BSH betreibt eine Güterzugverbindung nach Triest. Es gibt noch freie Kapazitäten, die andere Unternehmen buchen können.
Wie lassen sich mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlagern? Das Unternehmen BSH Hausgeräte beantwortet diese Frage seit November 2018 mit einem Güterzug, der bislang einmal wöchentlich von Giengen nach Triest und wieder zurückfährt.
Die Fracht: Hausgeräte. BSH sucht nun noch weitere Verlader, die den Zug mitnutzen, damit die Fahrten langfristig rentabel sind und der Güterzug ausgelastet ist. Ebenso möchte BSH mit den externen Verladern saisonale Schwankungen ausgleichen.
Kooperation mit MSC
Das Interesse an dem Güterzug ist groß. Etwa 100 Unternehmer kamen kürzlich zu BSH nach Giengen (Kreis Heidenheim), wo das Unternehmen seine Pläne mit dem Güterzug vorstellte. Bei den Transporten arbeitet BSH mit der Firma MSC (Mediterranean Shipping Company) zusammen, einem Anbieter globaler Containerverschiffung sowie von Schienengütertransporten. „Wir wollen mit dem Zug zwei Rundläufe in der Woche erreichen“, erklärte Gerd Ocker, Leiter der BSH-Logistik in Giengen, gegenüber trans aktuell.
Für die Strecke von Giengen nach Triest benötigt der Güterzug 20 Stunden. Er fährt als Ganzzug los und kommt als solcher am Ziel an. Nur zum Fahrerwechsel findet ein Halt statt. Immerhin fährt der Zug durch drei Länder, und die Fahrer müssen die Landessprache beherrschen.
Hafen mit Tiefseeterminal
Warum wählte BSH den Hafen Triest als Ziel? „Es ist der einzige Hafen am Mittelmeer mit Tiefseeterminal. Dies betrachten wir als eine gute Voraussetzung für die Verladung in Großcontainerschiffe“, führt Ocker aus. Zudem gibt es von Triest aus Schiffsverbindungen zu einigen Zielmärkten von BSH, zum Beispiel nach Israel, Griechenland, Nordafrika, in die Türkei und nach Fernost. Interessant ist der Hafen für BSH und andere Verlader auch geworden, nachdem dort in den vergangenen Jahren erheblich in die Infrastruktur investiert wurde.
Der Hafen Triest lässt sich auch für Warenströme des Unternehmens nach Deutschland nutzen, zum Beispiel aus der Türkei. Dort befindet sich eine große Produktionsstätte von BSH, die Haushaltsgeräte für den deutschen Markt produziert.
Bis November 2018 fuhren die Güterzüge von Triest aus jedoch nur bis zum Güterbahnhof München-Ost, wo dieser Zug endete. Anschließend wurden die Haushaltsgeräte mit dem Lkw über die A 8 nach Giengen gefahren. Dort befindet sich nicht nur ein BSH-Werk für Kühlschränke und Gefriertruhen, sondern auch das größte deutsche Logistiklager.
Ganzzug ersetzt wöchentlich 160 Lkw-Fahrten
Mit dem neuen Güterzug spart sich BSH seit vergangenem November den Lkw-Nachlauf für jeden Container von München-Ost nach Giengen. Damit entfallen auch die zeitraubenden Verkehrsstaus auf der A 8. Ein Ganzzug ersetzt laut BSH zudem wöchentlich 160 Lkw-Fahrten von Giengen nach München – mit entsprechend positiven Folgen für die CO2-Bilanz des Unternehmens. Außerdem entlastet der Zug das Containerterminal Ulm, das schon seit Längerem an der Kapazitätsgrenze arbeitet.
Die Kapazität des Zugs beträgt 80 TEU, also 80 Standardcontainer. Als Einzugsgebiet für die externen Verlader betrachten BSH und MSC einen Umkreis von bis zu 150 Kilometern rund um Giengen.
Offen für Verlader aus sämtlichen Branchen
Mit seinen Haushaltsgeräten transportiert BSH eher leichtere Waren. Daher können die externen Verlader durchaus auch schwerere Güter auf dem Zug transportieren. Laut BSH ist der Zug für Verlader aus sämtlichen Branchen offen.
Da es sich um ein privates Terminal handelt, versprechen die Partner BSH und MSC kurze Abwicklungszeiten beim Be- und Entladen ohne langes Warten. „Die Logistikkette lässt sich sehr stabil planen“, erklärt Ulf Büschking, Head of Intermodal & Logistics bei MSC.
Wöchentlich bis zu fünf Nordzüge
Der Zug nach Triest ist nicht der einzige, der das Terminal von BSH verlässt. Wöchentlich fahren von Giengen aus drei bis fünf Nordzüge nach Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven sowie zwei Züge in die Türkei.
Güteraufkommen steigt
Vor einigen Jahren lag das Verhältnis Schiene/Lkw im Export bei BSH noch bei 50 : 50. Inzwischen hat sich das Verhältnis auf 60 : 40 zugunsten der Schiene verändert. Diesen Weg möchte BSH weitergehen. Auch deshalb, weil das Güteraufkommen im Terminal seit Inbetriebnahme im Jahr 2008 ständig steigt. So wurden im Jahr 2008 noch 5.800 TEU abgewickelt, 2012 schon 30.200 Container und 2017 dann 41.500 Einheiten.
Gibt es auch bei Inlandstransporten noch Möglichkeiten, mehr Güter auf die Schiene zu verlagern? „Eher nicht. Die Zeitrestriktionen sind zu eng“, erklärt Andreas Tonke, Director Transport Management bei BSH. „Dennoch sind erste Tests bereits im Gange.“