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Brexit-Bürokratie Wie KI bei Trawöger hilft

Foto: Hans Engbers

UK-Spezialist Trawöger Transport: Wenn digitale Kollegen die Disposition unterstützen.

Kaum Fachkräfte, hoher Kostendruck und Brexit-Bürokratie: Wie digitale Mitarbeiter beim UK-Spezialisten Trawöger Transport wertvolle Arbeitsstunden in der Disposition einsparen. Und in welchen Bereichen die Roboter auf KI-Basis sonst noch eingesetzt werden können.

Der Brexit hat die bürokratischen Hürden für UK-Transporte deutlich erhöht. Vor allem Unternehmen wie Trawöger Transporte, die zu den Marktführern im Segment Großbritannien gehören, haben deutlich mehr Arbeitsaufwand. Grund: Seit Januar benötigen alle Waren, die über die Häfen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien transportiert werden, zwingend eine digitale Warenverkehrsnummer: die Goods Movement Reference (GMR).

Generieren von GMR dauert ohne KI-Tool zwischen vier und fünf Minuten

Dazu loggt sich der Disponent bei der britischen Zollbehörde ein und füllt ein Online-Formular aus. Dazu gehört unter anderem die mehr als 20-stellige Master Reference Number (MRN), die händisch eingetippt werden muss. Ist alles ok, erhält das Unternehmen die benötigte GMR in Form eines Pdf. Alles in allem dauert die Anmeldung und das Erstellen der GMR pro Transport zwischen vier und fünf Minuten – außerdem ist der Prozess anfällig für Übertragungsfehler. Allein die Spedition Trawöger fährt jeden Monat mit 450 Trailern mehr als 3.500 Transporte über den Ärmelkanal. Im Schnitt werden um die 1.000 Warenverkehrsnummern generiert.

Das aufwendige Prozedere hat viele Kapazitäten vom Trawöger Dispo-Team gebunden – und das in einer Zeit in der Fachkräftemangel und Kostendruck zu den größten Problemen der Branche gehören. Die Lösung: automatisierte Prozesse. „Das ist eine wenig anspruchsvolle und dennoch zeitintensive Arbeit, die von KI-Tools, sogenannten Robotern, übernommen werden kann“, erklärt Artem Fadin, Gründer und Geschäftsführer des Digitalisierungsspezialisten F-One.

Charlie spart rund 20 Wochenstunden in der Dispo ein

Seit April arbeitet das österreichische Transportunternehmen mit Roboter Charlie von F-One. Dieser wurde gemeinsam mit dem Trawöger-Team innerhalb von sechs Wochen entwickelt und in Betrieb genommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Laut F-One spart Charlie den Disponenten rund 20 Arbeitsstunden pro Woche. Er kommuniziert mit seinen menschlichen Kollegen per E-Mail und greift direkt in das TMS-System ein, um alle benötigten Informationen zu sammeln und eine Anmeldung bei den britischen Zollbehörden selbständig durchzuführen. Dabei lernt Charlie mithilfe eines Deep-Learning-KI-Algorithmus stetig dazu und kann sogar Informationen aus schief abfotografierten Zollerklärungen in mehreren Sprachen auslesen und verarbeiten. Ein neuronales Netzwerk scannt die Dokumente und zieht alle relevanten Informationen ins System, von wo aus sie dann weiterverarbeitet werden können – ähnlich dem Rechnungsscanner einer Banking-App.

Was Roboter sonst noch alles können

Zu wenig Fachkräfte und intensiver Wettbewerb führen dazu, dass Transportunternehmen neue Wege gehen. Dazu gehört auch der Einsatz von intelligenten Robotern, die repetitive Büroaufgaben übernehmen. „Mit unseren Robotern versuchen wir Fachkräften im Arbeitsalltag von der Handarbeit zu befreien und ihnen Zeit für Denkarbeit und Kundenkontakt zu schaffen“, erklärt Fadin. Im Einsatz sind derzeit unter anderem Roboter im Einsatz, die in Timocom nach relevanten Spotmarktaufträgen suchen, die E-Mail-Aufträge im TMS-System erfassen oder die ETA berechnet und Zeitfenster in Kundenportalen wie Transporeon buchen. Und es kommen ständig neue Anwendungen dazu. Aktuell arbeitet das Unternehmen an einer Lösung für das Problem der Standzeiten an der Rampe: „Ein neuer Roboter wird die Position der Fahrzeuge mit der Rampe austauschen, Erinnerungen schreiben und Standgelder automatisch fakturieren, um die im Endeffekt die Wartezeiten zu reduzieren“. Fadin ist sich sicher: „In den nächsten fünf Jahren werden digitale Mitarbeiter im Arbeitsalltag üblich, sie werden auch untereinander kommunizieren und komplette Prozesse abwickeln können.“

start121 - gemeinsam zum Erfolg

F-One ist Mitglied bei start121 - einer Initiative von ETM Verlag, Kravag und R+V. Die Idee: start121 bringt Unternehmen und Startups zusammen, um gemeinsam innovative Ideen und Lösungen zu entwickeln oder um neue Geschäftsfelder zu erschließen. start121 war bereits bei zahlreichen neuen Geschäftsbeziehungen der Initialzünder. Nutzen Sie die Chance und werden Mitglied der erfolgreichen Initiative. Mehr Infos unter: start121.de.

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