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Navigation Acht Geräte treten zum Test an

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Wer häufig wechselnde Strecken fährt, ist froh über eine Routenführung. 
Insbesondere beim Lkw steckt hier der Teufel im Detail, wie der trans aktuell-Test von acht aktuellen Geräten zeigt.

Wer kennt die Schlagzeilen nicht: "Navi lotst falsch" oder "Lkw bleibt in Altstadt stecken – das Navi war schuld". Meldungen, die sich immer wiederholen. Grund genug, die entsprechenden Geräte einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Was leisten aktuelle Lkw-Navigationsgeräte? Denn oft ist ein total veraltetes Kartenmaterial schuld an der Misere. Und mancher Lkw-Fahrer klebt sich aus Kostengründen auch nur ein Pkw-Navi an die Frontscheibe.

Die Unterschiede bei den Geräten sind enorm

Insgesamt acht Geräte hat trans aktuell auf Herz und Nieren geprüft. Nur so viel sei vorab verraten: Die Unterschiede sind enorm. Die vielfach angebotenen Zusatzfunktionen vom Bildbetrachter über den Videoplayer und die Freisprecheinrichtung bis hin zum DVB-T-Fernseher finden sich zwar in der Übersichtstabelle – wurden allerdings nicht in den Test einbezogen. Schließlich geht es bei einem Lkw-Navi vornehmlich darum, sicher anzukommen.

Pearl Touchlet SX7

Das Pearl Touchlet SX7 eröffnet den Reigen. Dabei handelt es sich um einen Tablet-PC mit einem Sieben-Zoll-Bildschirm, auf dem die Navi-Software Navgear Lkw/Camper läuft. Beim Testgerät fehlte leider schon mal die Micro-SD-Karte, die ins Gerät eingesetzt werden muss. Lediglich der SD-Karten-Adapter war beigefügt. Dafür aber zumindest eine CD, auf der sich ebenfalls die besagte Truck-Software befand. Diese also auf eine ­Micro-SD-Karte gezogen, das Ganze auf dem Touchlet installiert – und los geht’s. Zumindest sobald man es geschafft hat, die hakelige und wackelige Universalhalterung von Pearl zu platzieren. Die Auflösung und der Kon­trast des SX7 sind gut. Allerdings spiegelt es sehr stark bei Lichteinfall. Wie gut die Lkw-Routenführung funktioniert, die auf dem Kartenmaterial von Navteq basiert, ließ sich hingegen leider nicht überprüfen. Trotz mehrerer Stopps an Park- und Rastplätzen, dem Überprüfen der Einstellungen sowie diversen Neustarts konnte das Pearl SX7 Touchlet keine GPS-Verbindung auf­bauen – und das nach mehr als 50 Kilometern. Da ist es unerheblich, welche Lkw-spezifischen Einstellungen an dem Gerät theoretisch ­möglich sind.

Navgear Streetmate RSX-60

Navgear Streetmate RSX-60 heißt das reine Lkw-Navi von Pearl, das mit einem Sechs-Zoll-Bildschirm an den Start geht. Das zeigt allerdings die gleiche Schwäche. Nur ab und zu findet das Lkw-Navi von Navgear, das ebenfalls von Pearl vertrieben wird, ein GPS-Signal. Zwar ist die Darstellung erfreulich, ebenso die Eingabe der Lkw-spezifischen Daten – damit hat es sich aber schon fast. Obwohl auf einer der logistischen Hauptrouten unterwegs, kann das Streetmate nur sporadisch eine Satellitenverbindung herstellen.
Besonders verwunderlich: Auf der A 81 zwischen Pleidelsheim und Heilbronn beginnt das Navi damit, den Lkw immer in die angrenzenden Gewerbegebiete links und rechts der Autobahn zu versetzen – zumindest virtuell. Eigentlich sollte man annehmen, dass selbst bei einem schlechteren GPS-Empfang die interne Berechnungslogik so weit geht, dass so etwas nicht passiert. An einen ernsthaften Test der Lkw-Routenführung ist da abermals nicht zu denken. Nach etwas mehr als 100 Kilometern ist daher Schluss. Auf dem Parkplatz findet das Navgear erneut keinen Satelliten mehr. Spielereien wie der Empfang des Digitalfernsehens DVB-T helfen da nicht weiter.

Car TFT Truck Navigator 8.0

Der Car TFT Truck Navigator 8.0 zeigt, dass es auch anders geht. Auf eben diesem Parkplatz, auf dem sich das Gerät von Navgear vergeblich um ein GPS-Signal bemüht hatte, wird auf einmal voller Empfang angezeigt. Auch die Halterung spielt in einer anderen Liga. Sie wirkt stabil und die Montage ist selbsterklärend. Über den Menüpunkt GPS,  den ein Mini Cooper ziert, startet die Lkw-Navigation. Ist das Design bis dahin eher bunt und verspielt, unterscheidet es sich von da an komplett. Denn ab hier übernimmt die App PTV Truck Navigator 8.0, die übrigens vollkommen neu auf den Markt kommt.
Unter dem Punkt Einstellungen und dort unter Profil kann der Nutzer erst einmal wählen, mit welcher Art Fahrzeug er unterwegs ist. Beim Lkw unterscheidet er darüber hinaus auch noch, ob er mit einem 7,5-, 12-, 16- oder 40-Tonner unterwegs ist und welche Abmessungen das Fahrzeug hat. Auch lassen sich Angaben zu Gefahrgut machen, ebenso Angaben zur Maut, verschiedenen Straßen oder ob man mit Anhänger unterwegs ist.

Das alles erfolgt über selbsterklärende Symbole, die einfach an- oder abgewählt werden. In der Version 7.5 des Truck Navigators war das noch nicht integriert und musste in einem Extra-Menüpunkt eingegeben werden, bevor man die Lkw-Navigation gestartet hatte.

In der eigentlichen Navigation punktet der Car TFT Truck Navigator nicht nur mit einer großen Übersichtskarte, sondern auch mit zahlreichen, übersichtlich gestalteten Zusatzinformationen. Sie reichen von der Straße, auf der man sich gerade befindet, der Entfernung bis zur nächsten Abzweigung über die noch zu fahrenden Kilometer bis hin zur Ankunftszeit.

Auch bei der Routenführung an sich gibt es nichts zu mäkeln. Ansagen kommen frühzeitig, im Kreuzungsbereich werden alle Fahrspuren inklusive einem Richtungspfeil für die richtige Spur angezeigt, teilweise auch mit den realen Kreuzungsansichten. Wichtige Punkte, die sogenannten Points Of Interest (POI), sind auf der Karte mittels Icons ebenfalls zu sehen. Sie reichen von Tankstellen über Auto- und Rasthöfe bis hin zu Industriegebieten oder Roll-on-Roll-off-Terminals. Die Icons sind allerdings etwas zu klein geraten. Ebenso verhält es sich mit dem Schild, das auf Tempolimits hinweist. Die Routenführung war allerdings ohne Fehl und Tadel – selbst wenn man von der vorberechneten Route abweicht. Die entsprechende Neuberechnung erfolgt dann schnell und zuverlässig.

Tom Tom Pro 5150

Das Tom Tom Pro 5150 geht mit nur Fünf-Zoll-Bilddiagonale an den Start, wobei das Display kaum spiegelt. Zudem hat das Navi die beste Halterung im Test. Zuerst wird diese an der Scheibe befestigt, dann der Kabelanschluss an der Halterung fixiert und zum Schluss das Gerät eingehakt. Das Ganze ist nicht nur benutzerfreundlich, sondern hält zudem bombenfest. Auch hier lassen sich umfangreiche Angaben zum Fahrzeug machen. Startet man die Routenführung, zeigt das Gerät nochmals das gewählte Fahrzeug inklusive aller relevanten Daten an.  Während der Navigation wiederum werden alle Informationen zur Strecke angezeigt. Von der Uhrzeit über die derzeitige und die zulässige Geschwindigkeit, die Kilometer bis zu nächsten Abbiegung beziehungsweise zum Ziel und die voraussichtliche Ankunftszeit. An Kreuzungen gibt es eine Spurführung sowie eine Kreuzungsansicht. Auch die POIs werden übersichtlich und in einer vernünftigen Größe angezeigt. Zudem sind sie anwählbar, sodass man weiterführende Infos zu dem jeweiligen Punkt bekommt. Ein weiteres Plus ist der Verkehrsinformationsdienst HD Traffic, den Tom Tom mit seinen Live-Diensten anbietet. Das Ganze ist zwar kostenpflichtig – dafür allerdings wesentlich zuverlässiger als das herkömmliche TMC oder das TMC Pro. Wie immer zeigt es auf der rechten Seite einen Zeitstrahl an, auf dem Verkehrsstörungen sowie die damit verbundenen Verzögerungen zu sehen sind. Die Navigation an sich erfolgt zuverlässig. Sogar die Fahrspuren von Rasthöfen sind zum Teil im Kartenmaterial enthalten – inklusive Einbahnstraßen. Die Sprachausgabe ist laut, deutlich und von guter Qualität. Eine Neuberechnung der Route erfolgt schnell und zuverlässig, Patzer gab es keine, die Lkw-Navi­gation ließ also keine Wünsche offen.

Garmin Dezl 760 LMT-D

Das Garmin Dezl 760 LMT-D ist ganz neu auf dem Markt. Das sieben Zoll große Display ist entspiegelt und gut ablesbar. Auch die Ansagen sind laut und deutlich. Die Installation der Halterung ist zwar etwas aufwendiger als beim Wettbewerber Tom Tom, dafür sitzt das Gerät aber ebenfalls sicher. Ferner punktet es durch die mit der Größe verbundenen Möglichkeiten der Darstellung. Das fängt an mit großen Icons zu den POIs und geht bis hin zu einer Aufteilung des Bildschirms, wenn gleichzeitig der Fahrspurassistent sowie die reale Kreuzungsansicht dargestellt werden. Besonders interessant ist dabei, dass sich ein POI direkt anwählen und die Zielführung dorthin starten lässt – und dass es extra Lkw-relevante Punkte gibt. Etwas störend ist, dass sich in der Navigationsansicht der Ton lediglich an- und ausschalten lässt. Wer die Lautstärke ändern will, muss sich durchs Menü hangeln. Die Navigation wiederum ist vorbildlich.

Denn auch bei Garmin lassen sich alle Lkw-relevanten Daten inklusive Gefahrgut-Optionen einstellen – die dann berücksichtigt werden. Darüber hinaus kann sich der Nutzer die App Garmin Smartphone Link für Android oder Apple herunterladen. Eine Kopplung mit dem Navi macht's möglich. Dann können die beiden Geräte etwa Adressen austauschen oder das Dezl auch die Live-Verkehrsdaten empfangen.

Blaupunkt Travel Pilot 70T

Beim Blaupunkt Travel Pilot  70T sieht das leider anders aus.  Zwar ist die Ansicht übersichtlich und schön gestaltet – doch lässt sich im Menüpunkt Fahrzeuge lediglich die Option Lkw wählen. Weitere Spezifikationen sind nicht möglich. Weder im Hinblick aufs Gewicht, auf die Abmessungen oder im Hinblick auf Gefahrgut.

Da bringt es relativ wenig, dass das Gerät an sich einen wertigen Eindruck macht und die Halterung zu überzeugen weiß. Das fängt damit an, dass die Anzeige der POIs in der Karte viel zu klein geraten ist.

Ein Marketing-Gag ist die Anzeige der ökonomischen Fahrweise. Diese berücksichtigt lediglich Schwankungen bei der Geschwindigkeit. Ob man ständig Vollgas fährt, ist dem System egal. Ein eher dunkles Kapitel ist schließlich die Navigation – zumindest wenn sie den Lkw betrifft. So scheut sich das Gerät nicht einmal, einen U-Turn auf einer Landstraße vorzuschlagen.

Snooper Truckmate Pro S8000

Das Snooper Truckmate Pro S8000 ist das nächste Navi im Bunde. Es ist der Nachfolger des S7000 und wie dieses mit einem DVB-T-Fernseher ausgestattet. Audioquellen und Navigationsansagen können kabellos über die Fahrzeuglautsprecher wiedergegeben werden. Auch sonst hat das Gerät jede Menge an zusätzlichen Funktionen an Bord.  Doch wie sieht es mit der eigentlichen Navigation aus?

Einmal mehr lassen sich die Lkw-relevanten Daten angeben – bis hin zum Gefahrgut und Tunnelkategorien. Die Routenberechnung erfolgt zügig und bei der Kartenansicht fällt auf, dass dort die Lkw-spezifischen Tempolimits angezeigt werden.

Allerdings mutet die geografische Darstellung nach wie vor altbacken an, zumindest sind die Infos aber gut lesbar. Allerdings nicht alle: Die Straßennamen in Schwarz mit weißer Kontur sind kaum zu erkennen. Weniger toll ist die Halterung, die während der Fahrt so stark wackelt, dass das mit dem ­Ablesen des Displays eine Sache für sich ist. Die Navigation erfolgt weitgehend problemlos. Außer beim Abweichen von der vor­ausberechneten Route und einem Stopp auf einem Autohof. Da will das Navi plötzlich in die falsche Richtung abbiegen.

Becker Transit 70 LMU

Das Becker Transit 70 LMU bildet den Abschluss des Tests – ist aber keinesfalls das Schlusslicht. Auch hier ist das Display nicht nur groß, sondern auch gut ablesbar. Gehalten wird es von einer stabilen und einfach zu montierenden Saugnapf-Halterung. Das Kabel wird direkt in die Halterung eingesteckt, sodass bei Bedarf nur das eigentliche Gerät abgenommen werden muss. Das Einhaken klappt fast so gut wie beim Garmin oder Tom Tom.

Zudem punktet das Becker mit einer zunächst gewöhnungsbedürftigen – dann aber durchaus bestechenden – Kartendarstellung. Die hebt und senkt sich je nach Notwendigkeit und dem gut funktionierenden automatischen Zoom. Außerdem sind alle POIs groß dargestellt und zudem per Fingerdruck auswählbar. Doch nicht nur das: Der Nutzer kann ebenfalls mit einem Fingerzeig den entsprechenden Punkt als neues Zwischenziel auswählen und sofort plant das Gerät um.

Vergleichbar mit den Live-Funktionen von Garmin sind die Becker Link2Live Pro-Dienste. Diese funktionieren ebenfalls nur über das Smartphone – und auch nur dann, wenn das Handy als sogenannter Hotspot fungieren kann.

Ergebnis

Fazit: Den Vergleichstest der Lkw-Navigationsgeräte von trans aktuell entscheiden das Becker Transit 70 LMU und das Garmin Dezl 760 LMT-D für sich. Beide punkten unter anderem mit einer guten Darstellung und einer einfachen Benutzerführung. Auch die Lkw-Routenführung funktionierte ohne Zwischenfälle. Durchdachte Zusatzfunktionen wie die optionalen Live-Dienste oder vor allem auch die großen Icons und die direkte Anwahl von POIs runden beide Geräte ab.

Dicht dahinter kommt das Tom Tom Pro 5150. Das besticht durch gutes Kartenmaterial, eine gute Benutzerführung sowie die Live-Dienste – die allerdings kostenpflichtig sind. Einzig das Display, das mit fünf Zoll für den Lkw-Einsatz etwas unterdimensioniert ist, verhindert eine höhere Platzierung und damit den Gleichstand.

Eine echte Überraschung war der Truck Navigator 8.0 von Car TFT, wobei die eigentliche Navigation ja von den Verkehrsoptimierern von PTV kommt. Lediglich das eigentliche Gerät, das von der Haptik nicht sonderlich wertig anmutet und zudem eine sehr verspielte und nur teilweise übersetzte Menüführung hat, sorgt für Abstriche.

Das Snooper Truckmate Pro S8000 ist – wenn auch ein Nachfolgegerät – buchstäblich in die Jahre gekommen. Die Darstellung ist altbacken, was aber durchaus eine subjektive Einschätzung sein kann. Die Halterung ist ebenfalls verbesserungswürdig. Darüber hinaus gab es auch bei der Navigation durchaus Luft nach oben.

Eigentlich kein Lkw-Navi ist das Blaupunkt Travel Pilot  70T – auch wenn sich der Lkw auswählen lässt. Es fehlt aber die Möglichkeit, fahrzeugspezifische Daten angeben zu können. Zudem routet das Gerät einen wie im Pkw. Da helfen auch das wertige Gehäuse sowie die gute Darstellung nicht weiter.

Vollkommen untauglich sind die beiden Geräte von Pearl. Da nutzen auch der jeweils niedrige Preis sowie die multimedialen Zusatzfunktionen nichts, wenn sie schon an der GPS-Ortung scheitern. Sie schaffen es nicht einmal, den Nutzer überhaupt zu lotsen – von falsch oder richtig navigieren ist da noch gar keine Rede.

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