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Kampf in der Leichtgewicht-Klasse beendet Insolzenz beendet Plagiat-Steit

ElectricBrands Evetta Cargo auf der IAA 2022 Foto: Carsten Nallinger 6 Bilder

ElectricBrands will raus aus der Insolvenz und kündigte zunächst den Marktstart des XBus S an. Nach dem Plagiat-Streit mit Tyn-e ist der jetzt allerdings schon wieder Geschichte. Wie es nun mit der Evetta weitergehen soll.

Aus dem Plagiat-Streit zwischen ElectricBrands aus dem hessischen Eppertshausen und Tyn-e aus Waiblingen sind die Schwaben als Sieger hervorgegangen. Die weitere Planung und Produktion des sogenannten XBus S ist eingestellt. Die entsprechende Seite des Start-ups wurde vom Netz genommen. Aber auch sonst bleibt bei ElectricBrands kaum ein Stein auf dem anderen.

Die Evetta soll es nun richten

Mittlerweile verliert ElectricBrands kein Wort mehr über den XBus S. Und der große Bruder namens XBus ist ebenfalls schon wieder in die Ferne gerückt. Vor Ende des Jahres ist mit dem Fahrzeug jedenfalls nicht zu rechnen. Zwar hat das Unternehmen nach eigenen Angaben per Crowdfunding mehr als 1,2 Millionen Euro eingesammelt und bereits 17.295 Vorbestellungen für das Fahrzeug – ob die rund 600 beteiligten Autohändler davon je ein Auto zu Gesicht bekommen werden, ist allerdings fraglich. Zumindest spart ElectricBrands aber nicht an weiteren Ankündigungen. Nun soll es das Kleinstfahrzeug Evetta richten – und zwar in einer überarbeiteten Version. Vorbestellen kann man den elektrischen Isetta-Verschnitt allerdings derzeit nicht mehr.

Der verlorene Kampf um den XBus S

Stein des Anstoßes beim Plagiat-Streit war der XBus S, der in die EG-Fahrzeugklasse L7e fällt. ElectricBrands drehte den Spieß um. Die ikonische Front des XBUS sei im September 2019 als Geschmacksmuster beim Deutschen Marken- und Patentamt hinterlegt worden. Das Geschmacksmuster des TYN-e beziehe sich hingegen nur auf den Markennamen und das TYN-e-Logo „und keineswegs auf die markante Form- und Designsprache“, hieß es seitens ElectricBrands. Außerdem sei das Fahrzeug von Tyn-e eben kein L7e-Transporter, sondern falle in die Klasse N1, heißt es in der Retourkutsche aus Eppertshausen.

XBus S soll im August 2024 kommen

„Mit unserem Auftragsfertiger Shandong Horche Intelligent Automobile wir – basierend auf einem bestehenden Modell – ein Leichtfahrzeug der L7e-Klasse entwickelt und in Auftrag gegeben, welches als XBus S ankündigungsgemäß zum exklusiven Vertrieb ab August 2024 bei unseren Agenturpartnern zur Verfügung stehen wird. Unser Produktionspartner nutzt das Design des XBus mit unserer ausdrücklichen Genehmigung und stellt mit uns gemeinsam ein Produkt her, das dem Design und dem Anspruch der Leichtfahrzeugfamilie der ElectricBrands entspricht“, heißt es dazu auf Nachfrage von eurotransport.de seitens ElectricBrands. Auf die Rückfrage, ob das Unternehmen nun seinerseits die Designrechte gegenüber Tyn-e gerichtlich durchsetzen möchte, hieß es dann allerdings nur: „kein Kommentar“.

Designrechte liegen bei Shandong Horche

Das ließt Tyn-e nicht auf sich sitzen: Prompt folgte eine gemeinsame Erklärung des Waiblinger Unternehmens und der Geschäftsführung von Shandong Horche Intelligent Automobile aus China. Also eben dem Unternehmen, bei dem ElectricBrands nach eigenem Bekunden den XBus S fertigen lassen wollte. „Die Designrechte für die in Europa vorgestellten TYN-e Fahrzeuge liegen bei der Shandong Horche Intelligent Automobile. Diese Designrechte wurden TYN-e für Europa uneingeschränkt für die komplette TYN-e Fahrzeugfamilie übertragen.“ Demzufolge seien auch die ersten Auslieferungen der TX-Modellreihen für Juni 2024 geplant. Die deutsch-chinesische Partnerschaft soll aber noch weitergehen: Die beiden Unternehmen wollen in Waiblingen künftig als Horche TYN-e Technologie-, Entwicklungsgesellschaft sowie als Horche TYN-e Technology & Development agieren.

(K)eine Frage der Fahrzeugnorm

Richtig ist zwar, dass die bisherigen Tyn-e-Modelle TX1, TX2 und TX7 nach der Fahrzeugnorm N1 homologiert wurden. Seit September 2021 arbeiten Shandong Horche und Weber Mobility / TYN-e zusammen, hieß es dazu aus Waiblingen. Die Techniker und Ingenieure der Weber Holding hätten demnach ein bestehendes Horche-Fahrzeug auf die europäische Fahrzeugnorm N1 homologiert. Bereits im Mai 2022 wurden die ersten Berechnungen und Pläne für ein L7e-Fahrzeug mit dem Produktionspartner Shandong Horche in China besprochen. Ein L7e-Fahrzeug „im typischen und bestehenden Horche-Fahrzeugdesign, bereits vereinbart“.

Insolventes Start-up braucht frisches Geld

ElectricBrands hatte Anfang Februar beim Amtsgericht Darmstadt eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und gleichzeitig den Marktstart eines leichten Elektro-Nutzfahrzeugs angekündigt. Denn um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern, müssen neue Investorengelder her. Das scheint zunehmend schwieriger zu werden.

XBus S von ElectricBrands – kein Retter in der Not

Eigentlich sollten die Fahrzeuge beim VDL Nedcar-Werk in Born, einem Auftragsfertiger aus den Niederlanden, vom Band laufen. Und zwar der „große“ XBus, den das Unternehmen auf der IAA Transportation 2022 vorgestellt hatte. Als sozusagen kleiner Bruder war dort auch der XBus S auf der Messe in Hannover zu sehen. Eben dieser soll nun eigentlich auf den Markt kommen und ElectricBrands vor der Zahlungsunfähigkeit bewahren. Das ist, Stand heute, allerdings bereits wieder Geschichte.

Plagiat: XBus S sieht aus wie der TYN-e TX2

Doch was da unter dem Namen XBus S vorfahren sollte, sah nach Ansicht von Tyn-e jetzt plötzlich gänzlich anders aus als das Fahrzeug, das ElectricBrands auf der IAA in Hannover enthüllt hatte. Der E-Kleinsttransporter sehe dem TYN-e TX2 des schwäbischen Konkurrenten plötzlich zum Verwechseln ähnlich. Für TYN-e Geschäftsführer Markus Graf lag hier eine „grundlegende Design- und Rechteverletzungen vor“. Der XBus S sei nichts anderes als eine gekürzte Version des Tyn-e TX2 mit Kofferaufbau. „Diese Verletzung von EU-Recht werden wir gerichtlich anzeigen und selbstverständlich einen Verkauf eines XBus S E-Transporters im Zweifel gerichtlich untersagen lassen und natürlich behalten wir uns Schadenersatzansprüche vor“, sagte Graf.

Welche Mittelständler hinter Tyn-e stecken

Hinter Tyn-e stehen der Automobil-Zulieferer Albert Weber International und Share X Mobility. Dabei handelt es sich um ein Start-up für Mobilitätslösungen, das wiederum indirekt zum Zeitungsverlag Waiblingen gehört. Denn dort macht sich der Vorsitzende des Aufsichtsrats Ullrich Villinger bereits Gedanken über die Zeitungszustellung von morgen.

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