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Kühlkette von Bauernhof bis Handel Hält an jeder Milchkanne

Milchsammelwagen Foto: Dischinger

Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, Milch einzusammeln und die fertigen Produkte anschließend von der Molkerei zum Endkunden zu bringen.

Von wegen romantisch: Rund um die Uhr – 365 Tage im Jahr, tags und nachts, bei Wind und Wetter – sind die fünf Milchsammelwagen (MSW) mit ihren Anhängern in der Region unterwegs. Die hochspezialisierten „Thermoskannen auf Rädern“, wie Christoph Stöhr die Milchsammelwagen augenzwinkernd nennt, fassen mit Anhänger bis zu 23.000 Liter Milch. Stöhr ist Prokurist bei der kd-trucking, einem Tochterunternehmen der Karldischinger-Gruppe in Ehrenkirchen im idyllischen Breisgau, und berichtet: „Die Struktur der Landwirte in unserer Region ist sehr unterschiedlich – sie haben zwischen fünf und 500 Kühe im Stall stehen.“ Und genauso unterschiedlich sind auch die einzelnen Touren für die MSW. Bis zu 45 Landwirte steuern die Fahrer auf ihren ganz unterschiedlichen Touren an. Anschließend fährt der MSW direkt zur Molkerei der Schwarzwaldmilch in Freiburg.

Ganz wichtig ist es für die Produktion, zu wissen, ob es sich um Biomilch, Heumilch oder die herkömmliche Rohmilchsorte handelt, die an der Molkerei ankommt. Und was genau der Landwirt, bei dem der MSW gerade die Ladung aufnimmt, liefert, ist im GPS-basierten System der Fach­spedition hinterlegt. So öffnet das Fahrzeug schon für die Befüllung automatisch den richtigen Tank. Eine Vorrichtung entnimmt auch gleich während der Aufnahme der Milch eine Probe – was wichtig ist bei diesem empfindlichen Lebensmittel. Auf den Zehntelliter genau misst dabei der MSW auch die aufgenommene Milchmenge – schließlich wird der Landwirt danach von Schwarzwaldmilch bezahlt. Das unverarbeitete Produkt ist bereits im Lebensmitteltank des Landwirts fünf bis acht Grad heruntergekühlt und lässt sich in diesem Temperaturbereich einige Zeit transportieren. Die fünf spezialisierten Fahrzeuge laufen durchgängig täglich rund 500 Kilometer, also bis zu 180.000 Kilometer pro Jahr. Das Gebiet, in dem sie Milch einsammeln, umfasst den kompletten Schwarzwald. Per GPS lässt sich jederzeit feststellen, wo sich das Fahrzeug gerade befindet.

Gekühlte Lager für Milch

Und auch die fertigen Produkte bringt der Logistikdienstleister gekühlt ans Ziel, also zum Handel. Dass sämtliche Zugfahrzeuge von Mercedes sind, außer einem ganz neuen mit Gas betriebenen Iveco CNG und die Kühlaggregate von Carrier, erleichtert dem Logistikdienstleister Wartung und Ersatzteilvorhaltung. Insgesamt 120.000 Quadratmeter Lagerfläche betreibt das Familienunternehmen, etwa die Hälfte davon gekühlt. 2 bis 7 Grad Celsius beträgt die Temperatur in Lagern für die Milchprodukte. 2 bis 8 sowie 15 bis 25 Grad Celsius sind die Temperaturen für Pharmaprodukte und Schoko­lade. Letztere lagert das Unternehmen bei 14 bis 18 Grad. Doch auch die andere Hälfte der ungekühlten Lager lässt sich frostfrei und ohne große Hitze betreiben.

Schwarzwaldmilch ist der ältes­te Kunde des Logistikdienstleisters Karldischinger: Seniorchef Karlhubert Dischinger kann sich gut daran erinnern, dass die damalige Spedition schon im Jahr 1940 Milch der umliegenden Landwirte einsammelte: „Mein Vater hat damals die erste Milchkanne gefahren und ich 1972 die letzte.“ 40 Liter Milch fasste eine solche Kanne, die für den Transport auf den Lkw gehoben wurde. Kleinere Firmen mit Tankwagen haben danach die Fahrten übernommen. „Und als ich im Jahr 1974 gerade auf Hochzeitsreise war, rief mich mein Vater an, denn wir sollten die gesamte Logistik für Schwarzwaldmilch übernehmen – auch zum Handel“, berichtet er. Die Bauern stellten sich ebenfalls um und kühlen seitdem die Milch bis zur Abholung in eigenen Tanks.

Ist die Zugmaschine mit rund 11.000 Litern Milch gefüllt, wird auf den bis dahin leeren Anhänger umgefüllt. Dann wird das noch rohe Produkt zur Molkerei transportiert. „Die Planung der Touren ist sehr umfangreich und komplex“, sagt Stöhr, „sie muss zu den Melkzeiten der Landwirte wie auch zur Strecke passen.“ Dass die Zufahrtswege für die Lkw frei sind, liegt in der Verpflichtung der Landwirte. Doch die Fahrer müssen immer wieder auf Überraschungen reagieren und etwa bei einem Wintereinbruch Schneeketten aufziehen.

Die richtige Ausbildung sei für Fahrer wichtig, so Stöhr weiter, sie müssten technisch affin und bereit sein, auch am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten. Stöhr selbst ist schon lange für die Spedition Dischinger tätig, 1985 begann er mit seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann, seit etwa eineinhalb Jahren kümmert er sich um das Thema Milch und ist für 220 Fahrer zuständig. Auch seine Familie ist schon lange Zeit im Unternehmen: Der Vater war erster Kraftverkehrsmeister, und auch der Bruder arbeitet hier. „Das Milchgeschäft ist ein anspruchsvoller Bereich“, betont er. Und: „Dieser Winter hat Kraft gekostet.“

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