MAN hTGX mit H2-Motor Kehrtwende zum Verbrenner

MAN hTGX mit Wasserstoff-Verbrenner Foto: MAN 4 Bilder

Der Lkw-Bauer MAN plant für 2025 eine TGX-Kleinserie mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor. Ein Paukenschlag, hat sich die Konzernmutter Traton in ihrer Kommunikation bisher doch stark auf den Elektro-Antrieb fokussiert.

Der Nutzfahrzeug-Konzern Traton war bis dato klar in der Opposition zu Daimler Truck oder der Volvo Group mit ihren intensiven Wasserstoff-Brennstoffzellen-Entwicklungen positioniert. Die Truck-Marken Scania und MAN sollten sich auf den batterieelektrischen Antrieb fokussieren. Hier und da gab es zwar Projekte zu Brennstoffzellen-Lkw und auch ein MAN-Prototyp mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor wurde erprobt. In der Kommunikation aber wurde das nur selten und dann beiläufig erwähnt. Das öffentliche Mantra lautete: Der batterieelektrische Antrieb wird für nahezu alle Einsätze das Mittel der Wahl. Mit ihm würden die Kunden dank seiner herausragenden Effizienz schlicht günstiger fahren.

200 MAN H2-Trucks für 2025

Vor diesem Hintergrund ist die neueste Ankündigung von MAN ein echter Paukenschlag: Der Münchner Traditionshersteller plant tatsächlich eine TGX-Kleinserie mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor. Als erster europäischer Lkw-Produzent, wie es (stolz) heißt. Schon 2025 sollen rund 200 Trucks mit Wasserstoffmotoren an ausgewählte Kunden in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Island und einige außereuropäische Länder ausgeliefert werden.

520 PS und 2.500 Nm

Der auf den Namen "hTGX" getaufte Wasserstoff-MAN wird von einem modifizierten D38-Dieselmotor angetrieben. Der Reihensechszylinder soll als Wasserstoffmotor H45 mit Direkteinspritzung im Werk in Nürnberg produziert werden. Er wird laut MAN 383 kW / 520 PS leisten und sein maximales Drehmoment von 2.500 Nm schon ab 900 bis 1.300 Umdrehungen pro Minute bereitstellen. In Sachen Wasserstoff-Reservoirs setzen die Münchner auf 700-bar-Hochdrucktanks mit einem Fassungsvermögen von 56 Kilogramm. Damit sollen Reichweiten bis 600 Kilometer möglich sein, was einem Verbrauch von rund 9,33 Kilo Wasserstoff pro 100 Kilometer entspricht. MAN will den hTGX zunächst als 6x2 und 6x4 fertigen und verspricht, dass der Truck mit weniger als 1g CO2/tkm die Kriterien als "Zero-Emission-Vehicle" der neuen geplanten EU CO2-Gesetzgebung erfüllen wird.

Dr. Zohm: EU ist Türöffner für H2-Motor

Für Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung, ist letzteres ein entscheidender Punkt. "Die Neuregelung der CO2-Regularien auf EU-Ebene wird Lkw mit Wasserstoff-Verbrennungsmotoren als Zero-Emission-Vehicles klassifizieren. Das heißt, dass solche Fahrzeuge voll auf unsere CO2-Flottenziele einzahlen, was unter anderem auch die Tür für diese die Batterieelektrik ergänzende Kleinserie öffnet." Gleichzeitig profitierten die Kunden von Mautreduzierungen. Man werde aber auch an der Brennstoffzellentechnologie weiter forschen. Diese würde sich bei MAN ebenfalls "in Vorbereitung" befinden. Bis diese Technologie aber marktreif und wettbewerbsfähig sei, würden noch einige Jahre vergehen.

MAN: Fokus auf Spezialanwendungen

Lesen Sie auch Verkaufsstart für MAN eTGX und eTGS Mit Unterflur in die Zukunft

Als weitere Rückendeckung für batterieelektrische Lkw lässt MAN aber auch bei der Verkündung der Kleinserie verlauten, dass der hTGX vor allem für Spezialeinsätze geeignet sei. MAN bezeichnet den Wasserstoff-Verbrenner konkret als alternative Zero-Emission-Antriebsvariante für spezielle Anwendungen wie den Transport schwerer Güter – etwa im Baueinsatz, bei Tanktransporten oder beim Holztransport. Schon diese Beschreibung deutet allerdings daraufhin, dass die Nische für den Wasserstoffmotor gar nicht so klein sein könnte. Zumal MAN ergänzt, dass der hTGX auch in Gebieten ohne ausreichende Ladeinfrastruktur und in Märkten mit guter Wasserstoff-Versorgung eine Alternative sei. Gebiete ohne ausreichende Ladeinfrastruktur – diese Beschreibung dürfte zum Kleinserien-Start in 2025 auf Lkw bezogen mal eben auf die ganze Welt zutreffen.

Baumann: E-Lkw für die Mehrheit

Friedrich Baumann, Mitglied des Vorstands der MAN Truck & Bus SE und für den Bereich Sales & Customer Solution verantwortlich, beschwichtigt aber: "Zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs liegt unser Fokus weiter auf batterieelektrischen Fahrzeugen. Diese haben bei der Energieeffizienz und den Betriebs- und Energiekosten aktuell deutliche Vorteile gegenüber anderen Antriebskonzepten." Er rechnet damit, dass MAN perspektivisch mit batterieelektrisch betriebenen Trucks die überwiegende Mehrheit der Transportanwendungen der Kunden am besten bedienen könne.

Lange Historie mit Wasserstoff-Antrieben

Für MAN als Marke sind Wasserstoff-Antriebe wiederum wahrlich nicht nur ein Ding der Zukunft: Den ersten Bus mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor zeigte MAN bereits auf der Hannover Messe 1996. In der Zwischenzeit liefen dazu einige MAN Wasserstoff-Busse auf dem Flughafen München. Der Geschäftsbereich MAN Engines entwickelt und testet Wasserstoff-Motoren zudem auch heute noch für verschiedenste Anwendungen. Die Technologie ist laut MAN bei Sonderfahrzeugen wie Pistenraupen, für Züge auf nicht elektrifizierten Strecken und für Bagger und Kräne gut geeignet. Der Einsatz in Blockheizkraftwerken sei ebenfalls sinnvoll, insbesondere wenn neben dem Strom auch die anfallende Wärme genutzt werden könne.

Lesen Sie auch MAN TGX 100 Jahre MAN Diesel Edition 2024 MAN TGX Diesel-Edition Auf weitere 100 Jahre!
Aktuelle Fragen Bullenfänger illegal? Sind Bullenfänger in Deutschland erlaubt? LNG/LPG (Unterschied) Warum LNG statt LPG? Tageskontrollblätter Können die Lenk- und Ruhezeiten über Tageskontrollblätter aufgezeichnet werden?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.