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Lang-Lkw Positive Zwischenbilanz

Lang-Lkw Foto: Jacek Bilski 12 Bilder

Die Bundesregierung steht weiter zum Feldversuch. Das bekräftigte Staatssekretärin Dorothee Bär bei einem von trans aktuell initiierten Austausch mit Praktikern von Ansorge Logistik und Risk Guard am Duss-Terminal München-Riem.

Der Lang-Lkw schadet der Schiene und stellt ein Sicherheitsrisiko dar. So oder ähnlich äußerten sich Kritiker vor Beginn des 2012 angelaufenen Feldversuchs. Die Befürchtungen sind unbegründet und, wie sich im Fall des Logistikdienstleisters Ansorge zeigt, deutlich widerlegt. Das Unternehmen ist mit inzwischen vier Langfahrzeugen unterwegs und steuert als Verfechter des Kombinierten Verkehrs damit den Kombi-Bahnhof München-Riem an. Es war am 10. Februar 2012 als erstes Unternehmen im Feldversuch gestartet.

Durch den Einsatz der Lang-Lkw spart die Spedition aus Biessenhofen im Allgäu nach eigenen Angaben ein Drittel ihrer Fahrten auf den betreffenden Relationen ein, verbraucht ein Drittel weniger Kraftstoff und drosselt den CO2-Ausstoß ebenfalls um ein Drittel, wie der Geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Thoma erläutert. Für ihn ist der Lang-Lkw daher ein ökologischer wie ökonomischer Gewinn. „Betrachtet man zusätzlich die enorme CO2-Ersparnis auf der Schiene, werden die positiven Effekte noch viel größer“, sagt er.
Was die Sicherheit angeht, muss sich ebenfalls kein Verkehrsteilnehmer Sorgen machen. „Wir hatten bislang weder ein Schadensereignis noch einen Beinahe-Unfall“, resümiert Ralph Feldbauer. Er ist Geschäftsführer der auf Schadenprävention im Fuhrpark spezialisierten Beratungsfirma Risk Guard aus Nürnberg und hat die Lang-Lkw bei Ansorge in ein seit 2006 dort bestehendes Riskmanagement-Konzept integriert. Die Fahrzeuge würden von den Fahrern voll akzeptiert und von der Bevölkerung kaum noch aktiv wahrgenommen.
Auch Dorothee Bär ist von den Vorteilen der langen Einheiten überzeugt. „Wir stehen zu dem Projekt“, bekräftigt die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur bei dem von trans aktuell am Kombi-Bahnhof München-Riem initiierten Austausch zwischen Politik und Praxis. Sie hofft, dass das Konzept der Branche – unabhängig vom Wahlausgang – auch in der nächsten Legislaturperiode erhalten bleibt. „Denn es lohnt sich, dieses innovative Fahrzeugkonzept weiter zu untersuchen.“

Der Lang-Lkw sei sowohl für Minister Alexander Dobrindt als auch für sie (beide CSU) ein absolutes Erfolgsmodell, betont die Fränkin und weist auf den in diesen Tagen veröffentlichten offiziellen Zwischenbericht zum Feldversuch hin, der durchweg positiv ausfalle und diese Einschätzung bestätige. Gleichzeitig ermuntert die Staatssekretärin auch andere Bundesländer wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, dazu, sich an dem Projekt zu beteiligen.
Trotz deren ablehnender Haltung gibt es für Bär aber auch positive Signale: Dazu gehöre der  Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, welches das Projekt im Frühjahr für rechtmäßig erklärte, aber auch die um mehr als 120 Strecken ergänzte neue Änderungsverordnung zum Positivnetz – darunter auch viele Straßen in Mecklenburg-Vorpommern.
Was die Lang-Lkw von Ansorge angeht, liegt auch für Bär der Charme darin, dass sie zum Kombibahnhof fahren – und damit auch zur Verknüpfung der Verkehrsträger beitragen. Der 36-Jährigen liegt diese Vernetzung besonders am Herzen. Funktioniert das Zusammenspiel der Verkehrsträger, könne auch der Kombinierte Verkehr eine wichtige Rolle spielen, um die erwartete Verkehrszunahme zu bewältigen. Die Straßen würden entlastet und die Emissionen reduziert.

Die Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene–Straße (Duss) kann das bestätigen. Sie betreibt zwei Dutzend Umschlaganlagen in Deutschland und hat in München erst vor zwei Jahren die Weichen für weiteres Wachstum gestellt. Nach der Inbetriebnahme eines dritten Moduls können in dem größten Terminal Süddeutschlands 360.000 Einheiten im Jahr umgeschlagen werden.
Sowohl Terminalleiter Hans Prey als auch Alexander Stern, Geschäftsführer des Duss-Mehrheitseigners DB Netze, sehen noch Luft nach oben. Die zusätzlichen Mengen dürfen ihrer Ansicht nach auch durch den Lang-Lkw angeliefert werden. „Wir begrüßen alle positiven Ansätze, die dazu geeignet sind, den Kombinierten Verkehr weiter voranzubringen“, bekräftigt Stern. Auch er kann daher nicht bestätigen, dass das Langfahrzeug der Schiene schadet. Und die Sicherheit rund um das Terminal hat ebenfalls nicht gelitten, seit der Lang-Lkw dort ein- bis zweimal täglich Station macht.


Grün umrandet: Ein ausführlicher Bericht mit weiteren Bildern folgt in unserer nächsten Ausgabe – eingebettet in einen umfangreichen Schwerpunkt zum Kombinierten Verkehr.

Hier erfahren Sie mehr zur Forsa-Umfrage zu Lang-Lkw, die von Allianz pro Schiene, ACV und VDV in Auftrag gegeben wurde.

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