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Dumpingvorwurf in Dänemark Skandal um Kurt Beier Transport

Kurt Beier Transport Foto: Jan Bergrath

Immer mehr Fahrer aus Drittstaaten arbeiten für europäische Transportunternehmen. Die dänische Gewerkschaft 3 F hat die verheerenden Arbeitsbedingungen bei einem der größten dänischen Transportunternehmen aufgedeckt.

Über fünf Jahre ist es her, als das lettische Transportunternehmen Dinotrans durch den Einsatz von philippinischen Lkw-Fahrern in die Schlagzeilen geriet und eine Protestwelle auslöste. Die Europäische Transportarbeiter Föderation, ETF, kümmert sich seither um das Thema des zunehmenden Sozialdumpings, dass sich aber bald vor allem auf die Fahrer aus Südosteuropa konzentrierte. Nun bringt ein Skandal um das dänische Transportunternehmen Kurt Beier A/S aus Padborg schlagartig der Vorwurf von mutmaßlich ausgebeuteten Fahrern von den Philippinen wieder ins Licht. Die dänische Gewerkschaft 3 F hat nun erschreckende Bilder veröffentlicht, die drei bei Beier beschäftigte philippinische Fahrer in ihrer Not gemacht haben.

Demnach hausten diese unter offensichtlich unsäglichen Umständen in Baracken und Containern des komplett eingezäunten Geländes des Frachtführers in Padborg. Das Center gegen Menschenhandel in Dänemark, das sich um die 26 meist philippinischen Fahrer des geräumten Padborger Lagers gekümmert hat, hatte laut Medienberichten Anfang November Kontakt zu einem Lager in Ense östlich von Dortmund aufgenommen, wo 24 philippinische Fahrer in einer ähnlichen Situation waren. Selbst im philippinischen Fernsehen wurde der Skandal veröffentlicht.

Verstöße gegen die Menschenrechte?

Laut der dänischen Tageszeitung Nordschleswiger, die den Skandal um das zwischenzeitlich geschlossene Lager kontinuierlich verfolgt, sollen in Dänemark und anderen Standorten etwa in den Niederlanden mögliche Verstöße gegen Menschrechte geprüft werden. Mit schriftlich zugesagten Löhnen von 713 Dollar und 1.060 Dollar Spesen pro Monat, wie 3 F veröffentlich hat, sowie zugesagter freier Unterkunft und medizinischer Versorgung sollen rund 200 Fahrer über eine Arbeitsvermittlung in Manila angelockt und offiziell über eine Kurt Beier Niederlassung in Osteuropa eingestellt, faktisch aber wohl von Dänemark aus beschäftigt sein. Viele Lkw waren auf den Touren etwa nach Italien mit zwei Mann unterwegs. Laut Medienberichten haben sich bereits namhafte Kunden von Kurt Beier distanziert. Gegenüber Eurotransport.de wollte sich das Unternehmen in der genannten Frist nicht äußern.

Immer mehr Fahrer aus Drittstaaten

Laut 3 F, die sich auf offizielle Zahlen der EU-Kommission berufen, hat die Zahl der LKW-Fahrer aus Drittstaaten in der Europäischen Union von 28.095 im Jahre 2012 auf 108.233 im Jahr 2017 extrem zugenommen. Das ist eine Folge des internationalen Fahrermangels, von dem auch die Flotten in Osteuropa betroffen sind. Immer mehr Fahrer aus Osteuropa arbeiten mittlerweile sozialversicherungspflichtig im Westen, in Deutschland sind es laut einer Marktbeobachtung des Bundesamtes für Güterverkehr, BAG, mittlerweile über 16 Prozent. Tendenz steigend. Die Lücken an heimischen Fahrern füllen auch große Firmen wie Girteka (Litauen) und Hegelmann (Deutschland) an den osteuropäischen Standorten etwa mit Fahrern aus der Ukraine.

Arbeitspapiere über Polen

Wie der Berliner Tagesspiegel bereits Anfang Oktober berichtete, sollen Fahrer aus Drittstaaten vor allem über die polnische Aufsichtsbehörde für den Straßentransport in Warschau ohne größere Kontrollen sehr leicht an die notwendigen Arbeitspapiere kommen. Die Nachfrage nach den Dokumenten sei regelrecht explodiert. Bis 2013 wurden rund 5.000 solcher Testate pro Jahr ausgestellt. 2017 erteilte die Behörde dann bereits für 65.000 Fahrer aus Nicht-EU-Ländern eine Erlaubnis. Im ersten Halbjahr 2018 ergingen sogar schon 53.000 neue Zulassungen für EU-Einwanderer am Lenkrad, darunter mehr als 20.000 aus der Ukraine.

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