Schließen

Moviiu digitalisiert Kunsttransport Transport ist eine Kunst

Foto: Moviiu, Adobe Stock/photoschmidt; Montage: Marcus Zimmer

Das Start-up Moviiu erleichtert mit einer KI-basierten Lösung für Kunden den Auftragsprozess. Eine besondere Herausforderung ist die Verpackung. Was beim Transport von wertvollen Kunstobjekten noch wichtig ist.

Die Objekte sind oft seit hunderten von Jahren dieselben – aber der Transport verändert sich. Denn die Digitalisierung macht auch vor der Kunstszene nicht Halt. Das zeigt das Beispiel des Start-ups Moviiu. In Frankreich und der Schweiz ist das gleichnamige Online-Tool der Firma mit Hauptsitz in Genf (Schweiz) bereits seit 2020 verfügbar. „Wir hatten in der Corona-Zeit Kapazitäten für die Entwicklung frei“, sagt Matthias Philipp, der bei Moviiu für den deutschen Standort verantwortlich ist.

Seit November 2023 gibt es die digitale Lösung Moviiu, die an die gängigen E-Commerce-Plattformen erinnert, auch für den deutschen Kunstmarkt. „Deutschland hat eine interessante Kunstszene“, sagt Philipp im Gespräch mit trans aktuell. Anders als in Frankreich, wo sich die Kunstszene hauptsächlich in Paris befindet, oder in der deutlich kleineren Schweiz, zählen in Deutschland einige Städte zu den Hotspots: Berlin, Köln, Düsseldorf und München.

Moviiu arbeitet mit Knab Art Handling zusammen

Moviiu ist ein eigenfinanziertes Start-up, das auf organisches Wachstum setzt. In Deutschland arbeitet das junge Unternehmen mit der Schwesterfirma Knab Art Handling zusammen, nutzt deren Lagerflächen am Hauptsitz in Düsseldorf und in Berlin. Im Laufe dieses Jahres soll ein weiterer Standort in München hinzukommen.

Der Service von Moviiu bietet zwei Möglichkeiten. Entweder buchen die Kunden den sogenannten White-Glove-Service, bei dem – gemäß dem englischen Namen – Mitarbeitende das Kunstwerk mit weißen Handschuhen einpacken, ins Lager fahren und sich um den Transport zum Kunden kümmern. Dort angekommen, packen sie es aus und hängen es auf. Natürlich mit weißen Handschuhen, um die wertvolle Ware nicht zu beschädigen.

Die zweite Möglichkeit: Der Versender bekommt nach Eingang der Bestellung die Verpackung nach Hause geliefert, packt die Ware ein und bucht über die Plattform den Transport. Wie bei anderen Liefermodellen wird der Kunde über die einzelnen Versandschritte informiert. „Bei dieser Lösung ist der Kunde am Prozess beteiligt“, sagt Philipp. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erhalten Versender und Empfänger in Sekundenschnelle die wichtigsten Infos wie Transportpreis, Versandbedingungen und die optimale Verpackungsgröße. Die smarte Lösung ist laut Philipp einfach zu handhaben und macht den Nutzern keine Probleme. Oft handelt es sich um Kunden aus dem B2B-Bereich, wie zum Beispiel Auktionshäuser, Galerien, Sammler und generell Kunstliebhaber.

Das Produkt steht im Mittelpunkt

Moviiu ist Mitglied der französischen Chenue-Gruppe und kann auf ein Netzwerk von 15 Schwesterfirmen zurückgreifen. „Das hat uns den Start erleichtert“, sagt Philipp, der selbst aus der Kunstszene kommt. Neben der Pressearbeit bei der Berlin Art Week hat er bereits eine Ausstellung über deutsche Handwerkskunst geleitet.

Drei Jahre ist er dafür durch die Welt gereist, organisierte zusammen mit seinem Team alles selbst. „Dabei hatte ich viel mit Logistik zu tun.“ Er fand Gefallen an dem Bereich und ist so im September 2023 bei Moviiu gelandet, um den deutschen Standort zu managen und ihn bei den Kunden bekannt zu machen. „Kunsttransporte sind eine tolle Nische, weil das Produkt absolut im Mittelpunkt steht und besondere Aufmerksamkeit verlangt“, sagt Philipp. Das zeigt sich vor allem bei der Verpackung. Die Verpackungsmaterialien benötigen mehr Lagerfläche als die Objekte selbst. Denn die werden ja von Galerien, Sammlern oder Ausstellungen zu den Kunden geliefert und müssen in der Regel nur kurz zwischenlagern.

Ware landet in Panzerkarton

Die Verpackung allerdings ist komplex. Viele Kunstspeditionen nutzen maßgefertigte Holzkisten. Moviiu verschickt die Ware in Panzerkarton, der zu allen Seiten hin mit recycelbarem Schaumstoff ausgelegt ist. Ein weiterer Rahmen um das Gemälde soll Stöße abfedern. Eine Folie aus Pergamynpapier bietet zusätzlichen Schutz. „Wir haben viele Tests durchgeführt und uns gemeinsam mit den Kunstpackern gefragt, was die beste Verpackungsart ist“, sagt Philipp. Das Ergebnis ist eine Verpackung, „mit der man theoretisch Eier transportieren kann“, wie Philipp mit einem Augenzwinkern sagt.

Das ist wichtig, denn bei der Ware handelt es sich um Gemälde, Skulpturen oder andere Kunstobjekte – teilweise mehrere hundert Jahre alt. „Wir haben zum Beispiel eine Figurengruppe der Porzellan-Manufaktur Meissen transportiert.“ Ein Picasso und ein Gemälde des französischen Malers Félix Vallaton waren auch schon dabei. Generell sei die Kunstbranche sehr diskret, sodass er keine weiteren Namen preisgeben kann.

Moviiu transportiert nur verkaufte Objekte und keine sogenannten temporären Exporte wie zum Beispiel Exponate für Kunstausstellungen oder Museen. „Das könnten wir nicht mehr leisten“, sagt Philipps. Außerdem sind die von Moviiu transportierten Objekte nicht teurer als 100.000 Euro. Die Versicherung des Unternehmens deckt diesen Wert ab, falls beim Transport etwas schief geht. Auch die Kunden können über die Plattform eine Versicherung abschließen.

Die Lkw dürfen unterwegs nicht geöffnet werden

Viel ist aber bisher nicht passiert, denn die Sicherheit der Objekte spielt beim Transport eine große Rolle. Im Unterschied zu herkömmlichen Kunstspeditionen setzt Moviiu nicht auf lange Straßentransporte. Denn wegen der Versicherung darf der Lkw mit der Ware an Bord unterwegs nicht geöffnet werden. Selbst wenn das möglich wäre: Die Kunstwerke sind oft so sperrig, dass keine Zuladung möglich ist.

Moviiu dagegen greift beim Abholen und Ausliefern auf die gängigen KEP-Dienstleister zurück. Die Fahrzeuge sind immer voll beladen. „Unsere Moviiu-Verpackung macht dies möglich, da sie platzsparend und stapelbar ist“, sagt Philipp. Der lange Transportweg läuft dann per Luftfracht, wo der Raum ebenso komplett ausgenutzt wird. „Auf die Tonne Fracht gerechnet, ist Luftfracht tatsächlich nachhaltiger als ein zur Hälfte beladener Lkw, der durch Europa fährt.“ Die Kunstbranche ist für die Logistik eben eine besondere Nische mit speziellen Anforderungen an den Transport.

Das Unternehmen

  • Moviiu bietet eine digitale Versandlösung für Kunstwerke
  • Hauptsitz: Genf (Schweiz), weitere Standorte in Paris, Berlin und Düsseldorf
  • Gehört zur französischen Chenue-Gruppe mit einem Netzwerk von 16 Kunstspeditionen, das an 22 Standorten auf fünf Kontinenten aktiv ist
  • Arbeitet in Deutschland mit Knab Art Handling zusammen
  • Rund 40 Mitarbeitende in Deutschland
Unsere Experten
Jan Bergrath Jan Bergrath Journalist
Carsten Nallinger Carsten Nallinger Lkw-Navigation
Aktuelle Fragen Arbeitszeit: Anfahrt zum Stellplatz Ist die Anfahrt zum Lkw-Stellplatz Arbeitszeit? Digitacho (Nachrüstpflicht) Gibt es eine Digitaltacho-Nachrüstpflicht für alte Lkw? Ziffer 95 und Überführungsfahrten Brauche ich die Ziffer 95 für Überführungsfahrten?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

Who is Who
Who is Who Nutzfahrzeuge 2019 WHO IS WHO Nutzfahrzeuge

Alle Hersteller, Zulieferer und Dienstleister für Nutzfahrzeugflotten.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.