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Lekpas aus Litauen nimmt sich Westeuropa vor Von Ost nach West

Foto: SYSTEM

Litauisches Logistikunternehmen Lekpas baut Tätigkeiten in Westeuropa aus – auch eine Folge aus dem EU-Mobilitätspaket I.

Von Ost nach West: Das litauische Unternehmen Lekpas schickt sich an, in Westeuropa Fuß zu fassen – mit eigenen Niederlassungen, auch für die Luft- und Seefracht. Grund dafür sind auch die Folgen des EU-Mobilitätspakets I.

Spezialist für Frische- und TK-Transporte

Gegründet wurde das Unternehmen mit Sitz in Klaipeda 1994. Der Schwerpunkt sind Transporte in Westeuropa und Skandinavien, vor allem für große Logistikdienstleister wie DSV oder Kühne+Nagel. Im Einsatz sind die Fahrzeuge etwa von Deutschland nach Schweden, Dänemark, die Benelux-Länder, Frankreich, die Schweiz, Italien und seit Februar 2022 auch vermehrt von und nach England. Spezialisiert ist Lekpas auf den Frische- und Tiefkühlbereich. Die Flotte aus 220 ziehenden Einheiten und 300 Trailern besteht fast ausschließlich aus Kühlfahrzeugen, das Gros sind Doppelstocktrailer. Zudem bedient sich das Unternehmen nach eigenen Angaben eines Netzwerks von Subunternehmern.

Julius Leksas, Sohn von Unternehmensgründer Jurgis Leksas, lenkt seit 2018 die Firmengeschicke und passte die Strategie an – Lekpas will nicht mehr nur als Subunternehmer agieren, sondern auf Industriekunden und Hersteller direkt zugehen und seine Geschäftstätigkeit expandieren. „Die bestehende Partnerschaften mit den Speditionskunden bleiben dennoch erhalten“, sagt Michelangelo Ballacchino. Der gelernte Speditionskaufmann leitet seit August 2021 die neu gegründete deutsche Niederlassung von Lekpas in Leverkusen. „Deutschland spielt als Land in der Mitte Europas und als Lokomotive der europäischen Wirtschaft eine besondere Rolle in unserer Strategie“, sagt der 45-Jährige.

Das Unternehmen beschäftigt aktuell 240 Fahrer, davon nur 40 aus Litauen. Die Fahrerschaft ist nach Unternehmensangaben multinational – sie kommen demnach aus Polen, Tschechien, Saudi Arabien, der Türkei, Moldawien, Belarus sowie der Ukraine. Die russische Invasion in der Ukraine hat daher auch Auswirkungen auf das Unternehmen aus Litauen – einige der Fahrer wurden zum Militärdienst eingezogen, andere kehrten zu ihren Familien in die Heimat zurück.

Problem Fahrermangel

Der Fahrermangel sei derzeit das Hauptproblem, mit dem das Unternehmen kämpfe. Dabei hat das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit in Russland schon im Jahr 2014 beendet und konzentriert sich seitdem darauf, die Position nur noch in Europa und Skandinavien zu stärken.

Aktuell liegen die Fahrergehälter in Litauen laut Ballacchino bei 3.500 bis 4.200 Euro brutto. Die großen Differenzen zwischen Ost und West sind also Vergangenheit, und auch das litauische Unternehmen sieht sich mit Preisanstiegen in allen Bereich konfrontiert, allen voran die volatilen Dieselkosten – „die bekommen auch wir voll mit, weil wir hauptsächlich in Westeuropa unterwegs sind“.

Foto: Lepkas
Michelangelo Ballacchino, Niederlassungsleiter von Lekpas in Leverkusen.

Dies und auch die Folgen des EU-Mobilitätspakets I spielen eine große Rolle in der künftigen Strategie des Unternehmens. Fahrer plus Fahrzeuge, die mit der Fähre von Kiel nach Litauen übersetzen, um dort die Ruhezeiten zu verbringen, sind einer der Haken. Laut Ballacchino bremsen die seit 2020 geltenden Entsenderegelungen sowie die Rückkehrpflicht für Fahrzeuge und auch die viertägige Abkühlungsphase nach Kabotage-Beförderungen, die seit Februar 2022 in Kraft sind, das litauische Unternehmen ein.

Deutsche Niederlassung, deutsche Fahrer

Mit der deutschen Niederlassung sollen daher auch Fahrer in Deutschland rekrutiert werden, die dann auch entsprechend bezahlt werden. „Der Plan ist, bis Jahresende 30 bis 40 Fahrzeuge mit deutschem Kennzeichen und Deutsch sprechenden Fahrern zu gewinnen. Wir hoffen, das Ziel wenigstens zu 50 Prozent zu erreichen“, sagt Ballacchino mit Hinweis auf den Fahrermangel – Stand August waren bereits zehn Fahrer aus Deutschland an Bord.

2023 soll dazu eine See- und Luftfrachtniederlassung in Frankfurt gegründet werden, um den Kunden ein Rundum-Angebot zu ermöglichen, weitere Logistik-Dienstleistungen und weitere Niederlassungen in den Ballungsräumen München, Hamburg und Berlin sind geplant.

Weitere Nachbarländer im Fokus

Und auch für das europäische Ausland hat Lekpas Pläne: Seit kurzem gibt es eine Niederlassung in Warschau, weitere Dependancen sollen folgen. Und in den kommenden zwei bis vier Jahren sind erste Niederlassungen in Frankreich und in Italien vorgesehen. Der Schwerpunkt soll dabei das Frische- und TK-Geschäft bleiben. Laut Ballacchino stehen für die Wachstumsstrategie weitere Megatrailer, Tautliner und auch mehr Planenauflieger auf dem Einkaufszettel, um auch andere Bereich wie die Stahlindustrie oder Handelsgüter bedienen zu können. Ein Problem dabei sei es, das entsprechende Equipment auch zu bekommen.

Wird sich das Unternehmen mit seiner Strategie im Markt behaupten können? Mit dem Mindestlohn in den einzelnen Ländern ist laut Ballacchino natürlich der preisliche Vorteil reduziert. Ein Vorteil sieht er aber in der Doppelbesatzung, die bei Lekpas Standard ist und die garantiere, dass die Kundenware schneller ankomme – bei A-B-Strecken könne so teilweise noch am gleichen Tag entladen werden. „Womit wir auch punkten können, sind flache Hierarchien, 24 Stunden-Erreichbarkeit und sehr viel Flexibilität –wir können auf Kundenwünsche schneller reagieren“.

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