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Maintrans und ETW Vertrauensvolle Verbindung

Foto: Ilona Jüngst

Maintrans managt die Logistik von Erfurter Teigwaren und hat dazu mit dem Hersteller ein automatisches Shuttle-Kompaktlager errichtet. Zum Einsatz kommen dabei auch fahrerlose Transportsysteme.

Fusilli, Spaghetti oder Penne sind aus Erfurt nicht wegzudenken: Denn hier betreibt das Unternehmen Erfurter Teigwaren (ETW) die nach eigenen Angaben größte Nudelfabrik Deutschlands. Maintrans Logistik managt die Logistikprozesse, deren Herzstück ein fast vollständig automatisches Lager im neuen Produktionswerk von ETW ist. Zum Einsatz kommen dabei fahrerlose Transportsysteme, die über WLAN mit den Shuttles kommunizieren, die das Regalsystem bedienen.

Seit 2010 Logistikpartner

Schon seit 2010 übernimmt Maintrans für den Lebensmittelhersteller die Logistik, damals noch über ein Außenlager, das im Pendelverkehr angefahren wurde und später, initiiert durch Maintrans, durch ein dezentrales Lagerkonzept ergänzt wurde. Über die Jahre wuchs ETW, bis klar war, dass eine neue Produktionsanlage hermuss – ein Gelände dafür war neben dem Firmensitz in Erfurt vorhanden. Fest stand auch, dass dann das Außenlager mit seinen Pendelverkehren aufgegeben und die Logistik in das Gelände integriert werden sollte.

„Wir haben alle Expansionspläne mit ETW mitgemacht, da war klar, dass wir auch an der Planung des Neubaus konzeptionell mitarbeiten“, sagt Maintrans-Geschäftsführer Stephan Kürsten. Zusammen mit ETW-Geschäftsführer Gerhard Gabel feilte er mehr als zwei Jahre am passenden Konzept, das die alte, manuelle Produktion mit einer hochautomatisierten neuen Produktionsanlage und einem neuen Logistikbereich verbinden sollte.

Wenig Fläche - hohes Lager

Die Herausforderung: Das Gelände in der Erfurter Johannesvorstadt, nur unweit der Altstadt gelegen, hat eine Grundfläche von nur 5.760 Quadratmetern. Daraus folgte, dass es beim Lagerneubau in die Höhe gehen muss – 14 Meter hoch ist das Lager jetzt. Insgesamt hat der Hallenneubau eine Fläche von 7.150 Quadratmetern. Das Lager ist nach Angaben von Stephan Kürsten auf einen Volllast-Betrieb von 100.000 Tonnen Nudeln pro Jahr ausgelegt, bereits dieses Jahr werden laut dem Maintrans-Geschäftsführer 75.000 Tonnen erwartet.

Automatisierung und Digitalisierung sind zwei wichtige Stichwörter für Maintrans – im Fall von ETW nahm sich Maintrans daher den Intralogistikanbieter Jungheinrich mit Sitz in Hamburg als Partner für die Lagerlogistik und den Softwareentwickler Exor-Pro aus Ilmenau für das Warehouse-Management-System (WMS), um beide Themenkomplexe so optimal wie möglich umzusetzen. „Teil der Planung waren regelmäßige Simulationen mit Jungheinrich, bei denen wir wöchentlich überprüft haben, ob die Angaben des Kunden zu Produktionszahlen und Warenmengen stimmig sind“, berichtet Kürsten.

Effizient durch Automatisierung

Herausgekommen ist ein Shuttle-Kompaktlager mit insgesamt 26.000 Palettenstellplätzen für CCG1- und CCG2-Paletten, in dem die fertigen Nudelprodukte sowie Verpackungsmaterial und Kartonagen gelagert werden und das durch Automatisierung effizienter ist als bisherige Lagerkonzepte. „Das steigert die Effizienz unglaublich – die automatischen Shuttles müssen keine Pausen einlegen, und in der Nacht machen sie Umlagerungen.“

Gesteuert wird der Logistikprozess über ein WMS, das laut Kürsten besonders flexibel arbeitet und sich durch eine einfache Schnittstellenlösung und die problemlose Anbindung von Subsystemen auszeichnet. „Bei der Auswahl des WMS-Dienstleisters haben wir außerdem sehr darauf geachtet, dass der Anbieter auch vor Ort sein kann – wenn es etwas zu ändern gibt, kann der Mitarbeiter des Dienstleisters dies noch im Meeting umsetzen.“

Investitionen von drei Millionen Euro

Maintrans hat die Investitionen in die Lagertechnik geschultert, insgesamt drei Millionen Euro, die über einen Miet-Kauf-Vertrag von ETW refinanziert werden. Bei einem 15-Jahres-Vertrag und im Hinblick auf die langjährige Kundenbeziehung kein Problem, sagt Kürsten: „Wir sind wie die Logistikabteilung des Kunden und steuern für ihn alles, was mit Logistik zu tun hat.“

Voraussetzung dafür sei jedoch eine tiefe Vertrauensbasis zwischen Kunde und Dienstleister. Diese zeige sich ebenfalls in der durch Maintrans geführten Open-Book-Abrechnung: „Darin schreiben wir alle Kosten auf und legen dann die Dokumentation monatlich vor – beide Seiten haben also die volle Kostentransparenz, auch über unsere Marge. Dieses Vertrauen ist über Jahre entstanden“, sagt der Maintrans-Geschäftsführer. Und nur mit einem Open-Book-System seien solche komplexen Projekte wie für ETW machbar, meint Kürsten, da damit gesichert sei, dass auch alle Unwägbarkeiten abgerechnet werden können.

Dashboard zeigt aktuelle Daten

Eine gute Zusammenarbeit ist außerdem notwendig, um das Thema Digitalisierung in dem Maße abzubilden wie in Erfurt. Ein sogenanntes Dashboard zeigt den Verantwortlichen in Echtzeit alle aktuellen Daten. „Ziel sind die ideale Auslastung und der intelligente Flow zwischen Produktion und Lager“, sagt Brenda Klee, Geschäftsführerin von Maintrans Solutions. Dafür sei eine intelligente Vernetzung beider Bereiche unabdingbar, mit dem ständigen Austausch von Planungs- und Prognosedaten. „Wir von Maintrans sehen uns als Digitalisierungsbereiter für unsere Kunden – Erfurt ist ein Beispiel dafür“, sagt Klee. Der Dienstleister habe dabei den Anspruch, für seinen Kunden mitzudenken, und kümmere sich beispielsweise auch um die Schnittstellen zu dessen Kunden, die somit ebenso mit den jeweils aktuellsten Forecasts versorgt werden. „Denn letztlich geht es immer darum, dass der Empfänger seine Ware pünktlich erhält.“

Die Lagerlogistik

  • Jede Palette wird bei jedem Handling gescannt
  • Von der neuen Produktion laufen die Bänder bis ins Lager, fahrerlose Transportsysteme (FTS) von Jungheinrich übernehmen dann die Paletten.Mitarbeiter mit Schubmaststapler übernehmen die Paletten zur Einlagerung und bündeln die Paletten pro Kanal.
  • Das Warehouse-Management-System errechnet, wann es sinnvoll ist, die Ware einzulagern; bis 19 Paletten lassen sich puffernJeder Gang hat eine Tiefe von 40 Stellplätzen, die Ein- und Auslagerung erfolgt daher durch sechs sogenannte Under-Pallet-Carrier: Die Shuttlefahrzeuge übernehmen, gesteuert durch WLAN, die Palette und verbringen sie zu ihrem Lagerort beziehungsweise holen die angeforderte Palette von dort zur Auslagerung ab
  • Am Warenausgang werden die Paletten dann touren- gemäß bereitgestellt. Die Distribution an die Zentrallager der Handelskonzerne übernehmen dann Fahrzeuge von Maintrans sowie Partnerunternehmen
  • Gesteuert wird dies von einem fünfköpfigen Transport-Cockpit von Maintrans in einem Außenbüro in Erfurt, das auch die Rampensteuerung und das Zeitfenstermanagement übernimmt
  • Monatlich werden rund 13.000 Paletten ein- und aus- gelagert, rund 150.000 im ganzen Jahr

Die Unternehmen

Maintrans-Gruppe:

  • Die Maintrans Internationale Spedition GmbH wurde 2006 von Jochen Eschborn und Stephan Kürsten gegründet
  • Die Maintrans-Gruppe hat heute rund 450 Mitarbeiter an 14 Standorten
  • Maintrans erwirtschaftet einen Umsatz von rund 54 Millionen Euro im Jahr

Erfurter Teigwaren:

  • Die Erfurter Teigwaren stellen seit 1793 Nudeln her.
  • Am Produktions-standort Erfurt wird an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr produziert
  • Das Unternehmen konzentriert sich vor allem auf Handelsmarken und bietet 100 Nudelformen
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