zweiten Halbjahr habe sich eine leichte Erholung eingestellt.

Bei den Handelspartnern gibt es positive Entwicklungen. Im Direktverkehr mit Indien wurden im vergangenen Jahr 5,6 Prozent mehr Container umgeschlagen, konkret 191.000 TEU. Das bevölkerungsreichste Land der Erde rückt damit auf Platz acht der wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens. An der Spitze steht nach wie vor China mit einem Containerumschlag von 2,2 Millionen TEU. Der zweitstärkste Markt sind die Vereinigten Staaten mit einem Rekordvolumen in 2023 von 653.000 TEU. Das entspricht einem Plus von acht Prozent.

Prognosen für 2024 fallen schwer

Im ersten Quartal 2024 verzeichnet Hafen Hamburg Marketing einen geringen Rückgang im Vergleich zu 2023. Bei Prognosen für das gesamte Jahr 2024 hält Axel Mattern, Vorstand bei Hafen Hamburg Marketing, sich zurück. „Wir befinden uns in herausfordernden Zeiten mit Faktoren, die nicht vom Hafen zu beeinflussen sind“, sagt Mattern.

Was die Vorgänge zwischen der Stadt Hamburg, der HHLA und MSC angeht, beruft sich Hafen Hamburg Marketing auf seine Neutralität als eingetragener Verein und kommentiert die aktuellen Entwicklungen nicht. Die sind jedoch in vollem Gange. Am 28. Februar wirbt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher in einer Regierungserklärung für die Zustimmung der Bürgerschaft. Die Abgeordneten können im Anschluss die Vertragsunterlagen einsehen. Die endgültige Entscheidung der Bürgerschaft soll Ende Mai fallen.

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