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Speditionen Herbst, Dümler und Elflein Seit 20 Jahren mit HDE Logistik erfolgreich

Foto: Matthias Boellner 7 Bilder

Die Speditionen Herbst, Dümler und Elflein blicken auf 20 Jahre HDE Logistik zurück. Die Papierlogistik ist auch heute noch der Schwerpunkt. Die nächste Unternehmergeneration ist bereits am Ruder.

Drei Speditionen, die sich nicht gegenseitig das Leben schwer machen, sondern sich respektieren und koope­rieren: Gibt es das? Und wenn ja: Wie lange geht das gut? Am Beispiel von HDE Logistik zeigt sich, dass ein solches Bündnis sehr wohl Aussicht auf Erfolg haben kann und die Akteure dahinter auch 20 Jahre später noch an dem – in der Branche nahezu einmaligen – Konstrukt Gefallen finden. Die Gesellschafter von HDE Logistik aus Bamberg jedenfalls machen einen entspannten Eindruck, als sie im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell in der Firmenzentrale Bilanz ziehen und über ihre weiteren Pläne sprechen. Jeden ersten Mittwoch im Monat trifft man sich zum Austausch. Die Gesellschafter, das sind die Speditionen Herbst, Dümler und Elflein, die alle ihren Sitz in Bamberg und sich zu gleichen Teilen in die Gesellschaft eingebracht haben. Auch beim Firmennamen galt gleiches Recht für alle – jeder gab einen Buchstaben seines Namens her, woraus das Akronym HDE wurde.

Die nächste Unternehmergeneration ist an Bord

Einen besonderen Charme hat das Ganze dadurch, dass 20 Jahre später zusätzlich die nächste Unternehmergeneration mit am Tisch sitzt. Das zeigt, dass die Allianz auch durch die inzwischen eingeleitete beziehungsweise vollzogene Firmennachfolge bei den drei Speditionen keine Risse bekommen hat, sondern stabil und schlagkräftig geblieben ist. Dass die Chemie stimmt, bestätigt auch Stefan Kammerer, der die Geschicke von HDE Logistik steuert und als Prokurist das Vertrauen der Gesellschafter genießt. Er muss nach eigenen Angaben nur selten zwischen den Anteilseignern vermitteln oder ausgleichen. Seit 2010 ist der ehemalige Karstadt-Quelle-Logistikprofi bei HDE, seit fünf Jahren in der aktuellen Funktion. Mit ihm am Schreibtisch sitzen beim Gespräch mit trans aktuell Georg Herbst und sein Sohn Frank, Bernhard Dümler und sein Sohn Christoph sowie Rüdiger Elflein. Dessen Vater Wolfgang Elflein sowie Georg Herbst und Bernhard Dümler hatten HDE Logistik 1999 an den Start gebracht. „Damals wurden wir belächelt“, sagt Georg Herbst. Keiner habe dem Bündnis eine Chance gegeben. Was daran liegen dürfte, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Speditionen oft schwierig gestaltet.

Jede Spedition mit Schwerpunkt in anderem Segment

Im speziellen Fall waren die Dinge aber anders gelagert. Die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit waren in der oberfränkischen Weltkulturerbe-Stadt besser als anderswo. „Die Firmen Herbst, Dümler und Elflein haben sich aufgrund ihrer mittelständischen Struktur schon immer verstanden. Unsere Eltern kennen das Geschäft von der Pike auf, und unsere Väter sind selbst Lkw gefahren“, erzählt Rüdiger Elflein. Ebenfalls nicht ganz unwesentlich, so Bernhard Dümler: „Jeder hat seinen Schwerpunkt in einem anderen Segment, es gab also keine direkte Wettbewerbssituation.“ Herbst ist Spezialist für Kontraktlogistik und Kraftwagenspediteur, Dümler betreibt unter anderem Depots für Hermes und bietet Zwei-Mann-Zustellungen an, und Elflein ist mit einer Flotte von 550 eigenen Lkw einer der ganz großen Automobillogistiker. Und weil die Chemie schon damals stimmte, wagten sich die drei 1998 an eine besondere Mission – die Gründung einer Bietergemeinschaft, mit der sich die Mittelständler an einer Ausschreibung der Papierfabrik Palm im 20 Kilometer entfernten Eltmann beteiligten. Gegenstand der Ausschreibung: europaweite Papiertransporte.

„Einzeln hätten wir bei einem Geschäft in dieser Größenordnung keine Chance gehabt“, erzählt Georg Herbst. „Wir sind gegen 16 namhafte Speditionen angetreten und sind als kleinster Bieter zum Zug gekommen“, ergänzt sein Sohn Frank Herbst. Eine Rolle dabei habe gespielt, dass auch Palm familien­geführt sei und kurze Wege sowie schnelle Entscheidungen schätze, obgleich die Palm-Gruppe zu den Großen der Branche zähle. 4.000 Mitarbeiter betreiben 26 Well­pappewerke, fünf Papierfabriken und zwei Recyclingunternehmen. Der Prokurist und Logistikleiter von Palm ist heute übrigens noch derselbe wie vor 20 Jahren, nämlich Hartmut Kassuhn. Das spricht für Kontinuität.

Mit 150.000 Tonnen Papier pro Jahr begonnen

Und ebenfalls typisch Mittelstand: Hartmut Kassuhns Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten. Im August 1998 erfolgte die Ausschreibung, im Dezember die Unterzeichnung des Dreijahresvertrags, und Mitte Januar 1999 nahm HDE Logistik den Betrieb auf. Die Aufgabe: der Versand von etwa 150.000 Tonnen Papier pro Jahr, umgerechnet 15 bis 20 Ladungen am Tag. „Das war für uns eine einmalige Entwicklungschance“, berichtet Unternehmer Elflein. Auch Christoph ­Dümler bestätigt: „Mit HDE Logistik konnten alle drei Unternehmen kontinuierlich wachsen.“ Denn durch die Gewinnung neuer Kunden in diesem Segment ist es nicht bei dem anfänglichen Volumen geblieben. Heute steuert das Trio über alle Kunden ein Jahresvolumen von 550.000 Tonnen im Ausgang und 600.000 Tonnen im Eingang. Das entspricht täglich etwa 85 Fahrten, in Spitzen sind es bis zu 140. HDE Logistik dürfte mit diesem Volumen zu den größten Papierlogistikern in Deutschland zählen.

Doch nicht nur wegen der steigenden Mengen, sondern auch aus einem weiteren Grund haben die drei Speditionen Herbst, Dümler und Elflein Spaß an dem Geschäft. Die gebündelte Papierlogistik über die HDE ermöglicht es den Disponenten nämlich, Lkw optimal einzusetzen. Mehr als 95 Prozent dieser Transporte organisieren die drei Speditionen im Selbsteintritt. Dafür stellen Herbst, Dümler und Elflein jeweils rund 40 eigene Zugmaschinen und Spezialauflieger zur ­Verfügung. Und damit immer jeder gleich viel vom Kuchen bekommt, wird die Verteilung von der Disposition gesteuert – besetzt durch Mitarbeiter von HDE Logistik. „Jedes der drei Unternehmen hat seine Rennstrecken und würde sich sonst vielleicht die Verkehre rauspicken, die am besten zu ihm passen“, mutmaßt Elflein. Die neutrale Stelle in der Dispo hilft, hier entgegenzuwirken.

Neutrale Disposition als Schlüssel zum Erfolg

„Die neutrale Disposition ist uns auch sehr wichtig“, bekräftigt der HDE-Logistik-Verantwortliche Stefan Kammerer, der diese Struktur als einen der Erfolgsfaktoren für das Gemeinschaftsunternehmen ausmacht. Die Dispositionsabteilung der HDE, die sehr eng mit den Kunden zusammenarbeitet, kennt auch meist erst zwei oder drei Tage vorher die tatsächlichen Mengen und Relationen. In Spitzen bleibt es nicht aus, dass sie sich dann mit ihren Kollegen der drei Speditionen kurzschließt – auf der fieberhaften Suche nach weiterem Laderaum für die ­Kunden. Übrigens holen und versenden die Disponenten längst nicht mehr nur Papierprodukte. HDE Logistik ist im Lauf der Jahre mit weiteren Kunden gewachsen und beschäftigt inzwischen 90 Mitarbeiter und setzt etwa 30 Millionen Euro um. Sie beliefert die Kaufland-Großmärkte ab dem Großlager Donners­dorf mit Non-Food-­Artikeln, organisiert Werkverkehre innerhalb des Michelin-Reifenwerks in Hallstadt und wickelt für den Elektroartikelhersteller Wieland die Logistik für die Bamberger Werke ab.

Bei Wieland gibt es eine Paral­lele zu Palm: Auch bei der Ausschreibung des mittelständischen Elektrospezialisten setzte sich HDE Logistik 2010 gegen 16 große Logistikdienstleister durch. In dem 9.000 Quadratmeter großen Logistikzentrum lagert HDE 140.000 Artikel und unterhält ein automatisiertes Kleinteilelager. Mit Klemmen, Steckern und weiteren Teilen versorgt HDE im Kundenauftrag die ganze Welt – „vom 200-Gramm-Sendungsumschlag bis hin zum 18-Tonnen-Sammelauftrag“, wie HDE-Logistik-Mann Kammerer erläutert. Auch das sei ein Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit unter Familienunternehmen. Und auch sie haben ihre Zentralen in Bamberg.

Die Unternehmen

HDE Logistik

Mit 90 Mitarbeitern vor allem in der Papier-, Elektro- und Handelslogistik tätig. Rund 30 Millionen Euro Umsatz, davon 70 Prozent Transport und 30 Prozent Logistik. Zentrale und Logistikzentrum für Wieland mit 9.000 Quadratmetern in Bamberg. Geführt von Prokurist Stefan Kammerer. Firmenfest zum 20-jährigen Bestehen im September im Rahmen des Bamberger Hafenfests.

Herbst Transporte

Spezialität Lagerlogistik mit etwa 130.000 Quadratmetern an Hallenfläche in Bamberg und Umgebung. Kraftwagenspedition mit 130 eigenen Fahrzeugen mit Spezialequipment – darunter 50 Lkw mit Mitnahmestapler, Walkingfloor- oder Siloauflieger. Familiengeführt seit 1900, mit Georg und Frank Herbst als Geschäftsführern.

Dümler Spedition

Familiengeführt seit dem Jahr 1949, aktuell von Bernhard und seinem Sohn Christoph Dümler. Schwerpunkte unter anderen: Transport von Haushaltsgroßgeräten im Zwei-Mann-Handling an Endverbraucher und Betrieb von Depots für die Hermes-Gruppe. Einsatz von 95 eigenen Lkw und 85 Kurierfahrzeugen. Rund 45.000 Quadratmeter an ­Logistikfläche.

Elflein Spedition

Schwerpunkt Automobillogistik mit festen Linien zur Werksversorgung. 550 eigene Lkw im Einsatz, hier großer Anteil an Lang-Lkw und verlängerten Sattelaufliegern. Rund 1.500 Mitarbeiter an zwölf Transport- und sieben ­Logistikstandorten. Etwa 165.000 Quadrat­meter Lager- und Logistikfläche. Familien­geführt durch Rüdiger Elflein.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
trans aktuell 08 2019 Titel
trans aktuell 08 / 2019
5. April 2019
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