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Desinformation der Ölkonzerne? Grüne Floskeln – wenig Investitionen

Foto: Thomas Küppers, Montage: Florence Frieser

Öl-Konzerne verbreiten offenbar mit viel Aufwand grüne Werbung über sich und investieren wenig in Nachhaltigkeit, zeigt eine Studie. Die Plattform Energywatch spricht von „Klima-Desinformation der Öl-Riesen“.

BP, Shell, Chevron, ExxonMobil, and TotalEnergies geben offenbar jedes Jahr systematisch hunderte Millionen Dollar aus, um sich in Bezug auf den Klimanotstand als positiv und vorausschauend handelnd darzustellen. „Dies steht im Widerspruch zu den Investitionsplänen der Unternehmen für ihr Geschäft“, schreibt die unabhängige Londoner Denkfabrik InfluenceMap (IM). Denn nur zwölf Prozent des Investitionsbudgets der fünf Öl-Multis seien 2022 für „kohlenstoffarme Aktivitäten“ vorgesehen. IM hat die öffentliche Kommunikation, die Geschäftstätigkeit und das politische Engagement der Konzerne in Nordamerika und Europa analysiert.

Fossil wird zu CO2-arm

Darüber hinaus würden einige dieser "kohlenstoffarmen Aktivitäten" wohl Investitionen in fossile Brennstoffe beinhalten, da sowohl TotalEnergies als auch Shell Investitionen in fossile Brennstoffe in ihre kohlenstoffarmen Prognosen einbeziehen. Infolgedessen stellt der Bericht fest: "Es ist daher wahrscheinlich, dass die Ungleichheit bei den Ausgaben für Investitionen in fossile Brennstoffe im Vergleich zu emissionsfreien Technologien sogar noch größer ist" als öffentlich bekannt gegeben.

Diskrepanz zwischen Schein und Sein

Es gebe eine systematische Diskrepanz zwischen den Geschäftsmodellen der Unternehmen und deren Darstellung in der Öffentlichkeit. Die Untersuchung zeigt, dass 60 Prozent der 3.421 Veröffentlichungen der Unternehmen im Jahr 2021 mindestens eine grüne Behauptung enthielten, Aussagen zur Förderung von Öl oder Gas kamen nur in 23 Prozent der Mitteilungen vor. Die Analyse lege nahe, dass die Unternehmen jedes Jahr nach konservativer Schätzung insgesamt 750 Millionen Dollar (entspricht in etwa Euro) für Kommunikation mit Klimabezug ausgeben, so IM.

Grüne Behauptungen zu LNG

Die beliebteste Art von grüner Behauptung bezog sich auf die Beteiligung der Unternehmen an der Umstellung auf einen sauberen Energiemix oder die Förderung fossiler Rohstoffe als Klimalösung. Dazu gehörten auch Diskussionen über vermeintlich CO2-neutrales LNG. Die Verlautbarungen stimmten nicht mit den politischen Aktivitäten der Unternehmen und ihrer Industrieverbände zum Klimawandel überein, betont InfluenceMap. Mehrere Unternehmen planten zwischen 2021 und 2026 eine Steigerung der Öl- und Gasproduktion.

Ausweitung der Öl- und Gasproduktion

"Die großen Öl- und Gasunternehmen der Welt investieren viel Zeit und Geld, um ihre 'grüne' Glaubwürdigkeit zu betonen, während ihre Geschäftsinvestitionen und Lobbying-Aktivitäten eine ganz andere Geschichte erzählen", sagt IM-Programmmanagerin Faye Holder. "Diese Unternehmen reden über die Reduzierung von Emissionen und die Umstellung des Energiemixes, aber gleichzeitiginvestieren sie weiterhin massiv in neue fossile Brennstoffe."

In Europa ist das Narrativ die Energiewende

Dabei unterscheiden sich die fünf durchaus: 70 Prozent der öffentlichen Botschaften von Shell enthielten mindestens eine "grüne" Aussage, verglichen mit 49 Prozent der Botschaften von Chevron. Die drei in Europa ansässigen Konzerne Shell, BP und TotalEnergies konzentrieren sich offenbar mehr auf Aussagen zur Energiewende als ihre Konkurrenten in den USA. "Sie präsentieren sich also als breit aufgestellte Energieunternehmen", so das Fazit von InfluenceMap.

Aktiv gegen Pariser Abkommen

Das Ziel der Internationalen Energieagentur, bis 2050 keine Emissionen mehr zu verursachen, decke sich nicht mit der prognostizierten Ölproduktion der Giganten. Gleichzeitig stellt InfluenceMap fest, dass keines der Unternehmen sein klimapolitisches Engagement an den Zielen des Pariser Abkommens ausgerichtet hat und weltweit ein dichtes und globales Netzwerk von Industrieverbänden unterhält, die sich sehr aktiv gegen eine an Paris ausgerichtete Klimapolitik einsetzen.

Gegen schärfere Klimagesetze

„Die Ergebnisse werfen ernsthafte und anhaltende Fragen für die Regulierungsbehörden und die Aktionäre der Unternehmen sowie für PR- und Werbeagenturen, Medien und Social-Media-Plattformen auf, die mit den Unternehmen zusammenarbeiten“, betonen die Autoren der Untersuchung. TotalEnergies ausgenommen, sind alle Unternehmen Mitglieder des American Petroleum Institute (API). Die Industrielobbygruppe hat sich vehement gegen eine Verschärfung der Klimagesetze ausgesprochen.

Wie die Financial Times berichtet, war eine vom API gegründete und finanzierte Gruppe namens Energy Citizens in den letzten 30 Tagen ein Top-Werbekunde in den sozialen Medien. Es seien mehr 350.000 Dollar für Anzeigen im Sinne der fossilen Industrie ausgegeben worden.

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