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Elflein in Bamberg Grüne Zukunft

Elflein in Bamberg, Elflein, Transport, Logistik Foto: © Jan Bergrath 13 Bilder

Transport als Mannschaftsleistung – Elflein in Bamberg setzt auf den Teamgedanken und nimmt am Feldversuch mit Lang-Lkw teil.

Die Diskrepanz zwischen politisch motivierten Entscheidungen und ökologisch sinnvollen Lösungen zeigt sich jeden Tag gegen Mittag auf dem Hof der Spedition Elflein im Hafen von Bamberg. Waldemar Schmidt kommt als Erster aufs Gelände. Vor etwas über vier Stunden ist er mit dem ersten Lang-Lkw der Spedition bei einem Zulieferer für Mercedes-Benz in Bautzen losgefahren: eine Wechselbrücke auf dem Actros 25.45, ein Dolly mit einer Sattelplatte, darauf ein Megatrailer als Anhänger. Doch ins Werk nach Sindelfingen kommt Schmidt mit diesem Lkw nie. Denn die rot-grüne Landesregierung von Baden-Württemberg möchte keine "Monstertrucks" oder "Gigaliner", wie die Gegner des eigentlich bundesweit vorgesehenen Feldversuchs noch immer polemisieren, auf den Autobahnen. Und so musste Geschäftsführer Rüdiger Elflein, 36, der den Lang-Lkw im September auf die Straße brachte, um Touren zu sparen und die Umwelt zu schonen, von Beginn an improvisieren. Seine Lösung gegen den Stuttgarter Starrsinn heißt Teamwork.

"Mir macht der Job Spaß"

Schmidts Kollege Vadim Becker kommt fast zeitgleich zur Arbeit, seine Frau bringt ihn mit dem Pkw. Während die beiden Fahrer zusammen den Lang-Lkw auseinanderkoppeln, treffen die beiden anderen Lastzüge ein, die den Linienverkehr vollenden. Lothar Schug hat im Werk mit seinem Sattelzug Leergut für Bautzen geladen, Hartmut Dietz zwei Wechselbrücken. Eine bis anderthalb Stunden haben die vier Fahrer Zeit, die Transporteinheiten zu tauschen. Dann fährt Becker mit dem Leergut nach Bautzen und Schugs Kopilot bringt den Auflieger ins Werk. Nur der Wechselbrückenzug macht eine andere Tour, bis der Lang-Lkw gegen Mitternacht wieder zurückkommt. "Dann erst habe ich wieder eine komplette Ladung, um meine gut dreieinhalb Stunden ins Werk zu fahren", sagt Dietz. "Mir macht der Job Spaß, denn ich bin regelmäßig zu Hause und habe ein topmodernes Fahrzeug."

Um jährlich rund 82 Tonnen CO2 entlastet der Lang-Lkw mit dem Euro-6-Motor die Umwelt bei zehn Rundläufen Bamberg-Bautzen pro Woche, hat Elflein errechnet. Dürfte er bis Sindelfingen durchfahren, kämen weitere 35 Tonnen Einsparung hinzu. Seit Ende Februar ist daher ein zweiter Lang-Lkw für einen süddeutschen Automobilhersteller zwischen Treuen bei Plauen und Regensburg unterwegs. Ein dritter soll ab Mai zum Einsatz kommen. Doch auch ohne die Lang-Lkw hat Elflein durch den konsequenten Einsatz von Euro-6-Lkw seine Umweltziele für 2012 bereits erreicht. Stolz präsentiert er sie auf der Firmenhomepage: eine Senkung des CO2-Ausstoßes um acht Prozent für die gesamte Flotte. Über den Zeitraum von zwei Jahren hinweg bedeutet dies eine Verbrauchssenkung von zwölf Prozent oder 1.250 Tonnen, heißt es. Großen Anteil daran haben die neuen Actros von Mercedes-Benz. "Unsere ersten Lkw haben bereits rund 300.000 Kilometer zurückgelegt", so Elflein. "Sie sind auf vergleichbaren Touren zwischen drei und fünf Prozent sparsamer als der Euro 5. Wir werden unsere Flotte deshalb kontinuierlich erneuern."

Für eine Waschanlage reicht der Raum nicht

Elflein studierte BWL und Logistik, arbeitete aber zunächst extern, bevor er 2007 als Prokurist ins Familienunternehmen zurückkam und dessen Wachstum stark vorantrieb. Langsam wird es eng auf dem altehrwürdigen Firmengelände in einer Sackgasse parallel zum Main-Donau-Kanal. Schon die eigene Werkstatt widerspricht optisch den schicken Neufahrzeugen. Für eine Waschanlage reicht der beengte Raum nicht mehr. Fahrer säubern die Lkw per Dampfstrahler oder nutzen die Anlage auf dem benachbarten Gelände der Spedition Dümler, die zusammen mit Herbst und Elflein die Kooperation HDE bilden. Diese wickelt Transporte für eine Papierfabrik in Eltmann ab.

In einem zweistöckigen Containerbüro sitzt unten die  fünfköpfige Disposition, oben die Fuhrparkleitung. Senior Lothar Hubert, 62, ist seit über 30 Jahren im Unternehmen. Seine beiden Assistenten sind ehemalige Fahrer, die sich innerbetrieblich für die neue Position empfohlen haben: Ronny Walter,32, verantwortet den Bereich Technik. Er ist als Lang-Lkw-Beauftragter neben dem Kontakt zu den Herstellern auch für die Kommunikation mit der BASt zuständig, die den Feldversuch überwacht. "Es ist schon sehr interessant, was da alles gemessen wird", lächelt Walter, "sogar eine Psychologin hat unsere beiden Fahrer begleitet. Das fanden wir alle etwas übertrieben, denn keiner aus unserem Team der geschulten sechs Fahrer, die am Standort Bamberg den Lang-Lkw fahren dürfen, hat mit dem Fahrzeug Probleme. Allerdings sind wir erleichtert, dass die Null-Punkte-Regelung vom Tisch ist. Es gibt kaum einen Lkw-Fahrer, der nicht den einen oder anderen Punkt in Flensburg hat."

Fahrer sollen sich beborgen fühlen

Stefan Reich, 32, der demnächst eine Ausbildung zum Kraftverkehrsmeister absolviert, ist seit drei Jahren auch der Ansprechpartner in kritischen Personalfragen. "Am Anfang war für mich der Wechsel auf die andere Seite nicht leicht. Heute kommen die Fahrer zu mir, die persönliche oder familiäre Sorgen haben. Dann versuchen wir zunächst, in einem lockeren persönlichen Gespräch eine Lösung zu finden. Denn uns sind die Fahrer nicht gleichgültig, im Gegenteil, sie sollen sich bei uns geborgen fühlen."

Über einen direkten Fahrermangel kann sich Elflein wie viele gut organisierte Unternehmen, die regelmäßig junge Fahrer ausbilden und das Stammpersonal leistungsgerecht bezahlen, nicht beklagen. Aber zuverlässige Mitarbeiter sind im Rahmen des Wachstums immer gesucht. Sie können zwischen Linienverkehren in Tag- und Nachtschicht als Team auf einem Zug oder klassischem Fernverkehr wählen. Fahrerwechsel innerhalb der Kooperation HDE sind nicht möglich – es würde Unruhe bringen. "Der Lohnunterschied ist marginal", sagt Reich. "Aus der Zeit, in der ich jetzt bei Elflein bin, kann ich nur bestätigen, dass wir sichere Arbeitsplätze bieten."

Wirtschaftliches Fahren hat einen hohen Stellenwert

Neueinsteiger fahren zunächst bei einem der vier Fahrertrainer wie Michael Schlegel mit. Der Grundlohn, der je nach Aufgabenbereich variiert, wird um ein Prämiensystem aus Fleetboard-Note, Fahrzeugpflege, Schadensquote und Anwesenheit ergänzt. Die kostenneutrale interne Schulung der BKF-Module übernimmt die Bamberger Logistik Akademie (BLA) die wiederum alle etwa 1.000 Fahrer aus der Kooperation HDE schult. "Für jedes Modul haben auch unsere Fahrer zwei Samstagstermine zur Wahl", so Reich, der selbst das Profi-Training bei Mercedes-Benz absolviert hat. "Wirtschaftliches Fahren hat bei uns selbstverständlich einen hohen Stellenwert."

Fakten und Zahlen

Anschrift

Elflein Spedition & Transport GmbH

Regnitzstraße 18b

96052 Bamberg

Telefon: 09 51/9 66 80-0

www.elflein.de

Gründungsjahr

1932

Unternehmensgröße

Mittelständisches Transport- und Logistikunternehmen mit Niederlassungen in Leipzig, Oelsnitz und Bor (CZ) sowie einem Logistiklager in Sindelfingen

Umsatz

35 Millionen Euro

Schwerpunkt

Automotivetransporte, Papiertransporte (in der Kooperation HDE der Speditionen Herbst, Dümler, Elflein), Lebensmitteldistribution, Sequenzlager in Sindelfingen

Beschäftigte

350 Mitarbeiter an allen Standorten

Fahrer

120 in Bamberg, insgesamt 240 in Deutschland, 
19 in Tschechien

Fuhrpark

Jumbozüge, Paperliner, Schubbodenzüge, Kühlfahrzeuge, derzeit 2 Lang-Lkw. 180 ziehende Einheiten, davon 41 neue Mercedes-Benz Actros Euro 6, Leistungsklasse 450 bis 460 PS, 85 Prozent von Mercedes-Benz, 15 Prozent DAF, MAN, Volvo und in naher Zukunft Scania. Alle Neufahrzeuge nur noch Euro 6. Im Fernverkehr Soloausstattung, Standklimaanlage und Sicherheitspaket ab Werk. Gezogene Einheiten von Kögel, Krone, Schwarzmüller, Schmitz, Wecon und Kotschenreuther

Eigene Werkstatt

Sechs Mitarbeiter

Einsatzbereich der Fahrer

Linienverkehre mit täglicher Heimkehr, Touren in der Filialbelieferung bis zu Ferntouren in Deutschland sowie Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich und 
Österreich

Fahrleistung der Lkw

ca. 280.000 km/Jahr im Linienverkehr (Tag- und Nachtschicht), ca. 150.000 km/Jahr im Fernverkehr

Offene Stellen

Weiterhin zuverlässige Fahrer für die Standorte gesucht

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