Kaboteure sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Besonders die polnischen Unternehmer bauen ihre Marktstellung hierzulande massiv aus und heizen damit den angespannten Wettbewerb weiter an.
Unternehmen aus dem östlichen Nachbarland erbrachten 2012 zwischen Kiel und Konstanz eine Verkehrsleistung von 3,4 Milliarden Tonnenkilometern (tkm). Damit sind sie die größte Kabotage-Nation in Deutschland, gefolgt von den Niederländern mit 1,2 Milliarden tkm und den Tschechen, die es auf 0,8 Milliarden tkm bringen.
Der deutsche Binnenmarkt ist für die polnischen Wettbewerber der mit Abstand attraktivste: Auf die Bundesrepublik entfällt deutlich mehr als die Hälfte ihrer europäischen Kabotage-Aktivitäten von 5,3 Milliarden tkm. Diese Zahlen gehen aus der jüngsten Marktbeobachtung des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) hervor.
Höchste Kabotage-Leistung in Deutschland
Längst ist die Kabotage kein Randphänomen mehr. Deutschland ist das Land, auf das die höchste Kabotage-Leistung innerhalb der EU entfällt. 7,9 Milliarden tkm waren es 2012 – das ist Rekord, seit das BAG über entsprechende Aufzeichnungen verfügt. 2007, zu Beginn der Kabotage-Betrachtung, lag dieser Wert noch bei 3,6 Milliarden tkm. Innerhalb von sieben Jahren hat sich das Ausmaß der Kabotage in Deutschland also mehr als verdoppelt.
Entsprechend vergrößert hat sich damit auch die Kabotage-Durchdringungsrate, die Binnentransporte von ausländischen Wettbewerbern als Prozentsatz des gesamten innerstaatlichen Verkehrs ausdrückt. Diese Rate stieg von 1,36 Prozent im Jahr 2007 auf 3,02 Prozent im Jahr 2012.
Fahrten im Auftrag deutscher Unternehmen
Doch warum werden ausländische Unternehmen hierzulande tätig? Die erstaunliche Antwort: weil die deutschen Unternehmen es so wollen. Das BAG hat voriges Jahr im Rahmen von Straßenkontrollen insgesamt 139 Fahrer zum Thema Kabotage befragt. 72 Prozent gaben an, die Fahrten im Auftrag eines deutschen Unternehmens auszuführen. In diesen Fällen stammen die Aufträge zu 54 Prozent von den Produktions- und Handelsunternehmen direkt. In 35 Prozent der Fälle stehen deutsche Speditionen oder Logistikdienstleister dahinter.