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M&A-Studie von PwC Die Luft ist raus

Foto: Jürgen Fälchle - stock.adobe.com

Laut der Sonderausgabe „Transport & Logistics Barometer” von PwC ist das M&A-Geschehen auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Gewisse Trends sind dennoch zu erkennen.

Laut der Unternehmensberatung PricewaterhouseCooper (PwC) setzt sich der Abwärtstrend bei Übernahmen und Fusionen (M&A) im Transport- und Logistiksektor fort. Im dritten Quartal seien nur 22 Deals ab 50 Millionen Dollar angekündigt worden – der niedrigste Wert der Branche für ein Quartal seit zehn Jahren.

Bis Ende September wurden in der Logistikbranche demnach nur 87 Deals mit einem Gesamtwert von 33,8 Milliarden US-Dollar angekündigt. Setze sich dieser Trend im vierten Quartal fort, werden die M&A-Aktivitäten im Jahr 2023 so gering ausfallen wie zuletzt im Jahr 2008.

Transaktionsvolumen stark rückläufig

„Bereits seit der zweiten Hälfte des Jahres 2022 ist das Transaktionsvolumen in der Transport- und Logistikbranche stark rückläufig. Gleichzeitig war der Druck auf Logistikunternehmen, ihre Transformation voranzutreiben, noch nie so hoch wie heute“, sagt Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport, Logistik und Tourismus bei PwC Deutschland, zu der Sonderausgabe „Transport & Logistics Barometer” zum 40. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.

Demnach ist der Experte davon überzeugt, dass Fusionen und Übernahmen als Katalysator dienen können, um den Wandel zu beschleunigen. Er beobachtet einen klaren Trend zu sogenannten transformativen Transaktionen: „Immer mehr Firmen nutzen Fusionen und Übernahmen gezielt, um ihre Organisation neu zu positionieren und für den langfristigen Erfolg neu zu erfinden.“

Laut der M&A-Analyse zielten die im dritten Quartal angekündigten Deals wie gewohnt vor allem auf Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Güterverkehr und Schifffahrt ab. Nur ein sogenannter Mega-Deal mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde US-Dollar kam hinzu. Seit Jahresbeginn wurden damit insgesamt fünf Mega-Deals angekündigt, die knapp die Hälfte (48 Prozent) des Gesamtwerts aller Deals in der Logistikbranche im laufenden Jahr ausmachen.

Investoren verlieren das Interesse an der Logistik

Eine Erkenntnis der Wirtschaftsprüfer ist, dass sich die Finanzinvestoren weniger stark an den Transaktionen beteiligen: 2023 entfielen bislang nur 33 Prozent des Gesamtwerts dieser Deals auf Finanzinvestoren, 2022 waren es noch 55 Prozent. „Der Anstieg der Zinssätze hat die Finanzierung zuletzt erschwert. Institutionelle Investoren halten sich entsprechend zurück und konzentrieren sich auf die Wertschöpfung in ihren Portfoliounternehmen“, sagt André Wortmann, Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Europe.

Auch strategische Investoren zeigen sich laut dem Bericht vorsichtig, sie sind jedoch bereit, einen höheren Preis für Ziele zu zahlen, die strategisch perfekt passen. Das zeigt sich am Sales Multiple: Diese Kennzahl liegt aktuell im Median bei 2,1. Dies ist der zweithöchste Wert der vergangenen 15 Jahre; nur 2015 lag der Sales Multiple mit 2,3 noch höher. 2022 lag er bei 1,3; im Zehnjahresschnitt bei 1,8.

Trends bei Übernahmen

Im Rahmen der Studie haben die PwC-Experten die Übernahmen in der Branche seit 2018 ausgewertet und analysiert, wie die Unternehmen die Transaktionen nutzen, um ihre strategische Positionierung auszubauen. Folgende Trends haben sie ausgemacht:

  • Transport- und Logistikfirmen treiben ihre vertikale Integration voran und erkaufen sich über Transaktionen Teile der Wertschöpfungskette jenseits ihres Kerngeschäfts.

  • Reedereien haben wiederum dank hoher Frachtraten in Folge der Corona-Pandemie ausreichend Mittel verdient, um ihr Geschäft auszuweiten und sich durch die Übernahme von Logistikdienstleistern zu integrierten Service-Anbietern weiterzuentwickeln.

  • Im Sinne von horizontalen Transaktionen werden durch Übernahmen geografischen Schwerpunkte ausgebaut und weitere, branchenspezifische Fähigkeiten erworben. „Die Hauptgründe für horizontale Übernahmen sind die Hoffnung auf Umsatzwachstum, Kostensenkungen durch Skaleneffekte und eine größere Marktmacht. Der Ausbau der Geschäftsaktivitäten soll auch zur Steigerung der Resilienz beitragen“, berichtet Ingo Bauer.

Auch Transformative Deals haben demnach ein Comeback: "Unternehmen tätigen gezielt Akquisitionen, um ihre Organisation an die großen Umbrüche wie Digitalisierung, Klimawandel oder Fachkräftemangel anzupassen, innerhalb ihres Kerngeschäfts zu wachsen oder in angrenzende Bereiche innerhalb der Branche oder über Branchengrenzen hinaus zu expandieren", so die Analyse.

Laut Miriam Kröger, Partnerin bei PwC Strategy, leiten die Unternehmen den Integrationsprozess bei transformativen Deals heute deutlich früher ein und haben mehr Ressourcen zur Verfügung, um den Erfolg sicherzustellen. Auf dem Weg von einer reinen Transaktion zur langfristigen Transformation empfiehlt sie Unternehmen, sich auf die am schwierigsten zu integrierenden funktionsübergreifenden Bereiche und Prozesse zu fokussieren: „Insbesondere Technologie und Daten sind die wichtigsten Treiber für die Transformation.“

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