Supertruck Scania R580 Lastwagentraum ehrt das Andenken der Familie

Tekno-Truck Patrick Rastl, Scania, Supertruck FF 1/2019 Foto: Felix Jacoby 14 Bilder

Der Scania R 580 von Patrick Rastl ist nicht nur ein wunderschöner Lastwagen, sondern auch ein einzigartiges Symbol für den Zusammenhalt seiner Familie.

Das Tiroler Achental mit dem Achensee und der Gemeinde Achenkirch war noch bis ins vorletzte Jahrhundert eine bedeutende Fernstraße für den transalpinen Warentransport. Nördlich liegt der Tegernsee, südlich das Inntal und das Zillertal. Heute werden die Lastwagen fast ausschließlich über Kufstein und Innsbruck geführt, die kleineren Verbindungen wie Achental oder Fernpaß sind für den durchgehenden Schwerverkehr gesperrt. Nur Anlieger dürfen die Bundesstraßen nutzen, dafür brauchen sie im Winter aber auch oft Ketten für die steileren Strecken.

Tekno-Truck Patrick Rastl, Scania, Supertruck FF 1/2019 Foto: Felix Jacoby
Scania R580 von Patrick Rastl.

2017 erfüllte sich Patrick seinen Lastwagentraum

Patrick Rastl träumt seit seiner Kindheit vom Lastwagenfahren, denn schon sein Vater, der seit Jahrzehnten in einer Speditionswerkstatt arbeitet, brachte ihn mit den schweren Fahrzeugen in Berührung. Patrick wollte erst eine Ausbildung absolvieren, dann wurden es bei Volvo Berger in Wörgl gleich zwei: Er hat sowohl das Handwerk des Kfz-Technikers als auch Karosseriebau, Spenglern und Lackieren gelernt. Doch kaum hatte er seine Prüfungen in der Tasche, folgte er dem unüberhörbaren Ruf der Straße. Schon als Junge war er bei befreundeten Fahrern so viel wie möglich mit auf Tour gegangen und hatte Lkw-Modelle gesammelt. So hat er einen eigenen Geschmack entwickelt, wie ein Lastwagen nach seinen Vorstellungen aussehen soll. Die Fahrerlaubnis erwarb er auf eigene Kosten, dann machte er sich 2012 selbstständig. Schon sein erster eigener Scania, ein gebraucht erworbener R 500, war gegenüber dem Serienstandard verschönert. Doch mit der Zeit und mit dem Blick auf all die besonderen Maschinen, die er bei Festivals und Lkw-Treffen zu sehen bekam, wuchs der Wunsch nach etwas noch Speziellerem. Das Geschäft als selbstfahrender Unternehmer lief gut an. Erst fuhr Patrick eine Weile einen Tieflader, um Baustellen in Tirol mit Fertigteilen aus Holz und Beton zu beliefern. Doch bald bot sich die Möglichkeit, für Christian Huber und die gleichnamige Spedition aus seinem Heimatort als Subunternehmer im Einsatz zu sein. Mit dem heutigen Chef ist Patrick oft mitgefahren, als der noch angestellter Fahrer bei dessen Vater war.

Scania S730
Supertruck mit höchst spezieller Ausstattung

Das Hauptgeschäft sind Fliesentransporte aus der italienischen Provinz Emilia Romagna. Die werden aufwendig bei zahlreichen Einzelkunden abgeholt, dabei kann es auch vorkommen, dass man mit dem Vierzigtonner mal nur eine Palette mit 150 Kilogramm einsammelt. Viele Ladestellen sind normal, die Schmuckkacheln aus Italien erfreuen sich in Mitteleuropa großer Beliebtheit. In Achenkirch wird dann abgeladen und neu kommissioniert, anschließend geht es oft ins Ruhrgebiet, um dort Teilpartien zuzustellen. Runterwärts sind meist Stückgutladungen oder Holzfuhren auf dem Auflieger. 2017 erfüllte sich Patrick dann seinen Lastwagentraum. Das wäre aber ohne seine Familie nicht möglich gewesen, die hinter ihm stand und ihn bei der Verwirklichung dieses Projekts unterstützte. Ziel war dabei auch, dass möglichst alle Arbeiten in Eigenleistung verwirklicht werden, als gemeinsames Vater-Sohn-Projekt. Und dabei ging es um viel mehr als nur ein bisschen Lack und Leder. Man muss mehrfach hinsehen, um die vielen speziellen Umbauten zu erkennen, die aus diesem Sattelzug eine so einzigartige Kombination machen. So ist die Kabineneinrichtung nach dem Vorbild der Scania 4er Generation gestaltet, mit dem einmalig bequemen und breiten Frontbett, das damals die höchste Komfortversion darstellte, aber zum Bedauern vieler Freunde der Marke nicht mehr zu ordern ist. Die Rastls haben es daher einfach selber nachgebaut, unter Verwendung einer Dachkonsole der damaligen Baureihe. Da Patrick groß gewachsen ist, haben sie auch die Sitzschienen des tiefergelegten Fahrersitzes nach hinten versetzt und dafür die untere Koje schmaler gemacht. Und selbst die ledernen Bezüge und das hölzerne Firmensymbol an der Kabinenrückwand wurden, ebenso wie die raffinierte Beleuchtung, in Eigenleistung erschaffen.

Tekno-Truck Patrick Rastl, Scania, Supertruck FF 1/2019 Foto: Felix Jacoby
Patricks Schwester Manuela ist vor 25 Jahren als junges Mädchen einer heim­tückischen Krankheit zum Opfer gefallen. Aber der 29-jährige Bruder und seine Familie halten das Andenken an sie lebendig, was auch das kunstvolle Bild an der Kabinen­rückwand zum Ausdruck bringt.­­

Das Schöne ist bei diesem Supertruck der menschliche Bezug

Schier unendlich vielfältig sind auch die Verschönerungen außen, von einer feinen Sonnenblende über einen schmucken Hypro-Rammschutz bis zur gediegenen Verkleidung des Fahrzeugrahmens. Die Alufelgen sind geschliffen und poliert, für die Winterreifen gibt es zusätzlich passend lackierte Stahlfelgen. Sehr schmuck ist auch der Auflieger von Berger, dessen Rahmen elegant verkleidet ist und dessen Schiebeverdeck extra eingepasste Seitenleuchten trägt. Auf Italienisch werden die Staplerfahrer der Verlader am Spriegel extra zur Vorsicht gemahnt. Jetzt ist der junge Tiroler voller Freude und stolz auf den Eigenumbau. Früher hat er oft Andal Schubert bewundert, wenn der zum Tanken im Ort vorbeikam, heute fährt er selbst einen edlen Scania. Aber das Schöne ist bei diesem Supertruck auch der menschliche Bezug: Seine Partnerin Stephanie unterstützt ihn und seine Eltern ohnehin schon immer. Und alle zusammen gedenken mit einem Airbrush-Porträt Patricks Schwester Manuela, die vor 25 Jahren an der tückischen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose verstorben ist. Ihr Bild am Scania-Fahrerhaus zeigt, dass sie ihrer Familie unvergessen bleibt.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 01 2019 Titel
FERNFAHRER 01 / 2019
1. Dezember 2018
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