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Hafen Lübeck neu ausgerichtet Wichtige Anlaufstelle für Logistiker

Foto: Hafen Lübeck/René Schlottmann

Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) hat ihre Restrukturierung abgeschlossen. Warum die Logistik-Drehscheibe an der Ostsee für Transport- und Logistikunternehmen noch attraktiver wurde.

Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) will ihre Bedeutung als wichtige Logistik-Drehscheibe für Transport- und Logistikunternehmen weiter ausbauen. Dafür setzt sie auf eine höhere Effizienz innerhalb des Hafens, zusätzlich geschaffene Logistikflächen sowie einen Ausbau der in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Intermodalaktivitäten.

Die Neuausrichtung ist das Ergebnis einer umfassenden Restrukturierung, die 2017 in die Wege geleitet wurde. „Ende 2022 haben wir sie erfolgreich zu Ende gebracht“, bilanziert LHG-Geschäftsführer Prof. Dr. Sebastian Jürgens im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell. 2022 sei ein erfolgreiches Jahr gewesen, obgleich sich infolge der rückläufigen Konjunktur die umgeschlagenen Mengen leicht verringerten. 22,4 Millionen Tonnen an Gütern wickelte die LHG ab, ein Rückgang um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Foto: LHG
„Wir haben die Restrukturierung Ende 2022 erfolgreich zu Ende gebracht“: Prof. Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG).

Während es bei Lkw und Trailern sowie Forstprodukten ein Minus gab, erzielte das Unternehmen bei Eisen/Stahl und Massengütern deutliche Zuwächse. Und für die Hafen-Verantwortlichen ebenfalls nicht ganz unwichtig: Ihnen gelang die Rückkehr in die schwarzen Zahlen, besonders der Nordlandkai war lange das Sorgenkind. „Wir hatten ein signifikantes Ergebnisproblem, das wir dank der Restrukturierung drehen konnten“, sagt Jürgens.

Einer der wesentlichen Bausteine der Restrukturierung: Für den Nordlandkai als zweitgrößtes von insgesamt fünf Terminals der LHG wurde ein komplett neues Nutzungskonzept umgesetzt, das die Ansiedlung von neuen Gütergruppen und externen Logistikdienstleistern vorsah. Die Hallenfläche von 120.000 Quadratmetern plus weitere 50.000 Quadratmeter unter Dach sind nun weitgehend an Logistikunternehmen vermietet, die Stahl- und Holzverarbeitung kamen neu dazu. In der Hand der LHG bleibt der seeseitige Umschlag.

1,8 Mio. Kubikmeter Erde am Skandinavienkai abgetragen

Und auch der Skandinavienkai als größtes Terminal – mit mehr als 800.000 Quadratmeter Fläche fast doppelt so groß wie der Nordlandkai – war während der Restrukturierung eine Baustelle. Und das buchstäblich: „Wir haben etwa 1,8 Millionen Kubikmeter Erde abgetragen, um neue Hafenflächen zu gewinnen“, berichtet Jürgens. Die Flächen wurden eingeebnet und anschließend darauf Hallen aufgebaut. Nun kann die LHG dort mit 43.000 Quadratmetern an Hallenflächen plus 9.000 Quadratmetern mit Vordach aufwarten. Entstanden sind zwei Logistikhallen, eine Fährhalle und befestigte Flächen, die dringend gebraucht worden seien. Zuvor gab es am Skandinavienkai keine bedeutenden Hallen beziehungsweise überdachte Logistikflächen.

Was die Ausrichtung angeht, positioniert die LHG den Skandinavienkai auch zukünftig als das schnelle, hochfrequente Terminal für RoRo-Verkehre nach Nord- und Osteuropa. Löschen können Reeder dort aber ihre gesamte Ladung, auch Forstprodukte sind willkommen. Die Schiffe müssen also nicht mehr verschiedene Terminals anfahren und sparen sich damit weitere sogenannte Revierfahrten, die Reeder damit Zeit und Kosten. Überhaupt ist es Hafenchef Jürgens wichtig, die Dienstleistungsbreite hervorzuheben. „Wir wollen uns deutlicher als Universalhafen positionieren“, sagt er. In der Vergangenheit sei man sehr stark mit RoRo-Verkehren und Forstprodukten in Verbindung gebracht worden. „Wir können noch viel mehr Güterarten abwickeln“, ergänzt Jürgens und weist auf die ersten Erfolge am Nordlandkai mit neuen Gütergruppen hin. Und auch das Automobilgeschäft wolle man weiter ausbauen.

Foto: Kombiverkehr, Jan Weiser
Drehscheibe Lübeck: Vom Baltic Rail Gate aus geht es unter anderem nach Duisburg, Ludwigshafen und Italien, eine Verbindung nach Rotterdam ist in Planung.

Von der Neuausrichtung profitieren sollen auch Transport- und Logistikunternehmen. Ihnen wolle man als Drehscheibe ein Rundum-Sorglos-Paket anbieten, berichtet Jürgens. Ein wichtiger Beitrag sind Intermodalverkehre. So ist die LHG dabei, die Leistungsfähigkeit des am Skandinavienkai angesiedelten Kombi-Terminals Baltic Rail Gate – die Anlage ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit Kombiverkehr – weiter zu steigern: Die 600-Meter-Gleise sollen auf das neue Idealmaß von 740 Metern verlängert und eine dritte Krananlage in Betrieb genommen werden. „Damit können wir unsere Kapazitäten auf 260.000 Einheiten erhöhen“, sagt Jürgens. Das Baltic Rail Gate sei eine Erfolgsgeschichte, resümiert er. „Als ich 2014 bei der LHG angefangen habe, waren wir erst bei etwa 60.000 Einheiten.“ Und sollte die Kapazität nicht mehr ausreichen, sei es möglich, die gesamte Anlage zu spiegeln – sprich: zu verdoppeln. „Mittel- bis langfristig sollten wir hier keine Kapazitätsengpässe haben.“

Firmeneigene Intermodal-Spezialistin ECL

Angebote über das Baltic Rail Gate gibt es zum Beispiel durch Kombiverkehr nach Duisburg und Ludwigshafen, durch TX Logistik in die italienischen Städte Verona und Segrate (Mailand) oder auch durch European Cargo Logistics (ECL), die Intermodal-Tochter der LHG. Eine Verbindung nach Rotterdam ist in Planung. An einem weiteren Lübecker Kombi-Terminal, dem Cargo-Terminal Lehmann, wickelt Kombiverkehr Transporte nach München, Ludwigshafen, Duisburg, Barcelona, Verona und Rotterdam via Lehrte ab. Die in Lübeck ansässige Spedition Bode wiederum organisiert von dort aus Verkehre nach Hallsberg und Stockholm in Schweden sowie nach Verona.

Über die ECL lassen sich aber auch Seehafenverkehre ins litauische Klaipėda oder ins lettische Liepāja buchen. Die Verbindungen ins Baltikum hätten sich als äußerst robust dargestellt, berichtet LHG-Chef Prof. Sebastian Jürgens. Die Verkehre nach Lettland hätten seit Jahresbeginn sogar um sechs Prozent zugelegt. Nachdem das Russland-Geschäft, konkret die Verkehre nach Sankt Petersburg, komplett zum Erliegen kamen, könnten die Angebote ins Baltikum das ein Stück weit kompensieren.

Die Lübecker Hafen-Gesellschaft

Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) versteht sich als Universalhafen, der alle Gütergruppen abwickeln kann, neben Fahrzeugen (RoRo) sowie Forst- und Stahlprodukten etwa auch schwere Stückgüter. Was RoRo-Verkehre angeht, sieht sich die LHG unter den Top-5-Häfen in Europa.

Foto: Karl Erhard Vögele
Fünf Terminals mit zusammen 1.800 Quadratmeter Fläche: Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) versteht sich als Universalhafen, der alle Gütergruppen abwickeln kann, neben Fahrzeugen (RoRo) sowie Forst- und Stahlprodukten etwa auch schwere Stückgüter.
  • Umschlagleistung 2022: 22,4 Millionen Tonnen Güter; Lkw/Trailer: 745.000 Einheiten; Auflieger, Wechselbrücken, Container am Baltic Rail Gate: 123.000 Einheiten
  • Terminals: fünf Terminals mit zusammen 1.800 Quadratmeter Fläche: Skandinavienkai, Nordlandkai, Seelandkai, Schlutup und Konstinkai
  • Mitarbeiter: In der Gruppe rund 800 Mitarbeiter, davon 550 direkt in der LHG. Neu ist eine mobile Einsatzgruppe, bestehend aus etwa 100 Mitarbeitern, die den seeseitigen Umschlag organisiert und flexibel sowie bedarfsweise zwischen den Terminals wechseln kann.
  • Logo: Ein neues sechseckiges Logo, bestehend aus drei Einzelelementen – zwei in Blau, eines in Orange –, verdeutlicht die Neuausrichtung der LHG. Die Farbe Orange steht für die Hafenmitarbeiter, das Blau für das Wasser und die Zahl drei für die Trimodalität.
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