Sattelkupplungen schmieren Verschleiß vorbeugen mit neuen Technologien

Neue Schmiermittelpumpe für Sattelkupplung, spart manuelles Fetten, hält 1 Jahr. Foto: Thomas Küppers 3 Bilder

No-Lube-Technologie und nachrüstbare automatische Schmiermittelpumpen machen die manuelle Fettung von Sattelkupplungen langsam, aber sicher überflüssig.

Sie bildet den sprichwörtlichen Dreh- und Angelpunkt eines Sattelzugs – die Sattelkupplung mit ihrem markantesten Bauteil: der Sattelplatte. Sie nimmt nicht nur einen beträchtlichen Teil des Aufliegergewichts auf, sondern garantiert gleichzeitig die freie Beweglichkeit der beiden Lastzugbestandteile. Als schwer belastete Komponente des Sattelzugs unterliegt die Kupplung deutlichem Verschleiß. Dieser wird in der Regel durch Schmierfette vermindert. Schmierfette sind verdickte Schmieröle und so zähflüssig, dass sie von den jeweiligen Stellen nicht abfließen. Dieses Fett sorgt dafür, dass der Auflieger leichtgängig auf die Sattelkupplung aufgleitet und ebenso leicht darüber dreht.

Vor ihrer Inbetriebnahme muss daher jede Sattelkupplung auf der Oberseite und im Verschluss, konkret: am Verschlusshaken, gefettet werden. Das Schmiermittel wird in die dafür vorgesehenen Schmiernuten – Vertiefungen auf der Oberseite der Sattelkupplung – gepresst.

No-Lube-Sattelkupplungen als Alternative

Um nicht länger die Fettpresse bemühen zu müssen, um Schmiermittel zu sparen und um die Umwelt zu schonen, gibt es inzwischen mehrere Lösungsansätze: wartungsarme Sattelkupplungen zum Beispiel, bei denen Kunststoff-Gleitscheiben die Schmiernuten der Sattelplatte überflüssig machen und bei denen nur noch der Verschlusshaken gefettet werden muss. Oder sogenannte No-Lube-Sattelkupplungen (zu Deutsch: "kein Schmiermittel"), die zusätzlich zu den Gleitscheiben mithilfe eines Kunststoff-Verschleißrings am Verschluss komplett fettfrei arbeiten. Als Verschleißanzeiger dienen hier die abgesenkten Befestigungsschrauben. Gleitscheiben und Verschleißring lassen sich ohne großen Aufwand austauschen.

Weitgehende Wartungsfreiheit erreichen Hersteller wie Jost und SAF-Holland aber auch mit in die Sattelkupplung integrierten elektrischen Schmieranlagen, die Sattelplatte und Verschluss automatisch mit Fett versorgen. Sie sind alle ähnlich aufgebaut: Vorratsbehälter, Pumpe und ein fünfgliedriges Schlauchsystem. Vier dieser Schläuche führen zu den Schmiernuten der Sattelplatte und einer zum Schmierpunkt am Verschlusshaken des Kupplungsschlosses.

Die Zukunft gehört automatisch arbeitenden Schmiersystemen

Je nach Ausführung, zum Beispiel bei der "LubeTronic 5Point" von Jost, lassen sich die Fettspendeintervalle auch nach dem Einsatzgebiet ausrichten – in diesem Fall Fernverkehr oder Baustellenverkehr. Der Schmiermittelvorrat reicht in der Regel für ein Jahr. Wenn die Sattelplatte bereits wartungsfrei konstruiert und nur noch der Verschluss zu schmieren ist, geben die Hersteller sogar drei Jahre Zeit bis zum Auffüllen an. Eine Versorgung der Sattelkupplung mittels Zentralschmieranlage wäre grundsätzlich auch möglich, kommt aber nicht infrage, da moderne Nutzfahrzeuge durch den Einsatz wartungsfreier Lagerungen kein zentrales Schmiersystem mehr benötigen, geschweige denn über eines verfügen.

Dort, wo noch geschmiert werden muss, gehört die Zukunft also den kompakten, automatisch arbeitenden Schmiersystemen. So hat SAF-Holland erst kürzlich seine neue Schmiermittelpumpe "Recolube" vorgestellt. Sie gibt über den integrierten Verteiler die jeweils optimale Menge eines eigens für die Sattelkupplung entwickelten Hochleistungsschmiermittels ab. Über fünf voneinander unabhängige Pumpenelemente fördert die Pumpe das Fett an die Sattelkupplung. So werden – ganz nach aktuellem Standard – der Verschluss und vier Punkte an den Schmiernuten der Sattelplatte versorgt.

Recolube bequem vom Steuer aus überwachen

Durch einen transparenten Vorratsbehälter ist der Füllstand auf den ersten Blick zu erkennen. Der Behälter fasst laut SAF-Holland einen Schmiermittelvorrat für etwa ein Jahr beziehungsweise für 100.000 gefahrene Kilometer. Der Fahrer kann das System bequem am Steuer überwachen, der aktuelle Füllstand wird elektronisch im Display angezeigt. Ist der Fettvorrat aufgebraucht, lässt sich der Behälter mit einer handelsüblichen Kartuschenpresse über den seitlich angebrachten Schmiernippel schnell und unkompliziert wieder auffüllen.

Die Pumpe eignet sich für die Sattelkupplungen der Typen SK-S 36.20 und SK-HD 38.36 aus der SAF-Holland-Produktpalette. Darunter sind sowohl klassische wie auch wartungsarme Kupplungen – die Schmiermittelpumpe passt also zu beiden Varianten. SAF-Holland liefert Recolube nach eigener Angabe ab Januar 2017 zunächst exklusiv an MAN. Für Herbst 2017 plant das Unternehmen außerdem die Anpassung des Systems auf den Einsatz in Hubsattelkupplungen.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
Lao 01 2017 Titel
lastauto omnibus 01 / 2017
19. Dezember 2016
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