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Nachhaltigkeit Logistik ist an der Schnittstelle

Foto: DB Schenker

Nicht nur bei der sozialen Verantwortung der Unternehmen sind sich Hessens Wirtschaftsminister Tarek al-Wazir (Grüne) und Schenker-Chef Dr. Hansjörg Rodi einig. Auch bei der Infrastruktur müsse einiges getan werden.

Wirtschaftlichkeit ist neben Ökologie und Sozialem die dritte Säule der Nachhaltigkeit. Und nur mit allen drei Punkten könnten Gesellschaft und Unternehmen florieren, sagen der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek al-Wazir, und Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender von Schenker Deutschland, im Gespräch mit trans aktuell-Redakteurin Ilona Jüngst.

trans aktuell: Herr Dr. Rodi, haben die deutschen Unternehmen und im speziellen die der Logistikbranche einen Nachholbedarf in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Rodi: Das Thema Nachhaltigkeit  – etwa der Umgang mit knapper werdenden Ressourcen – geht uns alle an und deshalb denke ich, dass sich die deutsche Wirtschaft mit dem Thema intensiv befasst. Das betrifft die Logistik im Speziellen, weil sie in einer weltweiten Verantwortung ist und weil der Transport, auch wenn er umweltfreundlicher abgewickelt wird, immer Emissionen nach sich zieht. Sowohl was die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit betrifft als auch soziale Themen wie die Verantwortung für Mitarbeiter weltweit – die Logistik ist sehr stark an der Schnittstelle.

Al-Wazir: Die Branche ist sicherlich eine derjenigen mit höheren ökologischen Kosten – man denke  an den Energieverbrauch oder andere Umweltauswirkungen wie etwa Lärm. Zusätzlich gibt es eine hohe Konkurrenz, das heißt: Man findet schnell einen anderen Anbieter  und einen anderen Transportweg. Deswegen gibt es hier viel zu tun – und das schließt auch die Arbeitsbedingungen ein, denn die Logistik ist ein Bereich, in dem man in 24-Stunden-Divisionen denkt. Auf der anderen Seite ist es aber so: Wenn man hier etwas verbessern kann, dann hat man wirklich etwas erreicht – denn da, wo alles am schwersten ist, ist der Effekt auch am größten. Deshalb arbeiten wir hier in vielerlei Beziehungen: von der Frage des Energieverbrauchs in der Transportkette bis zur Frage der Lärmemissionen.

Etwa in Bezug auf den Frankfurter Flughafen?

Al-Wazir: Auch da, aber bei weitem nicht nur da. Denken Sie nur an die Güterwagen im Mittelrheintal…

Herr Rodi, sind die Unternehmen der Branche auch deshalb stark gefordert, weil die Arbeitsbedingungen – Nachtschichten, Abwesenheit von der Familie – unter Umständen auch schwieriger sind?

Rodi: Wir sind so gefordert wie andere Branchen auch, die rund um die Uhr und sieben Tage die Woche gute Dienstleistungen erbringen dürfen. Dem müssen wir uns stellen, auch hinsichtlich guter Arbeitsbedingungen.

Da sind wir schon beim nächsten Thema: Infrastruktur. Auch in Hessen gibt es viele Problemstellen.

Al-Wazir: Ich meine es sehr ernst mit dem Schwerpunkt Sanierung vor Neubau – das ist meiner Ansicht nach der Schlüssel für den langfristigen Erhalt der Leistungsfähigkeit unserer Verkehrsinfrastruktur im Straßenbereich. Wir in Hessen werden in diesem Jahr eine Summe von über 700 Millionen Euro in die Bundesautobahnen und Bundesstraßen investieren, so viel wie nie zuvor. Allerdings erstmals eben mit dem Schwerpunkt auf Sanierung. Daher muss ich gleichzeitig um Verständnis bitten bei den denjenigen, die sich über Baustellen beschweren: Sanieren ohne Baustellen geht nicht. Wir versuchen das natürlich so zu organisieren, dass es zu so wenigen Beeinträchtigungen wie möglich kommt. Aber ganz lassen sich diese Beeinträchtigungen nicht vermeiden, wenn man etwa wie bei der A 45 alle Brücken neu bauen muss – und wirklich alle, vom Gambacher Kreuz bis zur Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen.

Rodi: Das Thema betrifft ja leider nicht nur Hessen – der Zustand der deutschen Verkehrsinfrastruktur bereitet uns insgesamt Sorge, vor allem im Hinblick auf die Planungssicherheit von Logistikketten. Kernaufgabe der Verkehrspolitik muss daher sein, dies zu erleichtern.

Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Schwachstellen in Hessen?

Rodi: Was uns schmerzt, ist in Teilbereichen die Situation im Fernstraßennetz. Die Dauerbaustelle A 45 im hessischen Teil und die Schiersteiner Brücke sind Themen, die an der Landesgrenze stattfinden, aber auch für uns enorme Kosten und auch das Risiko von Kundenverlusten bedeuten. Denn das heißt ja nicht nur, dass man langsamer durchkommt, sondern dass man längerfristig Standortüberlegungen anstellen muss.

In Hessen regiert eine schwarz-grüne Koalition – wie vertragen sich denn beide Partner in puncto Mobilität und Nachhaltigkeit?

Rodi: Ich habe keinen Grund, mich über die  hessische Landespolitik zu beschweren.
Al-Wazir: Ich habe immer gesagt, dass es das Spannendste in der Koalition werden wird, inwieweit wir bei Ökonomie und Ökologie diesen Gegensatz ausgleichen können. Das Ziel heißt ganz klar: ökonomische Wettbewerbsfähigkeit und gleichzeitig mehr Ökologie. Das ist am Ende die Chance, die grüne Wirtschaftspolitik bietet. Und ich finde, dass das bisher gut begonnen hat.

Herr Rodi, in Zusammenhang mit der Infrastruktur wird auch immer wieder über die richtige Finanzierung geredet. Sind aus Sicht des Logistikers öffentlich-private Partnerschaften noch sinnvoll?

Rodi: Empirisch ist der Erfolg von privat-finanzierten Erweiterungen zumindest in puncto Schnelligkeit nicht von der Hand zu weisen. Ich glaube daher, dass mehr Nutzerfinanzierung  ein Erfolgsfaktor ist, ohne dass wir über eine Privatisierung von Netzen reden müssen.

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