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Austausch von BGL, Daimler und Scheuer Daimler wettert gegen Oberleitung

Foto: Hessen Mobil

Information und Planungssicherheit geben: Bei einer Videokonferenz zur Zukunft des Güterverkehrs des BGL ist das nur bedingt gelungen.

Der eine Hersteller redet dem anderen die Technologie schlecht. Dies hatte neulich Rhenus Transport-Geschäftsführer Sascha Hähnke im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell kritisiert. Und es hat sich in einer Videokonferenz des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) im Austausch mit Daimler Truck-Vorstandsmitglied Sven Ennerst und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Mittwochabend im Fall von Daimler bestätigt. Rund 125 Teilnehmer verfolgten das Geschehen am Rechner, darunter viele Unternehmer.

Ennerst: Oberleitung ist eine teure Sackgasse

„Die Oberleitung ist eine teure Sackgasse“, erklärte Ennerst. Der Wettbewerber Scania liefert die Sattelzugmaschinen mit Stromabnehmer für die Feldversuche in Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württemberg. Ennerst sagte nicht, dass sich Daimler selbst an dem Projekt in Baden-Württemberg beteiligt – wenn auch mit einem batterieelektrischen eActros ohne Pantograph, der ebenfalls in das Technologierennen auf der B462 im Murgtal starten soll.

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Der Daimler-Manager machte deutlich, dass der Technologiefokus bei seinem Unternehmen auf batterieelektrischen und wasserstoffbetriebenen Antrieben liegt. „Wir sollten uns nicht andere Technologien leisten“, sagte er und nannte explizit den Gasantrieb, den er kritisch sieht. Gas-Lkw bieten Iveco, Scania und Volvo an.

Nach Iveco-Angaben verfügt mehr als ein Viertel der verkauften S-Way-Modelle über einen Gasantrieb. Insgesamt werden fünf Prozent aller neu zugelassenen Sattelzugmaschinen in Deutschland nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) mit CNG oder LNG angetrieben. Das Interesse lässt sich also nicht leugnen – obgleich der Bund zurzeit keine Zuschüsse mehr beim Erwerb gibt. Anreize gibt es bis 2023 jedoch noch in Form der Mautbefreiung für diese Lkw.

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Ennerst erklärte die Konzentration auf Batterie und Brennstoffzelle wie folgt: „Null-Emissions-Fahrzeuge sind der einzige Weg, um die CO2-Ziele und eine Verbesserung der Luftqualität zu erreichen.“ Der Daimler-Mann machte auch klar, dass es im Sinne eines klimafreundlichen Transports grünen Wasserstoff braucht. Grauen Wasserstoff lehnt er aber nicht kategorisch ab. „Er könnte in der Anfangsphase bis 2030 eine bezahlbare und umweltfreundliche Lösung sein.“

Daimler sieht Vorteile im flüssigen Wasserstoff. „Wir können aber auch mit gasförmigem arbeiten.“ 2023 soll der GenH2 Truck von Daimler „in großer Stückzahl“ in die Kundenerprobung, ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts dann in die Serie. Zurzeit laufen die Tests mit dem Prototypen.

Scheuer: Blick nicht nur auf den Elektro-Lkw richten

Verkehrsminister Scheuer bekräftigte die Technologieoffenheit seines Hauses. „Nur den Blick auf den Elektro-Lkw zu richten, wäre zu kurz gesprungen“, sagte er – und machte gleich eine Einschränkung. „Den Oberleitungs-Lkw fördern wir nicht, das ist eher ein Projekt des Bundesumweltministeriums.“ Das stimmt so nicht ganz. Das BMU fördert die Feldversuche in Deutschland, für den Aufbau von Innovationskorridoren in Deutschland ist jedoch auch Geld aus dem Gesamtprogramm klimafreundliche Nutzfahrzeuge des BMVI vorgesehen.

Der Gas-Lkw ist nicht Teil des Förderprogramms, das zurzeit noch bei der EU zur Notifizierung liegt. Trotzdem bekräftigte Scheuer: „Wir haben den Blick darauf, dass wir auf dem Weg zu unseren Klimazielen auch Bio-LNG brauchen.“ Wann die Politik dem Diesel adieu sagt? „2035 sehen wir das Auslaufen des fossilen Verbrenners“, sagte Scheuer.

BGL: Zum Zug kommt der billige Jakob

BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt hält den Austausch mit Politik und Herstellern für wichtig – auch um den Transport- und Logistikunternehmen Informationen aus erster Hand zu geben. „Unsere Unternehmer wissen nicht, in was sie investieren sollen“, sagte er. Nur LNG-Fahrzeuge seien aktuell serienmäßig verfügbar. Der Verbandschef kritisierte auch das Verhalten der Verladerschaft. Statt Investitionen in alternative Antriebe zu fördern und ihre Transport- und Logistikpartner dabei zu unterstützen, erfolge die Auftragsvergabe nur über den Preis.

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