DB Cargo nutzt die von der Politik eingerichteten Vorrang-Korridore für Kohletransporte von Hafen Rotterdam nach Deutschland auf der Schiene. Was es damit auf sich hat.
Die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise erfordert teils ungewollte Maßnahmen: Eine davon ist sicherlich der Transport von Steinkohle aus Übersee, um den Energieträger dann in Kohlekraftwerken zu verstromen, also zu verfeuern. Warum bei DB Cargo aktuell Kohle Vorrang und was die Politik im Vorfeld für Maßnahmen ergriffen hat.
Vom Hafen Rotterdam zum Kraftwerk Bexbach
Der Startschuss ist gefallen: Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, bringt DB Cargo ab sofort Steinkohle vom Hafen Rotterdam für den Kraftwerksbetreiber Steag Kohle per Güterzug ins Saarland. Ziel ist das Kraftwerk Bexbach bei Neunkirchen. Das ist nach Aussage des Bahn-Konzerns eines der ersten Großkraftwerke, welches von den neuen „Prioritätskorridoren“ für versorgungsrelevante Güterzüge profitiert. „Die DB nimmt die Verantwortung für die Energieversorgung in Deutschland an. Wir fahren so gut, so schnell und so viel wie möglich. Die Versorgung der Kraftwerke mit Steinkohle, das ist — wie so vieles derzeit — eine neue Herausforderung, die vor einigen Monaten nicht abzusehen war“, sagte DB-Cargo-Vorstandschefin Dr. Sigrid Nikutta bei einem Vor-Ort-Termin in Bexbach.
Politik schafft „Prioritätskorridore“
Bereits im Vorfeld hatte die Politik dazu die sogenannten „Prioritätskorridore“ eingerichtet. Dabei handelt es sich um festgelegte Transportrouten, auf denen Energietransporte vorübergehend Vorrang auf der Schiene haben. „Wir haben den Rechtsrahmen geschaffen, um auf Situationen wie diese vorbereitet zu sein. Konkret ermöglicht er, Energietransporte zu priorisieren. Das ist nötig, weil unser Schienennetz bereits stark ausgelastet ist“, erläuterte der Parlamentarische Staatssekretär und Logistik-Beauftragte der Bundesregierung Oliver Luksic (FDP) bei einem Vor-Ort-Termin. Ein Verfahren, welches die Bundesnetzagentur reguliert.
DB Cargo reaktiviert 1.000 Güterwagen
In Summe 17 Kraftwerksstandorte soll DB Cargo bundesweit versorgen. Dafür braucht es genügend zusätzliches Equipment. Bei der Bahntochter läuft daher derweil das Modernisieren von mehr als 1.000 Kohlewaggons auf Hochtouren. Die waren teilweise buchstäblich auf dem Abstellgleis. Nun erhalten die bis vor kurzem ungenutzten Waggons nicht nur einen Rundum-Check, sondern bekommen auch noch Flüsterbremsen.
