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Frauen in der Logistik Motivation ist Gold wert

Geodis, Fotolia

Frauen sind sowohl im gewerblichen Bereich als auch in den Führungspositionen der Logistik rar gesät. Warum Unternehmen dies ändern sollten, sagt Kathleen Rehbein, Personalverantwortliche bei Geodis Nordeuropa.

Der Fachkräftemangel nimmt zu. Unternehmen sind daher gut beraten, das Potenzial an weiblichen Mitarbeitern besser auszunützen. Doch noch immer sind Frauen in den Führungszirkeln der Transport- und Logistikbranche die Minderheit – wenngleich ihre Zahl seit Jahren zunimmt. Ein Unternehmen, das an dieser Stelle exemplarisch steht, ist Geodis.
Der französische Logistikkonzern hat nicht nur mit Marie-Christine Lombard seit 2012 die erste Generaldirektorin in seiner Firmengeschichte. Die Geschäftsführung von Geodis Logistics Deutschland liegt seit 2004 in den Händen von Andrea Metzger, die seit Jahresende 2013 auch die Konzern-Verantwortung für die Region Nordeuropa übernommen hat. Nebenbei bemerkt – für den Job gab es auch männliche Mitbewerber. »Inzwischen besteht rund ein Drittel unserer Belegschaft aus Frauen«, sagt Kathleen Rehbein, Director Human Resources bei Geodis Logistics für die Region Nordeuropa.

Hauptsäule ist die Ausbildung zur Kauffrau für Spedition- und Logistikdienstleistungen

Hauptsäule der weiblichen Beschäftigung in der Logistik ist demnach weiter die Ausbildung zur Kauffrau für Spedi­tion und Logistikdienstleistung. "In diesem Bereich bilden die jungen Frauen bereits ein Drittel der Jahrgänge", sagt Rehbein. Grund: Die Logistik sei auch als Arbeitgeber auf dem Vormarsch – "da sind wir als Dienstleister mindestens so attraktiv wie die Industrie."

Während das Interesse vor allem an Jobs im administrativen Bereich groß ist, sind die Nachfragen etwa für eine Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik oder Fachlageristin laut Rehbein bedauerlicher­weise noch gering – aber immerhin mit steigender Tendenz. "Das kommt bei Geodis auch ganz auf den Standort und die dortigen Warenbestände an." Das Handling großvolumiger, schwerer Artikel werde naturgemäß vorwiegend durch männliche Mitarbeiter ausgeführt, so zum Beispiel an Standorten, die schwere Maschinenteile für Industrieanlagen beherbergen, wohingegen Kleinteiliges durchaus einen hohen Frauenanteil im Lagerbereich erlaube.

Teilnahme an der Aktion Girls' Day

Das Interesse für diese Tätigkeit versucht Geodis durch die Teilnahme an der Aktion Girls’ Day zu wecken, bei dem vor allem Mädchen ab der fünften Klasse an bisher typische Männerberufe herangeführt werden. "So können wir tatsächlich auch die Aufmerksamkeit bereits während der Schulzeit wecken." Dies mit Erfolg, wie eine Auszubildende im Lager in Nieder-Olm zeigt.

Noch sind Frauen in Führungspositionen – wie als Niederlassungsleiterinnen – rar gesät. Aber die Personalverantwortliche ist sich sicher, dass die sukzessive Durchdringung der Logistik durch Frauen sich in wenigen Jahren auch auf die Management-Ebene durchschlägt. "Diese Positionen bedürfen einer gewissen Berufserfahrung – aber weibliche Mitarbeiter kommen nach und werden auch operative Führungspositionen belegen."

Positionierung als Führungskraft ist nicht einfach

Rehbein hofft, dass die Frauen den Weg an die Spitze finden – und sich nicht vor Erreichen ihres Ziels zurückziehen. "Eine Positionierung als Führungskraft ist erfahrungsgemäß nicht immer einfach, schon gar nicht als Frau."

Nach Angaben der Bundesvereinigung Logistik (BVL) gibt es keine belegbaren Zahlen für den Anteil  weiblicher Beschäftigter in der Logistik. Betrachte man aber die ziemlich repräsentativ zusammengesetzte Gruppe der Regionalgruppensprecher der BVL als Indikator, so gebe es unter den Sprechern der berufstätigen Regionalgruppen einen Frauenanteil von sieben Prozent. Unter den Sprechern der studentischen Regionalgruppen haben die Frauen sogar einen Anteil von 40 Prozent.  Die BVL verweist zudem auf die Analyse "Frauen in Führungspositionen" (Autorin: Laura Anthes) des Informationsdienstes Hoppenstedt, wonach der Frauenanteil in den Führungsetagen der bei Hoppenstedt aufgeführten Unternehmen aus dem Bereich Logistik durchschnittlich bei 20 Prozent liegt.
Bei Geodis finden sich seit Jahren bereits zahlreiche Frauen in Leitungsfunktionen, vor allem in administrativen Support-Funktionen wie Controlling oder Versicherung oder auch Personal. Rehbein ist studierte Juristin und arbeitet seit zehn Jahren bei dem Logistiker, mit einer nur achtwöchigen Unterbrechung nach der Geburt ihres Kindes 2007. »Kind und Karriere funktionieren sehr gut – wenn das Unternehmen mitzieht und die Mitarbeiterin unterstützt«, sagt Rehbein. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei daher ein großer Hebel, um Fachkräfte zu halten und anzuziehen.

Familie und Beruf unter einen Hut bringen

Als Personalverantwortliche kann sie diese Politik im Unternehmen auch umsetzen. So werden Mütter durch verschiedene Arbeitszeitmodelle sowie durch die notwendige IT bei der Rückkehr in den Beruf unterstützt. Telefonkonferenzen und andere Termine werden so geplant, dass es für Mutter, Kind und Arbeitsstellen zumutbar ist.  Übrigens gilt das Konzept für beide Elternteile. Und auch die Pflegezeit für Angehörige zählt mit zu diesem Konzept.

Natürlich bedarf dies einen höheren Kommunikationsaufwand innerhalb der jeweiligen Abteilung. Aber der Gegenposten ist nach den Erfahrungen der Personalleiterin viel höher: "Die Motivation der Mitarbeiter ist der Treiber des Unternehmenserfolgs. Was man also als Unternehmen in dieser Hinsicht investiert, wird durchweg zurückgezahlt."

Geodis Women Network

Laut Rehbein sind neben der Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses auch themenbezogene Traningseinheiten förderlich dabei, weibliche Mitarbeiter beim Vorankommen im Job zu unterstützen. Seit Jahresanfang gibt es etwa das Geodis Women Network. In dem internationalen Netzwerk, in dem sich die Auszubildende neben der Geschäftsführerin findet, geht es laut Rehbein neben der Fortbildung auch um den Erfahrungsaustausch sowie das Kennenlernen, etwa über eine IT-gestützte Plattform und regelmäßige Treffen.

Die Fähigkeit der Frauen, Kontakte zu knüpfen, bezeichnet Rehbein als eine der "herausragenden weiblichen Eigenschaften". Zu den weiteren vorteilhaften, "typisch weiblichen" Fertigkeiten zählt demnach auch, dass Frauen in der Lage sind, vorbehaltlos Probleme von allen Seiten aus zu betrachten und sämtliche Aspekte einzubeziehen. Von wegen fehlende Entscheidungsbereitschaft: "Entscheidungen werden auf verschiedene Grundlagen gestellt und alle Fakten berücksichtigt – ich halte das für eher gewinnbringend als nachteilig." Zudem seien Frauen in der Lage, eine sowohl produktive als auch gemeinschaftliche Arbeits­atmosphäre zu schaffen.

Balance hinsichtlich der Geschlechter und der Naturlle anstreben

Aus ihrer Sicht empfiehlt sie Unternehmen, die Balance hinsichtlich der Geschlechter und der Naturelle anzustreben.  Wenn eine Mischung von verschiedenen Eigenschaften vorhanden sei, werde dies die höchste Leistung bringen, ist sie sicher. Etwas anderes könne sich der Arbeitsmarkt schon aus demografischer Sicht nicht mehr länger erlauben.


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