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Gemüsekisten statt Zeitungen Südkurier mit Logistik-Startup

Foto: CityLogistik

Der Konstanzer Südkurier macht seine Logistik fit, um jenseits der gedruckten Information frisches Geld zu verdienen. Auch KEP-Dienstleister finden das als Partner offenbar interessant.

Durch die Konkurrenz des Internets haben sich Zeitungsverlage zu Medienhäusern gewandelt, die auch jenseits der gedruckten Information Geld verdienen müssen. Beim Konstanzer Südkurier wurde mit der hausinternen Logistik vor dem Hintergrund schwindender Abonnentenzahlen ein neuer Weg eingeschlagen. „Wenn es irgendwann keine gedruckte Zeitung mehr gibt, wären wir überflüssig“, sagt Jens Achilles. Die sinkenden Mengen will er als Projektleiter „CityLogistik“ auffangen, dem neuen Geschäftsfeld für Innenstadt-Transporte.

Lastenrad gegen den Klimanotstand

Mit dem Lastenrad fährt der Südkurier für Konstanzer Unternehmen umweltfreundlich Sendungen zum Endkunden. Das Geschäft weit weg von Zeitungen, Brief und Druckmedien läuft seit gut drei Jahren. Bis 2024 soll das Startup profitabel sein. Konstanz habe 2019 als erste Stadt in Deutschland den Klimanotstand ausgerufen, erläutert Achilles die Hintergründe der Strategie. „Zudem sitzen wir direkt an der größten Fahrradstraße der Stadt und kennen als Medienhaus viele Privat- und Firmenkunden. Was hätte da näher gelegen, als diesen Bereich zu bedienen?“

Gemüsekisten statt Zeitungen

Gewährleistet werde eine unkomplizierte Same Day-Belieferung. Wenn bis 11 Uhr bestellt wird, erfolgt die Zustellung der Sendung noch am selben Tag, für Aufträge, die bis 15 Uhr eingehen, fällt ein Expresszuschlag an. Wo früher ein Diesel-Sprinter unterwegs war, fährt jetzt beispielsweise bei den Abonnenten von Gemüsekisten ein Lastenrad vor. Diese Kunden legten viel Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität und die produzierenden Bauernhöfe verbesserten so noch einmal ihr Image, sagt Achilles. Insgesamt wird ein breites Sortiment befördert, zu dem auch Blumensträuße, Metzgereiwaren oder Bücher und Schuhe gehören.

Kein Fahrermangel

„Im Idealfall fahren wir 40 verschiedene Sendungen von zehn verschiedenen Kunden auf einem Lastenrad“, sagt Achilles. Die Zuladung pro Rad beträgt 150 Kilogramm, bis zur Größe einer Palette sei alles möglich, aber die meisten Sendungen hätten ein Maß von 60x40x30 Zentimetern. Sehr große und schwere Gegenstände werden nur sehr ungern transportiert, weil dann das Fahrrad voll sei, erläutert der Projektleiter. Für den Kunden sei eine teure Exklusiv-Tour ohnehin nicht wirklich interessant.

Flexibel bei Kunden und Wetter

Angefangen wird morgens um acht, die letzte Schicht endet um 18 Uhr. „Wir transportieren am Tag auf etwa 15 Touren rund 300 bis 500 Sendungen“, berichtet Achilles. Dafür stehen 17 Lastenräder von verschiedenen Herstellern bereit – manche offen, andere mit geschlossener Box oder Kunststoffüberdachung. „Wir sind sehr flexibel in Bezug auf den Kunden und das Wetter“, sagt der Logistiker, der sich nicht über Fahrermangel beklagen kann. Denn Konstanz biete den Luxus, dass jeder fünfte Einwohner Student sei. Unter den rund 40 Kurierfahrern und -fahrerrinnen gebe es aber auch Schüler, Frührentner oder Hausfrauen.

KEP-Dienstleister als Partner

Andererseits ist Konstanz für die nur bis 10 Uhr mögliche Belieferung der Innenstadt ein richtig schwieriges Terrain: Wasser von zwei Seiten, auf der dritten Seite die Schweiz und nur eine große Zufahrtsstraße erschweren das Geschäft der herkömmlichen KEP-Dienstleister erheblich. „Wir sehen sie als potenzielle Kooperationspartner“, sagt Achilles. GLS ist bereits seit über einem Jahr mit im Boot und lässt den Südkurier für sich Rad fahren und liefern. Mit allen anderen sei man im Gespräch.

Vorreiter für andere Medienhäuser

Auch in Villingen-Schwenningen und Singen hat der Südkurier Lastenräder im Einsatz, hier ist man aber noch im Aufbau begriffen. Innerhalb der gesamten Augsburger Konzerngruppe PD Mediengruppe Pressedruck, zu der der Südkurier gehört, findet zum Thema Fahrradkurierservice ein reger Austausch statt. Aber auch andere Medienhäuser holen sich in Konstanz Rat. „Da gibt es ein großes Treiben in der Branche, denn jeder merkt, wir müssen etwas tun“, sagt Achilles. „Wir hier in Konstanz haben definitiv eine Vorreiterrolle.“

  • CityLogistik ist ein Corporate Startup innerhalb des Südkurier Medienhauses, das seinerseits zur Augsburger PD Mediengruppe Pressedruck gehört. Unter ihrem Dach befinden sich außerdem die Augsburger Allgemeine und die Allgäuer Zeitung sowie die Mediengruppe Mainpost. Mit einer verkauften Auflage von 516.894 Exemplaren und 1,32 Millionen Lesern pro Tag sieht sich die Mediengruppe Pressedruck als sechstgrößtes Zeitungshaus Deutschlands.
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