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Standort Deutschland gefährdet Auto-Zulieferer bedroht

Automobil-Zulieferer wollen stärker zusammenarbeiten

Einen Tag vor dem Autogipfel im Bundeskanzleramt kommt eine Branchenstudie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zu einem düsteren Zukunftsszenario.

Der Stellenabbau in der Autoindustrie könnte in Summe im sechsstelligen Bereich liegen, zu erwarten sei, dass die Produktion von Elektrofahrzeugen im größten Markt China angesiedelt werde, getroffen würden insbesondere die mittelständischen Zulieferer, die mit dem Wechsel hin zur Elektromobilität und der Corona-Krise gleichzeitig fertig werden müssten. Es deute sich „eine strategische Veränderung an, die vor allem den Standort Deutschland und damit auch die hiesigen Zuliefercluster vor Herausforderungen stellen kann“, heißt es in dem IW-Papier „Die Bedeutung der Autoindustrie für Deutschland“.

Premium-Fertigung in China

Im kommenden Jahr bereits plane BMW, ein in China gefertigtes Elektroauto nach Deutschland einzuführen. „Zudem wird berichtet, dass die Fertigungsqualität an einigen chinesischen Standorten inzwischen ein Niveau erreicht hat, welches auch die Fertigung von Oberklassemodellen zulässt“, hält die Studie fest. Damit eröffne sich die Möglichkeit, auch diese Produktion näher an die Absatzmärkte zu legen. Außerdem seien die größten
Wachstumsraten in den Bereichern SUV und Elektrofahrzeuge zu erwarten „und hier haben sich die Hersteller vermehrt für die Produktion an anderen Standorten entschieden“. Noch 2019 haben die deutschen Konzernmarken 96 Prozent des Premiumsegments hierzulande produziert. So konnten trotz stagnierenden Heimatmarktes und Produktivitätssteigerungen die Kapazitäten ausgelastet werden. Von den Kleinwagen, kamen nur 16 Prozent aus deutscher Produktion. Sie wurden zu 62 Prozent nach Europa exportiert – wichtigster Einzelmarkt war dabei Großbritannien, das derzeit unter dem wohl schwersten wirtschaftlichen Einbruch seiner Geschichte leidet.

Ade Wachstumslokomotive

Insgesamt wird davon ausgegangen, dass der Weltmarkt für Automobile in diesem Jahr als Folge der Pandemie um etwa 20 Prozent gegenüber dem bereits schwachen Vorjahr schrumpft. Eine globale Nachfrageschwäche hat es aber demnach bereits seit Sommer 2018 gegeben. Die Auslastung der europäischen Autowerke werde in diesem Jahr bei etwas über 60 Prozent erwartet, das Erreichen des Vorkrisenniveaus im Pkw-Markt erst für 2023. Die Autoindustrie werde „als Wachstumslokomotive für den Standort Deutschland zunächst ausfallen“, betonen die Wissenschaftler – sie sei aber „eine zentrale Industriebranche am Standort Deutschland“.

Autobauer holen Arbeit zurück

Zwar seien inzwischen die Lieferketten wieder voll etabliert, aber „es dürfte sich der Trend verstärken, die wichtigsten Zulieferer mit Produktionsstätten nahe an den Montagewerken anzusiedeln“, folgert die Studie weiter. Die Hersteller prüften zudem verstärkt die Rückholung von bisher an Zulieferer vergebenen Aufgaben, um die eigenen Kapazitäten besser auszulasten. Große Zulieferer wie Schaeffler oder Hella hatten bereits Verluste von mehreren hundert Millionen Euro in den abgelaufenen Geschäftsperioden gemeldet, die seit 2019 stark defizitäre Continental machte im ersten Halbjahr ein Minus von 700 Millionen Euro.

Verluste, Risiken, Jobabbau

Für dieses Jahr wird erwartet, dass 80 Prozent der 100 größten Zulieferer Verluste einfahren. Den daraus entstehenden wirtschaftlichen Druck würden Systemzulieferer an ihre eigenen Zulieferer weitergeben. Dies sei ein weiterer Faktor, der die Lasten der mittelständischen Zulieferer erhöhe. Laut IW-Untersuchung ist davon auszugehen, dass der Stellenabbau insbesondere die Zulieferindustrie treffen wird. Nur bei 30 Prozent der Unternehmen sind die Produktionskapazitäten nach einer Umfrage des Verbandes der Automobilindustrie von Ende August zu mehr als 75 Prozent ausgelastet, alle anderen arbeiteten wohl nicht profitabel. Viele Mittelständler hätten zudem unter erheblichem Margendruck ihrer Kunden gestanden, „was es schwierig machte, finanzielle Reserven anzulegen, die jetzt für eine Anpassung an den technischen Megatrend nötig wären“.

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