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Ausbildungsstart 2022 Profis für morgen

Foto: Seifert Logistik

Extra-Angebote machen die Ausbildung attraktiver, wie die Beispiele von fünf Logistikunternehmen zeigen.

Es funktioniert auch weiterhin: Logistikunternehmen finden Nachwuchs und bilden erfolgreich aus – obgleich sie zu anderen Wirtschaftszweigen in starker Konkurrenz in puncto Fachkräfte stehen. Die Bedingungen sind für alle Wirtschaftsbereiche erschwert: Laut einer aktuellen DIHK-Umfrage unter rund 15.000 Ausbildungsunternehmen war es noch nie schwieriger für die Betriebe, geeignete Azubis zu finden. „Und noch nie haben Unternehmen dafür größere Anstrengungen unternommen“, heißt es vom DIHK.

Demnach fanden 2021 rund 42 Prozent der Betriebe nicht für alle offenen Stellen Azubis (2018: 32 Prozent). In der Industrie (ohne Bau) verbesserte sich die Lage innerhalb von drei Jahren immerhin um 17 Prozentpunkte, während in Transport und Logistik immer mehr Ausbildungsplätze frei bleiben: Laut DIHK war dies 2018 bei 40 Prozent der Unternehmen der Fall, bis 2021 stieg die Zahl auf 54 Prozent.

Starke Vielfalt in der Branche

An der Vielfalt der Berufe in der Branche kann es nicht liegen, wie das Ausbildungs-Angebot bei der Meyer Gruppe aus Friedrichsdorf exemplarisch zeigt: Kaufmann/Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung, Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement, Berufskraftfahrer, Fachinformatiker Systemintegration, Fachinformatiker Anwendungsentwicklung, Informatikkaufmann, Kaufmann/Kauffrau für Digitalisierungsmanagement. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist Ausbildung wichtig, wir wollen offene Stellen aus eigenen Reihen besetzen“, sagt Armin Brähler, Leiter des Personalwesens (HR). „Wir sind ein Familienunternehmen, da gehört die Ausbildung schon immer zur Tradition“.

In der Region verankert sieht Gudrun Raabe, Geschäftsführerin der System Alliance Hub-Betriebsgesellschaft, die Stückgutkooperation: „Als Arbeitgeber in der Region wollen wir selbstverständlich Ausbildungs- und Berufsangebote machen. Und unsere Branche braucht die besten Nachwuchskräfte, damit Logistik heute und in Zukunft in guten Händen ist.“

Ausbildung als Verpflichtung

Die Motivation hinter den Ausbildungsbemühungen bei B+S Logistik und Dienstleistungen in Borgholzhausen: „Wir bilden aus, weil wir damit dem Fachkräftemangel entgegenwirken und dies auch als Teil unserer Pflicht als mittelständisches Unternehmen sehen, die wir der Gesellschaft gegenüber haben“, sagt Marcus Meyer von der zentralen Personalleitung bei B+S Logistik.

„Wir bilden aus, weil eigener Nachwuchs von Anfang an intensiver in die Prozesse des Unternehmens eingebunden wird, quasi mit ihnen aufwächst“, sagt Martin Königstein, Geschäftsführer bei Pfenning Logistics. „Der Übergang in einen Job bei Pfenning Logistics gestaltet sich dann deutlich flüssiger als bei neuen Kollegen und Kolleginnen, die eingearbeitet werden müssen“, berichtet er.

Mundpropaganda ist wichtig

,Ausbildung mit Perspektive“ ist die Überschrift bei der Seifert Logistics Group aus Neu-Ulm. Die Verantwortlichen setzen auf viele Kanäle, um die offenen Stellen sowie die Ausbildungsplätze zu bewerben. Je nach Zielgruppen werden die sozialen Medien wie Facebook, Instagram und LinkedIn befüllt, für Lehrstellen funktionieren nach Unternehmensangaben aber auch die Agentur für Arbeit, die Website Ausbildung.de sowie Mundpropaganda durch die Familie, besonders durch Großeltern und Eltern, sehr gut. „Zusätzlich präsentieren wir uns auf Bildungsmessen und schalten auch Anzeigen“, heißt es von dem Unternehmen.

Die System Alliance Hub-Gesellschaft setzt neben Stellenausschreibungen und Azubi-Messen auch auf einen eigenen Web-Auftritt speziell für die Ausbildung, der gemeinsam mit einer Partnerfirma betrieben wird. „Um die bestmöglichen Bewerbungen zu erhalten, nutzen wir gezielt viele Kommunikationswege“, sagt Gudrun Raabe.

Mit "Stories" Nachwuchs finden

Eine Mischung aus analogen und digitalen Aktivitäten setzen die meisten für ihre Azubi-Rekrutierung ein. Auch das Unternehmen Pfenning Logistics ist klassisch auf Jobmessen präsent und setzt ergänzend auf Instagram-Akquise. „Stories zu erzählen“ ist laut Geschäftsführer Martin Königstein dabei besonders wichtig, ebenso wie Azubi-Anzeigen zu entwerfen, die die jungen Zielgruppen auch ansprechen. „Wir setzen seit jeher auch auf Sport-Sponsoring von Vereinen, da beginnen wir bei den Jüngsten“, ergänzt er.

Die Rekrutierung von jungen Leuten verlangt von den Personalabteilungen viel Flexibilität: „Im Zeitalter der Digitalisierung sind bestimmte Formate und Kanäle heute der korrekte Weg und morgen wieder falsch“, sagt Marcus Meyer von B+S, „heutzutage ist die Mitarbeitenden-Gewinnung ein Mix aus vielen Wegen.“

Unterstützung durch Wirtschaftsmacher-Initiative

Unterstützung finden die Unternehmen auch durch die Aktionen der Initiative „Die Wirtschaftsmacher“, die bundesweit und breit angelegt für die Branche und ihre Unternehmen und vor allem auch für die verschiedenen Ausbildungsberufe wirbt. Von Anfang an als Mitglied dabei ist die Meyer-Gruppe, die überzeugt ist, dass durch die gemeinsamen Aktionen und Kampagnen sich mehr Reichweite in Richtung junge Zielgruppen erzielen lässt. Gleichzeitig werde das Unternehmen mit seinen Inhalten und Personen sichtbar.

Die Idee des gemeinsamen Vorgehens und der größeren Reichweite überzeugt auch B+S: „Gemeinsam lässt sich immer mehr erreichen“, sagt Personaler Marcus Meyer und nennt einen weiteren Vorteil durch das gemeinschaftliche Engagement: „Wir lernen, was andere gut und richtig machen“.

Gemeinsam für eine größere Reichweite

Und auch Seifert sowie Pfenning Logistics sind mit von der Partie, schon allein um die Imagebildung der Logistik zu unterstützen. „Mit mehr als 100 teilnehmenden Unternehmen, Hochschulen und Verbänden hat die Kommunikation eine erhebliche Strahlkraft und Relevanz“, heißt es von Pfenning Logistics. Auch bei Seifert ist das Thema Aufmerksamkeit für die Logistik ein wichtiger Grund – auch wenn es noch ein langer Weg sei, „bis auch potenzielle Bewerber dieses Umdenken verinnerlicht haben und wir einen wirklichen Mehrwert daraus ziehen können.“

Ausbildung an die Generation Z anpassen

Laut DIHK-Umfrage belassen es viele Unternehmen nicht bei der Rekrutierung, sondern versuchen, bei der Ausbildung und Wissensvermittlung sich zunehmend an den Wünschen der Generation Z auszurichten, etwa mit flachen Hierarchien (58 Prozent) und moderner IT-Technik (51 Prozent). Neben dem Einstellungsprozess und finanziellen Anreize (je 37 Prozent) bieten sie zudem neue Lehr- und Lernkonzepte (27 Prozent), Projekte für Azubis (26 Prozent) oder Mentorenprogramme (18 Prozent) an, ebenso wie Teilzeit-Ausbildungsangebote oder Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt. Die Antworten der für trans aktuell befragten Unternehmen zeigen, dass die Branche sich dabei gut schlägt (siehe Kasten).

Und noch eine gute Nachricht: Die Branche bildet nicht nur aus. Fast alle Unternehmen gaben zudem an, ihre Azubis Stand heute auch übernehmen zu wollen.

Die Unternehmen und ihre Angebote für Azubis:

Pfenning Logistics:

  • Aktuell sind insgesamt 50 Auszubildende beschäftigt.
  • Was macht die Ausbildung attraktiv? Ein rollierendes System, damit der Nachwuchs alle Unternehmensbereiche kennenlernt und so eine individuelle, den Neigungen entsprechende Entscheidung für das Berufsleben treffen kann.

Meyer Logistik / Meyer-Gruppe

  • Aktuell sind 20 Auszubildende über alle Lehrjahre und Berufsbilder hinweg beschäftigt, außerdem ein Student mit dualer Ausbildung (Logistikmanagement).
  • Aktuell am dringendsten gebraucht werden Berufskraftfahrer, Kaufleute für Bürokommunikation sowie IT-Spezialisten (IT-Systemadministration, Anwendungsentwicklung).
  • Was macht die Ausbildung attraktiv? Mitgliedschaft im Fitness-Studio, hochwertiger Laptop von Anfang an, auch zur privaten Nutzung, EU-Auslandsaufenthalte im Rahmen der Unternehmensgruppe, und die Unternehmensgröße, aufgrund derer die Azubis viele verschiedene Bereiche kennenlernen

System Alliance

  • Aktuell sind zwei Auszubildende beschäftigt.
  • Was macht die Ausbildung attraktiv? Überbetriebliche Ausbildungsphasen bei Partnerunternehmen in Deutschland und vorzugsweise in Großbritannien, verbunden mit einem Sprachtraining vor Ort.

B+S Logistik

  • Aktuell sind 18 Auszubildende und ein Student mit dualer Ausbildung beschäftigt.
  • Was macht die Ausbildung attraktiv? Etwa das jährliche E-Commerce-BBQ mit mehr als 500 Teilnehmern, das die Azubis mitgestalten.

Seifert Logistics Group

  • Aktuell sind 80 Auszubildende und Studenten beschäftigt.
  • Größter Bedarf bei folgenden Ausbildungsstellen: Kaufleuten für Spedition- und Logistikdienstleistung, Fachkräfte für Lagerlogistik und Berufskraftfahrer.
  • Was macht die Ausbildung attraktiv? Teambuilding-Events und ein Kennenlern-Seminar zu Beginn, während der Ausbildung regelmäßige Azubi-Unterrichte und Besichtigungen anderer Standorte. Die vier besten Auszubildenden erhalten am Ende der Ausbildung jeweils für drei Monate einen Azubi-Smart inklusive Tankkarte zur freien Verfügung. Für die besten Studenten gibt es die Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt ins Studium zu integrieren. Ein 18-monatiges Advanced Management Program (AMP) bereitet zudem angehende Führungskräfte mit Trainings, Projektmanagement- und Fachschulungen auf ihre zukünftige Rolle vor.
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