Schließen

E-Lkw übernimmt neue Aufgaben eActros fährt auf der Oberleitungsstrecke

Geplanter Vergleich mit Oberleitungs-Lkw: batterieelektrischer Mercedes-Benz eActros fährt seit Januar auf zukünftiger Oberleitungsstrecke Foto: Daimler Global Communications Trucks & Buses

Nachdem der eActros seit Juli 2019 seine Transportaufgaben bei Logistik Schmitt gut gemeistert hat, übernimmt der E-Lkw von Daimler nun einen noch anspruchsvolleren Job.

Noch ist kein Oberleitungs-Lkw auf der B462 im Murgtal unterwegs. Ein eActros von Daimler fährt sich auf der geplanten dritten Pilotstrecke in Deutschland aber schon mal warm. Seit Jahresbeginn ist ein batterie-elektrischer 25-Tonner dort unterwegs. Es handelt sich um den eActros, den Schmitt Logistik seit mehr als anderthalb Jahren in der Werkslogistik für Daimler im Einsatz hat.

Daimler stellt sich mit eActros Konzeptvergleich

Der eActros nutzt die Teststrecke für seine Fahrten zwischen dem Schmitt-Logistikzentrum in Ötigheim und dem Daimler-Werk in Gaggenau (beides Landkreis Rastatt), das er mit Achsteilen beliefert. Um Missverständnissen vorzubeugen: Einen Stromabnehmer hat der eActros nicht auf dem Dach. Daimler hat bekräftigt, keine Oberleitungs-Hybride bauen zu wollen und wird sich mit einem rein batterie-elektrischen Lkw am Feldversuch beteiligen. Dieser ist in Baden-Württemberg als Konzeptvergleich angelegt, weshalb der eActros ebenso mitmacht wie ein Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw von Iveco und Nikola, der voraussichtlich 2023 dazu stößt.

Lesen Sie auch Vom Feldversuch zum Innovationskorridor Oberleitungs-Lkw: So geht es weiter

In den Feldversuch – er soll im Sommer starten – wird Daimler aber nicht den aktuellen eActros von Logistik Schmitt schicken, sondern ein weiterentwickeltes Modell. Es wird ebenfalls zu Schmitt in die Flotte kommen und den bisherigen eActros ablösen. Der Nachfolger wird laut Daimler eine höhere Leistung und Reichweite aufweisen, seine Serienfertigung soll dieses Jahr in Wörth starten. Das aktuelle Modell, das seit Juli 2019 bei Logistik Schmitt läuft, sammelt im Vorgriff auf den Konzeptvergleich also schon erste Erfahrungen.

eActros fährt nun bis zu 300 Kilometer am Tag

Mit den neuen Transportaufgaben erhöht sich nicht nur der Radius des ersten Null-Emissions-Fahrzeugs bei Logistik Schmitt. Es erhöht sich auch die Tonnage, was den Einsatz deutlich anspruchsvoller macht. „Im Drei-Schicht-Betrieb kommt der eActros nun auf bis zu etwa 300 Kilometer am Tag und befördert nicht mehr nur vier Tonnen, sondern ein Mehrfaches davon“, erläutert Spediteur Rainer Schmitt im Gespräch mit eurotransport.de. Bisher absolvierte das Fahrzeug im Shuttle-Verkehr zwischen Ötigheim und dem Daimler-Werk in Rastatt pro Arbeitstag etwa 170 Kilometer.

„Nachdem sich die Oberleitungs-Strecke im Aufbau befindet und das Fahrzeug die bisherigen Anforderungen gut gemeistert hat, haben wir gesagt: Da ist noch mehr drin“, sagt Schmitt zur Motivation, den eActros auf einer neuen Linie nach Gaggenau einzusetzen.

Lesen Sie auch Antriebe für den Fernverkehr Überraschung bei MAN und Scania

Auch auf der neuen Relation macht der Saubermann Schmitt zufolge einen guten Job. Ein Unterschied zu früher: „Durch die größere Entfernung und höheren Gewichte müssen wir häufiger laden“, sagt der Unternehmer. Seine Batterien füllt der eActros an einer mobilen Ladesäule auf dem Speditionshof in Ötigheim – nachts oder wenn er be- oder entladen wird. Im Winter sei der Verbrauch höher, weil auch die Heizung Energie benötigt. Die Stabilität des Fahrzeugs habe aber nie gelitten. Ein paar Techniker-Einsätze habe es nur zu Beginn gegeben – „was bei neuen Technologien aber ganz normal ist“, wie Schmitt sagt.

Positive Zwischenbilanz von Daimler zum eActros

Auch die Verantwortlichen bei Daimler sind froh, dass die eActros-Modelle in den Fuhrparks so stabil laufen und beweisen, dass sie die gleichen Aufgaben wie konventionelle Diesel-Lkw erledigen können. „Die Bilanz fällt eindeutig positiv aus“, sagt Dr. Manfred Schuckert, Leiter des Bereichs Emissionen und Sicherheit bei Daimler Nutzfahrzeuge, im Gespräch mit eurotransport.de. Logistik Schmitt ist nicht das einzige Unternehmen, das einen eActros im Betrieb hat: Die Fahrzeuge der sogenannte Innovationsflotte, die bei unterschiedlichen Kunden und Segmenten im Einsatz sind, haben laut Schuckert bereits mehrere hunderttausend Kilometer absolviert – „alles ohne Auffälligkeiten.“

Bei Logistik Schmitt sind zwölf Mitarbeiter – und damit ein Zehntel der Fahrer – bisher im Umgang mit dem Stromer geschult. Sie seien gerne mit dem Fahrzeug unterwegs, sagt der Geschäftsführer. Auch die Kundschaft interessiere sich zunehmend für das Fahrzeug. „Wir werden, auch durch die Berichte in den Medien, häufiger darauf angesprochen“, schildert Schmitt. In Präsentationen sei das Chart mit dem eActros das, bei dem man am längsten hängen bleibe. Letztlich müsse das Fahrzeug aber wirtschaftlich sein. Damit sich das Ganze rechnet, fordern Schmitt wie auch Daimler entsprechende Signale durch die Politik.

Lesen Sie auch Daimler-Truck Vorstand Dieselsteuern müssen rauf

„In den ersten Jahren sind diese Fahrzeuge deutlich teurer als konventionelle, das lässt sich nicht anders darstellen“, sagt Daimler-Bereichsleiter Schuckert und sieht daher die Politik am Zug, durch eine CO2-basierte Maut, eine Anpassung des CO2-Preises und Fördermittel Anreize für Erwerb und Betrieb von Lkw mit alternativen Antrieben zu setzen. Ein Förderprogramm, das bis zu 80 Prozent der Mehrkosten gegenüber einem Diesel-Lkw erstattet, hat das Verkehrsministerium aktuell zur Notifizierung in Brüssel. „Fordern und Fördern – beides halten wir für hilfreich“, betont Schuckert. Denn letztlich sei der Klimaschutz eine gesellschaftliche Aufgabe, an der sich alle beteiligen müssten – nicht nur Fahrzeugbauer oder Logistiker.

Bilanz in Zahlen

  • Relation Rastatt: bislang täglich etwa 170 Kilometer (12 Touren), seit diesem Jahr 84 Kilometer (6 Touren)
  • Relation Gaggenau (seit diesem Jahr): täglich etwa 170 Kilometer (6 Touren)
  • Insgesamt rund 5.000 Touren und etwa 50.000 Kilometer absolviert
  • 100.000 Ladungsträger mit etwa 30.000 Tonnen Fracht befördert
Unsere Experten
Jan Bergrath Jan Bergrath Journalist
Carsten Nallinger Carsten Nallinger Lkw-Navigation
Aktuelle Fragen Arbeitszeit: Anfahrt zum Stellplatz Ist die Anfahrt zum Lkw-Stellplatz Arbeitszeit? Digitacho (Nachrüstpflicht) Gibt es eine Digitaltacho-Nachrüstpflicht für alte Lkw? Ziffer 95 und Überführungsfahrten Brauche ich die Ziffer 95 für Überführungsfahrten?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

Who is Who
Who is Who Nutzfahrzeuge 2019 WHO IS WHO Nutzfahrzeuge

Alle Hersteller, Zulieferer und Dienstleister für Nutzfahrzeugflotten.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.