Porträt Transwest Denver Mega-Werkstatt in den USA

Transwest Werkstatt Denver Foto: Oliver Willms 6 Bilder

Ob Trucks, Hamburger oder Holzfällerhemden – in den USA gibt es fast alles in XXL-Maßen. Dabei macht auch der Lkw-Dealer Transwest mit seiner Mega-Werkstatt keine Ausnahme.

Wer George Eidsness zum ersten Mal gegenüber steht, blickt direkt auf einen typischen Vertreter des amerikanischen Traums – ein Selfmade-Millionär, der es vor gut 25 Jahren mit übersichtlichem Startkapital, harter Arbeit und bedingungslosem Glauben an Gott und Marktwirtschaft zu einem der größten Truck-Dealer des weiten Landes geschafft hat. Heute leitet Eidsness, der seinen Businessanzug stilgerecht mit Krokodilleder-Cowboystiefeln kombiniert, am Standort Fountain vor den Toren Denvers einen Mega-Store mit Lkw-Verkauf, Vermietung, Leasing, Gebrauchtfahrzeug-Zentrum und natürlich einem Reparaturservicecenter, das den Dimensionen des rund 18 Hektar großen Firmenareals entspricht. Auf mehr als 22.000 Quadratmeter überdachter Fläche erledigt seine Firma Transwest jeglichen nur vorstellbaren Service.

Heavy-Duty-Trucks, Medium-Trucks, leichte Nutzfahrzeuge, Busse, Spezialfahrzeuge, Motoren, Achsen, Getriebe und Hunderte andere Komponenten rund um Nutzfahrzeuge repariert Transwest nicht nur, sondern verkauft, verleast, vermietet und vermittelt der heute rund 950 Mitarbeiter große Konzern.

Strikte Trennung ist das Erfolgsrezept

Allein 5.800 Einheiten laufen bei Transwest im Leasing, rund 1.000 Trucks von Freightliner, Western Star oder Autocar bringt der Mega-Dealer jährlich an die Kundschaft im zentralen Westen der USA. Auch damit verschafft sich der Truck-Tycoon aus Colorado eine gute Werkstatt-Auslastung für seine insgesamt 18 Betriebe, die weit über die Rocky-Mountain-Region hinausreicht. Obwohl rund 70 Prozent seiner Werkstattbesucher Laufkundschaft auf Tour sind, kann Eidsness über mangelnde Auslastung nicht klagen. Sein Erfolgsrezept ist die strikte Trennung von schnell drehenden Pannenreparaturen und längerfristig planbaren Servicewartungen.

Laufkundschaft empfängt die Transwest-Mannschaft in einer geräumigen Dialogannahme-Halle, die ebenso wie der gesamte Werkstattbereich von einem eigenen Reinigungsteam permanent gesäubert wird. Abfall, Dreck und Unordnung sind dem Firmenpatriarchen ein Gräuel, entsprechend sauber präsentiert sich auch der große Workshop, der rund 40 Sattelzüge aufnehmen kann. Auf Gruben verzichtet man bei Transwest völlig. Anstelle der oft ölschwangeren Servicehöhlen, die sich nachhaltiger Reinigung entziehen, schwört Eidsness auf Hubbühnen, die auch schwere US-Kaliber passgenau auf die jeweilige Arbeitshöhe des betreuenden Mechanikers bringen. Damit seien, so der Manager, bessere Arbeitsbedingungen und flexiblere Werkstattbelegung möglich. Alle ausgebauten Teile von der Vorderachse bis zum kompletten Antriebsstrang liegen auf einer Ebene und lassen sich so besser weiterbearbeiten.

Service, Reparatur, Handel und eigene Trucks

Neben dem schnell drehenden Truck-Business, das mit der künftigen Online-Verknüpfung der neuen Freightliner-Trucks zur Werksatt zum terminexakten Geschäft wird, lastet Transwest seine Servicehallen mit etlichen anderen Jobs aus. Da teilt sich ein dreiachsiges Monster-Wohnmobil auf Busbasis schon mal die Werkstatt mit einem wartungsbedürftigen Gefangenentransportbus des örtlichen Sheriffs. Müßig zu erwähnen, dass Eidsness nicht nur mit Trucks aller Kaliber handelt, sondern auch mit Trailern und RVs, den US-typischen Wohnmobilen im XXL-Format.

Neben Service, Reparatur und Handel baut Eidsness auch eigene Trucks auf, wie beispielsweise Werkzeugverkaufsaufbauten auf leichten Freightliner-Lkw. Für europäische Kunden ungewöhnlich ist das blühende Geschäft mit Trucks to go: Standard-Fahrzeuge in weißer Lackierung, die vom Kunden bei Bedarf sofort mitgenommen werden können. Um die Bezahlung – man ahnt es – kümmert sich die Transwest-Finanzierungsgesellschaft natürlich auch gleich mit. Trotz Online-Verknüpfung mit den Lkw-Herstellern, die aufgrund antizipierter Schadensverläufe besondere Ersatzteile automatisch vorhalten, kommt Transwest nicht an der klassischen Ersatzteilbevorratung vorbei. Hier lagern Teile im Wert von sechs Millionen US-Dollar.

Firmencredo lautet "Think Big"

Zum Firmencredo "Think Big" passt, dass das Truck-Dorado im Herzen von Colorado neben eigenen Mitarbeiter-Schulungen auch seinen Kunden maximalen Service bietet. Neben Lampen, Lubricants und Lichtmaschinen gibt es im eigenen Ersatzteilshop auch Trucker-Outfit für alle Staturen – vorzugsweise XXL. Und während der Truck zur Wellness in den Werkstatthallen steht, können sich die Fahrer im eigenen TV- und Ruheraum mit Bad, Dusche und kostenlosen Waschmaschinen wie zu Hause fühlen. Hier habe man, so erzählt Firmenchef George, der mit breitbeinigem Cowboy-Schritt durch die Trucker-Oase wandelt, durchaus auch schon mal sanften Druck ausgeübt, damit die werte Kundschaft nach erfolgter Reparatur wieder weiterzieht.

Fragt man den Familienvater nach seinem Erfolgsrezept, mit dem er das Truck-Imperium aufgebaut hat, beruft sich der 62-jährige Hobby-Pilot auf das Glück des Tüchtigen. Mit rund 300.000 Dollar Startkapital habe er 1990 einfach den richtigen Riecher gehabt und sein Unternehmen gestartet. Nach diesem Firmenrezept expandiert Transwest jedes Jahr weiter. Einen Nachfolger hat George Eidsness trotz Rentenalter nicht auf der Payroll. Nachwuchs sei generell eines der wenigen Probleme in seinem Business. Wer wie er seinen Betrieb nur an drei Tagen im Jahr ruhen lässt, denkt an alles andere als ans Aufhören.

Unsere Experten
Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
Experte für Flottenmanagement und angewandte Mobilitätsangebote Rolf Lübke Mobilität, Fuhrpark (inkl. Wasserstoff-Expertise)
Beliebte Artikel Ladeinfrastruktur für E-Lkw Siemens und MAN fordern Ladeinfrastruktur für Lkw Digitalspedition Sennder auf der Schiene unterwegs in Italien mit Mercitalia Logistics. Sennder mit Mercitalia Schiene und Straße verzahnen