70-Jahre-Jubiläum Zu Besuch beim BALM

BALM Jubiläum 2023 Foto: Jan Bergrath 5 Bilder
Meinung

Komm als Gast und gehe als Kollege! Berufskraftfahrer Thomas Nies aus Butzbach hat sich beim Tag der offenen Tür des BALM über eine Karrierechance als Kontrolleur informiert.

Es gibt Sätze in Vorträgen, die sind unwidersprochen wahr. "Unsere Arbeitszeiten sind, wenn der Verkehr rollt", betont der Kontrollbeschäftigte in Einarbeitung beim Tag der offenen Tür des Bundesamtes für Logistik und Mobilität (BALM) am 8. Dezember in der Zentrale in Köln. Draußen vor der Tür in der Werderstraße stehen die jüngsten Fahrzeuge mit der neuen Technik für die mögliche Unterwegsabfrage bestimmter Datensätze aus dem digitalen Tacho, im Hof gibt es Freigetränke und Currywurst.

Der Mann in der schwarzen Dienstkleidung referiert hochmotiviert über die abwechslungsreichen und spannenden Kontrolltätigkeiten innerhalb des Straßenkontrolldienstes der Oberbehörde des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), die er in den rund drei Jahren der Einarbeitung bereits kennengelernt hat oder noch weiter kennenlernen wird. Er spricht über die Rechtsgebiete vom Fahrpersonalrecht bis zum Gefahrgutrecht, die wachsenden sprachlichen Probleme mit den zunehmenden Fahrern aus Drittstaaten auf osteuropäischen Lkw, die mit Hilfe des Google Translators zu überwinden sind, und beruhigt dann die anwesenden Gäste, die sich hier für eine mögliche Karriere als Straßenkontrolleur interessieren: "Wir arbeiten nur gelegentlich an den Wochenenden."

Familienfreundliche Beschäftigung

"Das klingt gut", sagt Berufskraftfahrer Thomas Nies (30), der auf der Homepage des BALM von diesem Tag erfahren und sich extra einen Tag Urlaub genommen hat, um das Berufsbild vor Ort einmal näher kennenzulernen. Es ist das typische Reporterglück. Schon 2017 hat mein Kollege Johannes Roller Thomas in unserer beliebten Serie "Fahrer unter 25" beim Bauzentrum Gerhardt in Butzbach vorgestellt. Dort ist er immer noch sehr zufrieden beschäftigt, fährt mit seinem MAN TGX 26.460 Gliederzug meist Tagestouren im Nahverkehr im Radius von rund 300 Kilometern. In den Jahren der Corona-Pandemie war er als Fahrer im Werksverkehr gut ausgelastet, auch die Privatleute etwa hätten die teils erzwungene Freizeit genutzt, um ihre Häuser auszubauen.

Mit etwas Sorge blickt Thomas aber auf das kommende Jahr, wenn die Erhöhung der Lkw-Maut auch seinen Arbeitgeber mit sieben ziehenden Einheiten treffen könnte, weil neben der Konjunktur im Allgemeinen die Bauwirtschaft im Speziellen zu erlahmen droht. "Daher ist es gut, sich grundsätzlich für den Fall der Fälle einmal nach alternativen und krisensicheren Berufsmöglichkeiten umzuschauen", so Nies, der sich seit vielen Jahren auch auf Fachmessen immer wieder über die neueste Technik der Fahrzeuge informiert. Als zuerst gelernter Kfz-Mechatroniker und EU-Berufskraftfahrer nach einer beschleunigten Grundqualifikation passt er mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung theoretisch ins Beuteschema des BALM. Denn das Motto des heutigen Tages lautet: Komm als Gast und gehe als Kollege!

70 Jahre BALM – die wichtigsten Worte des Eigenlobs

Genau 70 Jahre jung ist das BALM, das im letzten Jahr noch Bundesamt für Güterverkehr (BAG) hieß, nun geworden. In der umgebauten Kantine hatte zuvor Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Arbeit seiner Kölner Lieblingsbehörde gelobt. "Ich gratuliere dem BALM herzlich zu seinem siebzigsten Geburtstag", sprach der Minister, dessen Reisekosten etwa zu den weiter anstehenden Brückensprengungen, Einweihungen und anderen Bauprojekten der Autobahn GmbH wie Parkplatzeröffnungen auch von Mitarbeitern des BALM verwaltet werden. "Die 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten hervorragende Arbeit und sind längst nicht mehr ausschließlich für den Güterverkehr zuständig. Das Bundesamt hat sich als ein umfassender, moderner Dienstleister rund um Logistik und Mobilität etabliert. Diese inhaltliche Erweiterung haben wir durch den neuen Namen auch nach außen sichtbar gemacht. Das BALM hat viel bewegt – ich danke den hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre hervorragende Arbeit und wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg bei ihren spannenden Aufgaben!"

Christian Hoffmann, Präsident des BALM, kann nur zustimmen: "Anlässlich unseres runden Geburtstages blicken wir mit Freude auf das Erreichte zurück und nehmen zugleich die Herausforderungen von Morgen in den Blick. Das BALM hat zuletzt einen grundlegenden Wandel seiner Aufgaben durchlaufen. Mit neuer Aufgabenbreite und gestiegener Verantwortung getragen durch hochmotivierte Beschäftigte des Bundesamtes verstehen wir uns als fachkompetente Kontrollinstanz ebenso wie als verlässlicher Partner und Dienstleister zugunsten moderner Logistik und Mobilität."

Förderprogramm von der Realität überholt

Mit 800 Mitarbeitern in der Zentrale Köln und den elf Außenstellen stehe das BALM für moderne, digitale Kontroll- und Ahndungskonzepte, eine zukunftsfähige Lkw-Maut, innovatives Verkehrsdatenmanagement, die nachhaltige Förderung rund um klimaschonende Logistik und Straßengüterverkehr, die Stärkung von Radverkehr und innovativer, wegweisender ÖPNV-Modellprojekte sowie auch für Krisenkompetenz bzw. ad-hoc handelndes Krisenmanagement, heißt es in der knappen Pressemeldung, die noch am selben Tag das Haus verlässt. Allerdings gibt es derzeit weder in Köln noch in Berlin ein konkretes Krisenmanagement, nachdem das Bundesverfassungsgericht die auf wackeligen Füßen stehende Verschiebung der Corona-Hilfen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) gestoppt hat. So ist auch die Annahme und Bearbeitung von Förderanträgen für klimafreundliche E-Lkw über die Seite des BALM gestoppt. Und auf dem Weg zu modernen Ahndungskonzepten hinkt das BMDV immer noch bei der Umsetzung der Vorgaben des Mobilitätspakets ins Fahrpersonalrecht hinterher.

Ausstellungsstücke der technischen Manipulation am Lkw

Rund 600 externe Besucher, so die ersten Schätzungen, haben sich in drei "Schichten" von 13 bis 16 Uhr über die verschiedenen Berufsmöglichkeiten beim BALM informiert, viele gibt es natürlich in Köln in der Verwaltung, im IT-Bereich oder der Aufarbeitung von Bußgeldern. Beeindruckend im Raum des Straßenkontrolldienstes sind die Artefakte zu den Möglichkeiten der Manipulationen, die von den technisch versierten Kontrolleuren aufgedeckt und entsprechend geahndet wurden. Auf den ersten Blick wird sofort klar, dass diese Manipulationen immer ausgeklügelter werden und mittlerweile etwa über eigens eingebaute Chips in der Steuerung für die Abgasanlage oder die Software immer schwerer zu ermitteln sind. Aber dem BALM natürlich nicht verborgen bleiben.

Kein direkter Ansprechpartner

"Ich fand es nur etwas schade, dass man hier keinen direkten Ansprechpartner für die Personalien des Straßenkontrolldienstes hatte", sagt Thomas nach dem Rundgang durch die Räume der einzelnen Referate. Wahrscheinlich hat das BALM nicht wirklich damit gerechnet, dass am Ende der Woche ein leibhaftiger und hochmotivierter Berufskraftfahrer zu Besuch kommt. So konnte ich ihm ein spontanes Gespräch mit Klaus Pöpping, dem stets freundlichen Regionalkoordinator des BALM, vermitteln, der ja bereits beim BALM-Sonntag im März diesen Jahres sehr eindrücklich demonstriert hat, dass sich die Kontrolltätigkeiten des BALM an den Wochenenden sogar noch weiter eingrenzen lassen. Auf die Monate, in denen es auch nach 18 Uhr noch hell ist.

"Auch Herr Pöpping hat mich am Ende nur darauf hingewiesen, mich initiativ zu bewerben", so Thomas. Zuständig wäre das Bundesverwaltungsamt. Rund 300 reine Straßenkontrolleure beschäftigt das BALM aktuell, Tendenz steigend. "Beim nächsten Fernfahrer-Stammtisch auf dem Autohof Mücke werde ich den Mitarbeiter des BALM, der dort regelmäßig zu Gast ist, einmal ansprechen."

Als Gast wieder gegangen

Alles in allem hat Thomas das BALM an diesem Tag in der Tat als familienfreundlichen Arbeitgeber wahrgenommen. Trotz reichlich vorhandener Wertmarken ist er dennoch nicht zur großen Abschlussparty der hochmotivierten Feierbiester des BALM geblieben. "Im Anschluss an diesen interessanten Tag war ich noch für meine Lebensgefährtin bei der Autogrammstunde von Schlagersänger Ben Zucker im Kölner XPerion", schreibt er mir im Nachgang, bevor er die zweistündige Rückfahrt nach Hessen angetreten ist. Das ist auf alle Fälle sehr beziehungsfreundlich. Eine Entscheidung über seine berufliche Zukunft hat der leidenschaftliche Berufskraftfahrer noch nicht getroffen. "Ich bin erstmal als Gast wieder gegangen."

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