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Finanzierung des Fuhrparks Speditionen kaufen weiterhin gerne Lkw

Eugen Jung, Zulassungsbescheinigung, Lkw Foto: Jan Bergrath

Kauf, Leasing oder Finanzierung des Fuhrparks? Bei dieser Frage gibt es unterschiedliche Meinungen.

Die von Harald Neumann, Geschäftsführer der Spedition Jung aus Kassel, ist eindeutig: „Wir kaufen unsere Lkw aus Eigenmitteln, weil das für uns die betriebswirtschaftlich günstigste Variante ist. Bei den derzeitigen Negativzinsen könnten wir Neuanschaffungen auch finanzieren. Doch dann sind wir erst nach der Finanzierung die Eigentümer am Fahrzeug.“ Und das Eigentum an den Lkw ist der Spedition Jung sehr wichtig. Zudem ist Neumann davon überzeugt, dass die Niedrigzinsphase nicht mehr lange anhalten wird.

Eine andere Meinung vertritt Spediteur Alexander Schuon aus Haiterbach: „Wir leasen einen Teil unseres Fuhrparks, weil wir dann beim Weiterverkauf der Lkw kein Restwertrisiko haben. Wenn der Gesetzgeber eine neue Euro-Norm einführt, entfällt beim Leasing zudem das Marktwertrisiko der Fahrzeuge." Außerdem führt Schuon ein weiteres Argument pro Leasing ins Feld. Bei einigen Angeboten sind etwa Reparaturen bereits in den Leasingraten enthalten.

Gewinn und Abschreibung

Sollen ein oder mehrere Lkw beschafft werden, stellt sich grundsätzlich die Frage: Welche Folgen ergeben sich daraus für die Bilanzen und den Gewinn? So gilt bei einer Finanzierung: Kreditzinsen sind handels- und steuerrechtlich Aufwendungen und als Betriebsausgaben absetzbar. Gleiches gilt für die jährlichen Abschreibungen. Beide Posten vermindern den zu versteuernden Gewinn. Während das Handelsrecht (HGB) auch eine degressive Abschreibung erlaubt, ist steuerrechtlich seit Ende 2010 für bewegliche Wirtschaftsgüter, also auch Lkw, nur noch die lineare Abschreibung gemäß § 7 Abs. 1 Einkommensteuergesetz (EStG) zulässig. Für kleine und mittlere Unternehmen können die Sonderabschreibungen des § 7g Abs. 5 EStG interessant sein.

Wird der Lkw wieder veräußert, fällt ein Veräußerungsgewinn an. Dieser ist definiert als Erlös minus Restbuchwert und ebenfalls zu versteuern. Mit der Kreditaufnahme verschlechtert sich die Eigenkapitalquote – und damit auch das Rating. Das ist bei einer Leasingfinanzierung nicht der Fall. Mit Leasing können sich kreditsuchende Unternehmen ein gutes Rating verschaffen, was für eine günstige Kapitalbeschaffung wichtig ist.

Weniger Steuern zahlen

Ein weiterer wichtiger Punkt: Bei Leasingfinanzierungen verbleibt der Leasing-Lkw zivilrechtlich im Eigentum der Leasinggesellschaft. Das heißt auch, er erscheint beim Spediteur nicht in der Bilanz. Dies hat allerdings den Nachteil, dass die Leasinggesellschaft den Lkw bei Zahlungsschwierigkeiten der Spedition wieder vom Hof holen kann. Der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) erklärt dazu auf Anfrage von trans aktuell: „Grundsätzlich wird im Leasingvertrag festgehalten, dass die Leasinggesellschaft bei Zahlungsverzug des Leasing-Nehmers ein fristloses Kündigungsrecht hat.“

Leasing mit fristloser Kündigung

Laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB), § 543 Abs. 2 Nr. 3, müssen dies mindestens zwei aufeinanderfolgende Monatsraten sein. Vor der Kündigung erfolgt in der Regel eine Mahnung. Nach der fristlosen Kündigung kann die Leasinggesellschaft der Spedition den Lkw dann allerdings wegnehmen. „Das ist die Rechtslage“, betont der BDL. „Natürlich versuchen Leasinggesellschaften in Abstimmung mit dem Kunden, eine solche Situation zu vermeiden.“

Wichtig zu wissen ist auch, dass Leasingraten als Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung erscheinen und den Gewinn mindern. Daraus wiederum folgt eine niedrigere Einkommensteuer oder Körperschaftsteuer, je nach Rechtsform. Auf die Gewerbesteuer trifft dies nicht voll zu. Hier bewirken die Hinzurechnungen gemäß § 8 GewStG (Gewerbesteuergesetz) eine höhere Bemessungsgrundlage.

Basel 2 und 3 erschweren Kreditvergabe

Als Faustregel gilt: Leasing kann für kleine und mittelständische Speditionen mit dünnerer Kapitaldecke interessant sein, bei denen die Banken mit Krediten knausern. Denn Leasingfinanzierungen sind nicht von den Vorschriften Basel 2 und 3 zur Bankenregulierung betroffen. Diese können den Banken bekanntlich die Kreditvergabe erschweren.

Auf welchem Weg schaffen sich Speditionen ihre Lkw hauptsächlich an? „Bei Daimler Trucks werden rund die Hälfte der Trucks geleast oder finanziert“, teilt der Lkw-Hersteller auf Anfrage von trans aktuell mit. Und: „Leasing und Finanzierung teilen sich wiederum etwa hälftig auf.“ Bei den Finanzierungen wiederum gibt es eine ganze Bandbreite von Angeboten. Beispielsweise die Schlussraten-Finanzierung mit niedrigen monatlichen Raten, dafür mit einer höheren Schlussrate am Vertragsende. Oder die Saisonsraten-Finanzierung mit finanzieller Flexibilität abhängig von der Geschäftslage. Hierbei ist die monatliche Rate abhängig von der Auftragslage und kann an saisonale Schwankungen des Geschäfts angepasst werden.

E-Lkw im Startmodus

Iveco registriert eine deutliche Präferenz fürs Leasen in der Kundschaft, besonders wenn es um Sattelzugmaschinen im Fernverkehr geht. „Je größer die Firma, desto unverrückbarer der Wunsch nach Überlassung auf Zeit“, erklärt Iveco gegenüber trans aktuell. Der Kauf von Lkw sei dagegen eher im Baugewerbe die Regel, beobachtet Iveco.

Iveco erlaubt sich momentan nur einen bestimmten Bestand an Rückläufern oder Gebrauchten. „Andernfalls hätten wir eine nicht vertretbar hohe Kapitalbindung im Gebrauchtwagenstock“, erklärt der Lkw-Hersteller. Laut Iveco handhabt dies inzwischen jeder Hersteller so, weil sich die mittlerweile sehr komplexe Abgasreinigungstechnik nicht überall hin verkaufen lässt. Demnach können diese Systeme in einigen Gebrauchtwagenmärkten nicht gewartet werden. Zum anderen stelle die Abgasreinigungstechnik hohe Anforderungen an die Kraftstoffqualität, erklärt Iveco. „Im Moment haben wir den Zufluss in die Pipeline der Gebrauchten zugemacht.“

Alternative Antriebe

Mit Blick auf die strengeren Abgaswerte lohnt auch ein Blick auf die alternativen Antriebe. Doch die Vermietung von beispielsweise E-Lkw steckt noch in den Anfangsschuhen. Einer der wenigen Akteure am Markt ist der Truckvermieter BFS, ein Tochterunternehmen von Stegmaier Nutzfahrzeuge in Kirchberg. Das Unternehmen vermietet zum Beispiel Zugmaschinen, Sattelauflieger oder Kipper. Als erster Truckvermieter begann BFS im Herbst 2017 damit, E-Lkw zu vermieten. Die mehr als 70 BFS-Partnerwerkstätten in Deutschland bekamen Ladestationen für E-Fahrzeuge auf ihrem jeweiligen Betriebsgelände. Zudem hat BFS für seine Partner ein Hochvolt-Schulungsprogramm ins Leben gerufen. Zu den Schulungsinhalten zählt Wissen im Umgang mit Hochvolt ebenso wie über die herstellereigene Technik.

Miet-Konditionen

Wie sind die Miet-Konditionen der E-Lkw bei BFS? Dazu möchte sich das Unternehmen derzeit nicht weiter äußern. „Vieles ist noch im Fluss und ändert sich schnell. Das gilt für Konditionen und technische Daten, sodass wir dazu keine näheren Angaben machen“, betont BFS auf Anfrage von trans aktuell. Vielmehr ist es BFS wichtig, Erfahrungen mit E-Lkw zu sammeln und die Elektromobilität im Praxiseinsatz zu erproben.

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Jan Bergrath Jan Bergrath Journalist
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