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Rüdinger Spedition Technikwechsel zu mehr Effizienz

Foto: Ilona Jüngst

Jahresbilanz der Rüdinger Spedition: Erste Schritte in der E-Mobilität, aber weiter Ärgernis ADR-Ausschluss beim Langsattel.

Neue Lkw kaufen, auftanken und los geht’s – diese Zeiten sind bald vorbei, sagte Spediteur Roland Rüdinger bei der Vorstellung seiner Jahresergebnisse 2023. Auch bei dem Unternehmer aus dem Hohenlohekreis hat die E-Mobilität Einzug gehalten, und mit ihr auch viele Herausforderungen.

Umsatzplus von sieben Prozent

Der Umsatz 2023 legte gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent auf 78,7 Millionen Euro (ohne Omnibussparte) zu. Den größten Anteil am Gesamtumsatz hat mit 30 Prozent die Sparte Teil- und Komplettladungen, zu der auch seit einem Jahr die Niederlassung Attendorn im Sauerland beiträgt. Die Niederlassung, geleitet von Geschäftsführer Dennis Kost, hat sich gut entwickelt und hat inzwischen einen täglichen Pendelverkehr nach Krautheim eingerichtet, um etwa Kunden aus der Zulieferindustrie zu versorgen.

Zweitgrößter Geschäftsbereich mit 25 Prozent ist das Sammelgut. Hier ist die Rüdinger Spedition inzwischen für sieben verschiedene Kooperationen tätig und deckt in der Region vier Landkreise. Täglich werden 100 Tonnen im Sammelguteingang und 200 Tonnen im Ausgang abgefertigt.

Weitere Standorte für die Lagerlogistik

In der Lagerlogistik (19 Prozent) hat sich laut Rüdinger die Nachfrage nach den Corona-Jahren 2021 und 2022 wieder normalisiert, halte aber weiter an, oft auch in Verbindung mit Montageleistungen. Das Unternehmen setzt daher auch 2024 seine Bautätigkeit fort, etwa mit drei Hallen mit zusammen 6.000 Quadratmetern in Bad Mergentheim. In Waldenburg plant das Unternehmen weitere zwei Hallen mit gesamt 3.500 Quadratmetern, hier stockt aber der Genehmigungsprozess. Perspektivisch kann dann aber insgesamt einmal 120.000 Quadratmeter in der Lagerlogistik zur Verfügung stehen.

Auch Maschinentransporte sind weiter ein Steckenpferd des Unternehmens (11 Prozent), und auch einen Bereich Globales Geschäft gibt es (8 Prozent). Gerade im globalen Geschäft gab es gegenüber 2022 mit 38 Prozent einen größeren Umsatzrückgang, während die anderen Sparten alle zulegten - bis auf das Sammelgut, das mit minus einem Prozent fast stabil blieb.

„Das ist das Schicksal des Logistikers – wir helfen den Industrie- und Handelskunden in der Hochkonjunktur, aber in Zeiten einer schwachen Konjunktur werden wir als erste aus dem Spiel genommen“, sagt Roland Rüdinger. Die Zahl der Mitarbeiter wurde gegenüber 2022 um 20 reduziert, das Unternehmen beschäftigt aktuell 640 Mitarbeiter, darunter 55 Auszubildende. Die Mehrheit des Personals machen 250 Berufskraftfahrer aus.

Elektrifizierung in der Spedition

2023 stand für das Unternehmen vor allem auch im Zeichen der Elektromobilität. Die Dekarbonisierung beziehungsweise die Elektrifizierung des Güterverkehrs ist auch für Roland Rüdinger die Zukunft. Aber aktuell treffe die Theorie auf die Praxis – und zeige die Grenzen auf, sagt der Unternehmer.

Bis Jahresende acht E-Lkw unterwegs

Das Unternehmen aus Krautheim im Hohelohekreis ist beim Thema Elektromobilität inzwischen gut unterwegs. Aktuell sind zwei eActros im Fuhrpark, die bald durch zwei E-Modelle von Renault (18 Tonner) und vier Renault E-Sattelzugmaschinen ergänzt werden, sodass bis Jahresende den 220 regulären Fahrzeugen (darunter 70 Langsattel und sechs Lang-Lkw) insgesamt acht E-Lkw gegenüber stehen. Co-finanziert wurden die Fahrzeuge auch über die inzwischen beendete KsNI-Förderung des Bundes, auch für die Ladeinfrastruktur mit zwei Ladesäulen á 120 kWh gab es aus dem Topf 150.000 Euro. Die vier E-Sattelzugmaschinen sind übrigens nicht Eigentum des Unternehmens, sondern werden per Miete von einem Unternehmen überlassen. Dazu kommen 2023 noch mehr als 500.000 Euro für eine PV-Anlage auf drei Lagerhallen in Boxberg, für rund 170.000 Euro eine Trafostation dort sowie 150.000 Euro für eine Notstromversorgung am Firmensitz in Krautheim.

2024 werden die Investitionen in das Thema CO2-Minderung noch höher liegen, berichtet der Geschäftsführer: Es steht eine Notstrom-Batterieerweiterung, weitere PV-Anlagen für die Umschlaghalle am Standort Bad Mergentheim beziehungsweise für das Lager Waldenburg inklusive Trafo, eine Trafostation für die Umschlaghalle in Krautheim sowie der Investitionen für die weiteren Fahrzeuge an.

Eigener Grünstrom lädt Fahrzeuge auf

Eingesetzt werden die Fahrzeuge im Bereich Teil- und Komplettladung, aber vor allem auch für den Nachtsprung zu den Sammelgutdepots. Hier kann Rüdinger den Vorteil des eigenen Grünstroms aus den PV-Anlagen noch am besten ausnutzen. 14.000 kWp Strom produziert das Unternehmen jährlich mit seinen aktuellen PV-Anlagen. Das gleicht den jährlichen CO2-Verbrauch von 152 Lkw aus.

Ärgernis ADR-Ausschluss beim Langsattel

Dennoch sei beim Thema Elektromobilität der Grad zum Geschäftsmodell noch denkbar schmal, berichtet Rüdinger, der auch über die Investition in zehn Doppelstock-Kofferauflieger im vergangenen Jahr berichtet. Die Langsattel kann er nicht wie geplant einsetzen – „zum Schutz der Bahn“ blockiere das Bundesumweltministerium (BUM) weiter die Zulassung von Gefahrgut beim Typ 1 und die Ministerabstimmung dazu. Der Unternehmer sieht eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit – „denn gerade mit dem Langsattel ist ein Technikwechsel zu mehr Effizienz schnell möglich“ – und das noch vor der Elektromobilität.

Im Bild (v.li.): Roland Rüdinger und Dennis Kost.

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